Rosenheim – Die Stadt Rosenheim ist, was die Inzidenzzahl betrifft, aktuell nicht unter Bayerns Top Drei. Für Entspannung aber besteht kein Anlass. Aber warum sind in Rosenheim die Corona-Zahlen anhaltend hoch? Liegt das an den Reiserückkehrern? Oder wird andernorts einfach weniger getestet? Darauf gibt es nun Hinweise. Vergangene Woche gab ein Sprecher des Bayerischen Gesundheitsministeriums auf Nachfrage der OVB-Heimatzeitungen die Gesamtzahl im Sieben-Tages-Mittel bei 5769 Tests pro Tag an. Rechnet man diese Zahl auf die über 80 Testzentren des Freistaats um, kommt man im Schnitt auf rund 70 Testungen pro Tag und Testcenter. In der Rosenheimer Station auf der Loretowiese hingegen verzeichnete man bis zu 300 Tests pro Tag. Selbst wenn man die vergleichsweise hohe Einwohnerzahl von Landkreis und Stadt in Rechnung stellt, liegt die Rosenheimer Testaktivität ums Doppelte über dem Bayern-Schnitt.
Lage entspannt
sich leicht
Mehr Tests heißt: Mehr positive Ergebnisse und Fälle, die ansonsten im Falle eines leichten Verlaufs unsichtbar geblieben wären. Ist in der Region Rosenheim die Test-Akzeptanz höher? Gut möglich, meint eine Sprecherin des Innenministeriums, zumal Rosenheim als Hotspot lange in den Schlagzeilen gewesen sei.
Derweil bestimmen weiter starke Schwankungen das Bild der Corona-Landkarte. In der Stadt Rosenheim hat sich die Lage leicht entspannt. Gestern verzeichnete das Robert-Koch-Institut einen Wert von 42,6 und damit deutlich unter dem Spitzenwert von knapp unter 70.
Aufregung dagegen in Garmisch-Partenkirchen, wo der Wert schlagartig auf über 50 stieg. Eine junge Frau soll dafür Verantwortung tragen. Der mutmaßlichen Superspreaderin steht möglicherweise Ärger ins Haus. Wie das Polizeipräsidium Oberbayern Süd in Rosenheim bestätigte, wurden Ermittlungen gegen die 26-Jährige eingeleitet. die trotz Corona-Symptomen durch Kneipen getourt war. „Ermittelt wird wegen fahrlässiger Körperverletzung“, sagt Stefan Sonntag, Sprecher des Polizeipräsidiums Süd.
Ein Vergehen, mit der die Polizei in der Region Rosenheim offenbar kaum zu tun hat. „Partiell ist Verdruss zu spüren, also bei Einzelnen“, sagt Stefan Sonntag. „Aber insgesamt muss man sagen, dass die Bevölkerung sehr diszipliniert ist, und das schon über viele Monate hinweg. Die Menschen haben die Regeln sinnhaft angenommen. Deswegen halten sich alle an die Vorgaben.“
Jeden Tag führen Beamte in den neun Landkreisen des Bereichs des Polizeipräsidiums Süd sowie der kreisfreien Stadt Rosenheim Hunderte von Kontrollen durch. Am Montag waren es 1535 Kontrollen, dabei stellten die Polizisten nach Angaben des Präsidiums 23 Verstöße fest, sechs kamen zur Anzeige.
Eine Woche zuvor kontrollierte die Polizei 760 Male, stellte vier Verstöße fest, zeigte aber niemanden an. Es komme, so fasst es Sonntag zusammen, auch darauf an, wie einsichtig sich der Betreffende verhalte. Nicht jeder, der etwa aus Schusseligkeit ohne Maske durch die Bahnhofshalle spaziere, werde sogleich abgestraft.
Offenbar muss die Polizei auch relativ selten eingreifen, weil jemand nach Rückkehr aus einem Risikogebiet oder positivem Test gegen die Verpflichtung zur Quarantäne oder häuslichen Isolation verstößt. Dass die Polizei einschreiten und Menschen in Gewahrsam nehmen muss, weil sie beharrlich gegen die Quarantäne verstoßen, komme bayernweit nur in Einzelfällen vor.
Die Zahl der Quarantänefälle insgesamt in der Region ist nicht bekannt. Das Landratsamt führt seit der Umstellung auf ein digitales Verfahren keine Gesamtstatistiken mehr.
Die Infizierten und enge Kontaktpersonen seien im Gesundheitsamt Ermittlern fest zugeordnet, sagt Ina Krug, Sprecherin des Landratsamts. Somit habe jeder Mensch seinen festen Ansprechpartner und verbindliche Ansage, und so werde die Quarantäne überwacht. Bei jedem Ermittler sei bekannt, wer sich gerade in Quarantäne befinde. Die Gesamtzahl aber lasse sich nur mit großem Aufwand statistisch auswerten.
Gesundheitsamt hat
Personal aufgestockt
Um Infektionswege und Quarantäne überwachen zu können, hat das Gesundheitsamt jedenfalls personell aufgerüstet. 20 Stellen hat die Behörde zur Nachverfolgung von Kontaktpersonen erhalten, „die Stellen sind weitgehend besetzt“, sagt Krug. Zur Aufstockung des Stammpersonals wurden von der Regierung 15 Stellen zugewiesen, sie sollen in den nächsten Wochen besetzt werden.
Wie viele Fälle unentdeckt bleiben, weil zum Beispiel Reisende aus Risikogebieten sich nicht an die Quarantänepflicht halten und nicht testen lassen, ist unbekannt. Allerdings meldet die Stadt Rosenheim, dass zehn Rückkehrer wegen verspäteter Meldung beim Gesundheitsamt einen Bußgeldbescheid über 150 Euro zugestellt bekamen.