Erst spät auf Betriebstemperatur

von Redaktion

Holpriger Start bei Corona-Tests – Warum Geschwindigkeit wichtig ist

Rosenheim – Bayern hat eine Teststrategie gegen Corona. Aber geht die auch auf? Rosenheim hat in den vergangenen zehn Tagen eigene, gemischte Erfahrungen damit gesammelt. Wie schon bei den Teststationen an den Autobahnen gibt es auch nach Tests auf der Loretowiese im Herzen Rosenheims Klagen: Die Zeit, bis Ergebnisse vorliegen, wurde gerade in der Anfangszeit beträchtlich überschritten. Das meldeten Leser, das ergab aber auch der Selbstversuch von Reportern der OVB-Heimatzeitungen: Statt der versprochenen 24 bis 48 Stunden dauerte es fünf Tage, bis das (negative) Testergebnis vorlag.

Das Verfahren hat mittlerweile Betriebstemperatur erreicht. Thomas Bugl, Sprecher der Stadt, sagt: „Inzwischen ist der hier vorliegende Kenntnisstand, dass die Testate ganz überwiegend innerhalb von zwei Tagen bei den Testpersonen vorliegen.“ Tom Ottitsch („Tatis Bar“ in Rosenheim) machte die Erfahrung des Wartens. Er und einige Spezln hatten Kontakt mit einem Freund mit corona-typischen Symptomen gehabt, einer sogenannten Risikoperson. Also nichts wie hin zum Test – und dann langes Warten. Fünf Tage dauerte es, bis er sein Ergebnis im E-Mail-Postfach vorfand: negativ, kein Corona!

An der Station
selbst lief‘s gut

Für ihn als Selbstständigen besonders ärgerlich: Für Personal und Wirt bedeutet jeder Wartetag in Quarantäne einen Tag weniger, an dem man mit Gästen zu tun haben darf. Gastronomie ist nun einmal das Gegenteil von Homeoffice. „Ich als selbstständiger Gastronom bin eh der Oberdepp. Da hält man sich wirklich vorbildlich an alle Regeln und wird dann nach allen Regeln verarscht.“

„Tests sind die Grundvoraussetzung dafür, Infektionsketten zu durchbrechen“, sagte Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU).

An der Teststation an der Loretowiese lief es mit Wiederaufnahme des Betriebs gut. Reporter der OVB-Heimatzeitungen konnten bestätigen, dass man – auch dank Online-Anmeldung nicht lange warten musste und dass die Mitarbeiter von Rosenheimer Ambulanz und Eurofins das Verfahren freundlich, professionell und effizient durchzogen.

Warum der zweite
Test so wichtig ist

Rund 300 Menschen täglich nahmen die Tester an der Loretowiese Abstriche ab, die Kapazitäten würden sogar bis 1000 reichen. Landrat Otto Lederer (CSU) und Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März (CSU) überzeugten sich erst kürzlich bei einem Besuch auf der Loretowiese davon, dass die Anlage funktioniert.

Aber wo hakte es dann? Thomas Bugl unterstreicht, dass Stadt und Landkreis Rosenheim selbst davon ausgegangen seien, dass die Testergebnisse nach 24 bis 48 Stunden vorliegen. Doch habe es eine „auffallende Anzahl“ von Testungen gegeben, „bei denen die vorhin genannten Zeitvorgaben offensichtlich nicht eingehalten werden“. Man habe Eurofins daher um Aufklärung gebeten. Offenbar mit Erfolg. Zuletzt kamen die Ergebnisse deutlich schneller, wie auch Rosenheims Stadtbrandrat Hans Meyrl berichtet: „Die Rückmeldungen sind mittlerweile hervorragend.“ Viele Mediziner sehen einen zweiten Test als dringend geboten an. Denn: Ein erster negativer Test muss noch keine endgültige Entwarnung sein – wegen der bis zu 14-tägigen Inkubationszeit des Virus. Wer wirklich sichergehen will, sollte nach sechs und nochmals nach 14 Tagen weitere Corona-Tests machen. So wie Manfred Beushauen (68) aus Stephanskirchen. „Die Viren haben 14 Tage Inkubationszeit. Selbst nach einem negativen Erstergebnis kann man noch an Covid-19 erkranken“, sagt er.

Für Reiserückkehrer
gelten strenge Regeln

Dem hat sich die Stadt Rosenheim in ihrer Allgemeinverfügung an die Adresse von Reiserückkehrern angeschlossen. Wer aus einem Risikogebiet in die Stadt zurückkehrt, muss in Quarantäne. Und zwar so lange, bis ein weiterer Corona-Test vorgelegt wird, vorgenommen am fünften bis siebten Tag nach der Einreise.

Der erste Test kann noch im Urlaubsland absolviert werden, darf bei der Einreise aber nicht älter als 48 Stunden sein. Auf der Loretowiese darf man sich allerdings nur ohne Symptome testen lassen. Die Anmeldung unter https://rosenheim.coronatest.bayern/ ist zu empfehlen.

Höchste Fallzahl Deutschlands

Mit einer Inzidenzzahl von 69,5 – also fast 70 Neuinfektionen innerhalb von sieben Tagen, hochgerechnet auf 100000 Einwohner – ist Rosenheim die am stärksten betroffene Stadt Deutschlands (Stand 10. September). Mit Memmingen liegt auch die Stadt mit den zweithöchsten Fallzahlen (63,9) in Bayern. Platz drei – auch in Bayern – geht an Würzburg mit einer Inzidenzzahl von 52,9. „Ein Grund für die im Vergleich zu anderen Bundesländern höheren Fallzahlen könnte die vergleichsweise hohe Zahl an risikoorientierten Testungen auf SARS-CoV-2 in Bayern sein“, heißt es diesbezüglich vonseiten des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL).we

Corona-Fall an der FOS/BOS

Schreckmoment an der Beruflichen Oberschule Rosenheim (FOS/BOS): Hier war gestern ein Schüler einer zwölften Klasse positiv auf das neuartige Coronavirus getestet worden – woraufhin die gesamte Klasse umgehend in Quarantäne geschickt wurde. Das bestätigte Schulleiter Dr. Marko Hunger. Die Klassenkameraden sollen sich heute einem Corona-Test unterziehen. Die Schulleitung steht diesbezüglich in engem Austausch mit dem Gesundheitsamt Rosenheim. Zudem sei die gesamte „Schulfamilie“ über den Positivfall informiert worden. Lichtblick: Der betroffene Schüler hatte offenbar nur am Dienstag den Unterricht besucht, zudem gilt eine strenge Maskenpflicht auf dem Schulgelände, die Hunger zufolge auch diszipliniert eingehalten wird. „Ich bin zuversichtlich, dass in dieser Klasse kein weiterer Fall nachkommt.“ Die betroffene Klasse muss nun für 14 Tage in Quarantäne. Die Schüler sollen von Freitag an online beschult werden.rg

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