Testzelt statt Festzelt

von Redaktion

Corona-Testzentrum an der Loretowiese wieder geöffnet

Rosenheim – Mit dem Auto zum Corona-Test: Seit gestern können sich Bürger beim Testzentrum an der Loretowiese auf das Virus testen lassen. Dieses Mal aber mit einer entscheidenden Änderung: Durften beim ersten Zentrum nur Patienten nach einer Überweisung von ihrem Arzt erscheinen, steht es nun jedermann zu Verfügung. Mit einer Ausnahme: Menschen mit Erkältungssymptomen müssen sich stattdessen an den Hausarzt wenden, wie Dr. Wolfgang Hierl, Leiter des Gesundheitsamtes Rosenheim, erklärte. Das Gleiche gelte für Menschen, die über die Corona-Warn-App über eine Risikobegegnung informiert wurden. „Sonst ist das Risiko zu hoch, andere während der Wartezeit zu infizieren.“

Anmeldung per
QR-Code am Handy

Eng an eng stehen die Autos auf der Loretowiese, kein unübliches Bild. Doch heute weisen Absperrungen und Verkehrshütchen den Weg zu einem großen weißen Zelt. Dort nehmen die Helfer in Weiß im Minutentakt die Abstriche aus Mund und Nase. Diese Doppeltestung erhöhe die Treffsicherheit bei den Tests. „Wir vom Gesundheitsamt haben den Mund-Nase-Abstrich als unseren Standard festgelegt. Der Proband soll die größtmögliche Sicherheit haben“, erläutert Hierl. Die Bürger müssen sich im Vorfeld online anmelden.

Über die drei Spuren für Autofahrer und eine für die Fußgänger kommen die Bürger im Stop-and-go zu den Teststationen. Hier läuft alles digital: Eine Frau vom Sicherheitsdienst drückt jedem einen Zettel mit QRCode in die Hand. Über diesen oder direkt über die Webseite gelangt der Proband zu einem Onlineformular. Kurz die Daten eingetragen – darunter Name, Geburtsdatum und Aufenthaltsort – dann heißt es: Weiter im Auto warten.

Der digitale Weg war eine bewusste Entscheidung, wie Hierl mitteilt. Nach der Corona-Testpanne an den bayerischen Autobahnen hätte man sich bewusst dazu entschieden, um den Prozess zu beschleunigen und erneute Fehler zu vermeiden. Doch diese Neuerung sei noch nicht ganz bei den Bürgern angekommen. „Leider war das vielen noch nicht bewusst, sie kamen ohne Smartphone“, so Meyrl. Da musste dann die analoge Form, mit Stift und Papier, herhalten. „Wir empfehlen aber dringend, das Online-Tool zu benutzen. Außerdem immer das Smartphone und den Ausweis mit sich führen“, rät Meyrl. Denn dann kann auch schon der Abstrich genommen werden. Mund auf, Stäbchen rein, dann tief in die Nase. Die Daten vom Handy und von der Kanüle mit dem Stäbchen werden gescannt. „Hier ist jetzt alles aus einer Hand“, so Hierl.

Helfer von der
Ambulanz Rosenheim

Denn vor einigen Monaten, als die Stadt zum ersten Mal die Teststation errichtete, war diese noch in privater Trägerschaft, wie Hierl erklärt. Medizinstudenten halfen aus, entnahmen die Proben bei den Patienten. Eine Überweisung vom Arzt war Pflicht. Nun ist das Testzentrum Teil der bayerischen Teststrecke. Die Landkreise, Städte und Kommunen ziehen deshalb an einem gemeinsamen Strang: „Nur wenn man breit testet, kann man sichergehen, dass man Infizierte findet“, so Hierl. Unter den Masken und den Ganzkörperanzügen stecken heute die Helfer der Ambulanz Rosenheim. Ihre Hände sind bedeckt mit Handschuhen, die Handgelenke sind eingewickelt in Tape. So bleibt kein Zentimeter Haut unbedeckt. Eine Brille aus Plexiglas schützt die Augen. Christian Jäger, Betriebsleiter der Ambulanz, berichtet: „Seit Tag eins sind wir mit dabei. Wir halfen in Asyl- und Altenheimen, auch auf der A93 waren wir im Einsatz.“ Immer vor Ort: Ein Sanitätsdienstleiter, der den Überblick behalten soll. „Es ist auch wichtig, dass sich unsere Helfer hier an die Pausen halten.“

