Rosenheim – Mehr Gewalt als je zuvor sehen sich Beamten des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd ausgeliefert. Das ergab eine entsprechende Auswertung für das Jahr 2019. Im Vergleich zum Jahr 2018 war im Vorjahr eine nicht unerhebliche Zunahme von 9,2 Prozent auf 770 Fälle zu verzeichnen. 1853 Polizeibeamte wurden Opfer einer solchen Straftat, was einem Anstieg von 12,4 Prozent entspricht. Bei der Tatverdächtigenstruktur sind die Faktoren „männlich“, „deutsch“ und „alkoholisiert“ am häufigsten.
Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums mit neun Landkreisen und der kreisfreien Stadt Rosenheim kam es 2019 mit 770 Fällen von Gewalt gegen Polizeibeamte zu einem neuen Höchststand (plus 65 Fälle mehr als 2018). Während diese Straftaten bayernweit um 3,5 Prozent auf 7959 Fälle angestiegen sind, fiel der prozentuale Anstieg mit 9,2 Prozent im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd nochmals höher aus. Der Großteil der erfassten Delikte waren Widerstand (217 Fälle) beziehungsweise tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte (196 Fälle), (gefährliche) Körperverletzungen (56 Fälle), Beleidigungen (260 Fälle), Gefangenenbefreiungen (fünf Fälle) und Bedrohungen (33 Fälle).
„Es macht mich fassungslos, dass Gewalt, tätliche Angriffe sowie verbale Bedrohungen und Beleidigungen gegen Polizeibeamte zunehmen. Selbst bei nichtigen Anlässen und alltäglichen Einsätzen kommt es zu Gewaltausbrüchen gegen Polizisten“, so Polizeipräsident Robert Kopp. Und weiter: „Ich meine, es muss uns alle sehr nachdenklich machen, wenn meine Kollegen im südlichen Oberbayern inzwischen mindestens zweimal am Tag zur Zielscheibe beziehungsweise Opfer von Respektlosigkeit, Frustration und Aggression werden. Auch der vorausgehende Konsum von Alkohol oder Drogen kann und darf hier niemals eine Entschuldigung sein. Gewalt gegen Polizeibeamte und andere Einsatzkräfte – selbst wenn diese nur aus Worten besteht – ist nicht akzeptabel.“ Er begrüße daher verbesserte Ausstattung zum Schutz unserer Polizeibeamten, wie die Bodycam, ebenso, wie die Verfolgung dieser Straftaten und eine angemessene Bestrafung durch die Gerichte. Deutlich werde die Situation an folgendem ausgewählten Sachverhalt: Polizeibeamte wurden im Sommer 2019 im Stadtgebiet von Rosenheim zu einem Streit in einer Parkanlage gerufen. Einer der Beteiligten, ein zur Tatzeit 42-jähriger alkoholisierter Mann mit deutscher Staatsangehörigkeit wurde von den Beamten kontrolliert.
Um weitere Sicherheitsstörungen zu verhindern, sollte der aggressive Mann von den Polizeibeamten aus der Grünanlage verwiesen werden. Davon unbeeindruckt ballte dieser die Fäuste und fuchtelte mit den Händen vor dem Gesicht eines Polizeibeamten herum. Als dies unterbunden werden sollte, versuchte der Beschuldigte den Beamten mit einem gezielten Kopfstoß zu verletzten. Der Polizist konnte ausweichen und blieb unverletzt. Im Präsidialbereich Oberbayern Süd erhöhte sich die Zahl der geschädigten Polizeibeamten 2019 um 12,4 Prozent auf 1853 (Vorjahr 1649). Betroffen waren in 1469 Fällen männliche Polizeibeamte, in 384 Fällen Polizeibeamtinnen. Nicht immer geht es so glimpflich für die Einsatzkräfte aus, wie im beschriebenen Fall: 200 unserer Polizeibeamten wurden 2019 bei Angriffen und Tätlichkeiten verletzt und waren aufgrund dessen teilweise vorübergehend nicht mehr dienstfähig. Resultat waren insgesamt 81 Dienstausfalltage, da die Angriffe auch zu erheblicheren Verletzungen bei den Einsatzkräften geführt haben.
Der von Gewalt gegen Polizeibeamte am meisten betroffene Funktionsbereich ist der Wach- und Streifendienst mit 1595 Fällen. Die meisten Täter sind deutsche Staatsangehörige. Bei den insgesamt 587 festgestellten Tatverdächtigen lag der Anteil der Deutschen bei 71 Prozent (417). Bei den meisten Tätern handelte es sich um erwachsene Personen (82 Prozent). Der Rest entfällt auf Jugendliche (sechs Prozent) und Heranwachsende (zwölf Prozent).
Knapp 60 Prozent der Tatverdächtigen standen zur Tatzeit unter Alkoholeinfluss, weitere sieben Prozent hatten vorher Rauschgift und/oder Medikamente konsumiert.