Einer der 15 Helfer ist Ahmadjawad Noorcai. „Der Test kann schon mal unangenehm sein, da wir die Probe tief aus Nase und Mund nehmen müssen“, weiß er. „Dafür ist er schnell vorbei.“ Denn immerhin wartet auf die Helfer ein ganz schönes Tempo: Noch vor einigen Monaten war von 150 Testungen pro Tag die Rede. Nun liegt laut Stadtbrandrat Meyrl die Kapazität mit 1000 möglichen Tests am Tag um ein Vielfaches höher. „Ich denke allerdings auch, dass wir das ausschöpfen werden.“ Am ersten Tag seien die Probanden erfahrungsgemäß allerdings noch zurückhaltend, so Stadtbrandrat Hans Meyrl.

Ergebnisse gehen
ans Gesundheitsamt

Wie lange die Auswertung eines Ergebnisses dauert, können er und Hierl noch nicht sagen. „An den Autobahnen dauert es 24 bis 48 Stunden. Wir hoffen natürlich auch, dass wir ein zügiges Ergebnis liefern können.“ Die positiven Testergebnisse werden laut Hierl an das Gesundheitsamt weitergeleitet. Den negativen Bescheid erhalten die Bürger über das Labornetzwerk eurofins. Bis auf Weiteres wird noch bis Ende des Jahres getestet. „Dann müssen wir weitersehen, wie sich die Pandemie entwickelt“, so Dr. Wolfgang Hierl. Bis dahin ist das Testzentrum von Montag bis Freitag jeweils von 10 bis 16 Uhr geöffnet.

Zweittest nur nach positivem Ergebnis

Die Corona-Verschärfungen der vergangenen Woche haben für einige Verwirrung bei den Bürgern gesorgt: So auch bei einem Rosenheimer, der mit seiner Familie am 24. August aus dem Urlaub zurückkehrte, einem Risikogebiet. Er las online, dass Stadt und Landkreis Rosenheim in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt Kontaktbeschränkungen erlassen hatten. Mit sofortiger Wirkung, wie es damals in beiden Pressemitteilungen hieß. Dazu zählte für Reiserückkehrer aus Risikogebieten der verpflichtende zweite Test nach fünf bis sieben Tagen. Dieser ist laut beider Pressemitteilungen Voraussetzung für die Aufhebung der häuslichen Quarantäne.

Der Rosenheimer und seine Familie gingen sofort in Quarantäne, warteten nach einem negativen Bescheid auf den Zweittest. Dennoch blieben Fragen offen. Der zweite Test sei nur im Falle eines vorherigen positiven Ergebnisses notwendig, wie der städtische Pressesprecher Thomas Bugl schon damals unserer Zeitung erklärte. „Die Infektion kann bereits einige Tage zurückliegen, nach einem Zeitraum von fünf bis sieben Tagen kann das Testergebnis wieder negativ ausfallen.“ War in den Pressemitteilungen noch von „sofortiger Wirkung“ die Rede, traten die Beschränkungen jedoch erst zwei Tage später, nämlich am 26. August, offiziell in Kraft. Eine Diskrepanz von zwei Tagen. „Wenn die Bürger sich schon früher an die neuen Verschärfungen gehalten haben, ist das im Sinne des Infektionsschutzes“, so Bugl. Auch das Landratsamt nahm dazu auf Nachfrage Stellung: Nach Angaben der Behörde mag es formal richtig sein, dass die neue Allgemeinverfügung erst mit Veröffentlichung im Amtsblatt am 26. August in Kraft getreten ist. „Im Hinblick auf den Infektionsschutz der Rosenheimer Bevölkerung war es aber entscheidend, so schnell wie möglich zu reagieren und die Bevölkerung zu informieren.“ So hatte der Rosenheimer im Sinne des Infektionsschutzes sein Soll mehr als nur erfüllt. ahm

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