Prien – Mehrere Granaten hatten am Mittwoch gegen 17.30 Uhr Urlaubsgäste entdeckt und die Seebrucker Wasserwacht verständigt. Die Badegäste waren gleich darauf vom Fundort verschwunden, berichtet Roland Kempf, Leiter der Wasserschutzpolizei (WSP) Prien. Ein Wasserwachtler hatte dann die Polizei verständigt. Mit einer Unterwasserkamera konnten Aufnahmen der Kriegsrelikte gefertigt und an den Kampfmittelräumdienst übermittelt werden.
Der Fundort lag etwa 100 Meter von Ufer entfernt bei Seebruck in der Nähe der Linie, auf der die Dampfer der Chiemseesschifffahrt fahren. Dass Munition aus dem Zweiten Weltkrieg von Dampfern oder anderen Schiffen durch die Verwirbelungen der Schrauben freigelegt werden, sei keine Seltenheit, mutmaßt Kempf, warum die Munition jetzt aufgetaucht ist. Zudem ist der Wasserstand gerade etwa zehn Zentimeter niedriger als im Jahresdurchschnitt. Deshalb können Badegäste im Flachwasser, das besonders am Nordufer häufig ist, weiter in den See waten, ohne schwimmen zu müssen.
Die WSP schickte Fotos des Funds zum Kampfmittelräumdienst nach München. Weil die Spezialisten die Granaten als gefährlich und mit erheblicher Explosionsgefahr einstuften, wurde entschieden, sie noch am späten Abend zu bergen. Das war nicht ganz einfach, schildert Kempf, weil zur Dunkelheit auch noch auflandiger Wind aufkam. In den späten Abendstunden konnte dann Entwarnung gegeben werden. 13 scharfe Sprengzünder und eine Granate wurden aus circa eineinhalb Metern Wassertiefe geborgen. Der Kampfmittelräumdienst nahm die Granaten mit.
Munitionsfunde beschäftigen die Wasserschutzpolizei am Chiemsee jedes Jahr mehrfach. Immer wieder tauchen Fundstücke aus dem Krieg auf. 2019 musste eine Handgranate bei Chieming vor Ort gesprengt werden, weil ein Abtransport zu riskant gewesen wäre, so Kempf. Die Wasserschutzpolizei weist in diesem Zusammenhang drauf hin, dass insbesondere bei niedrigen Wasserständen an den Gewässern immer wieder mit Munitionsfunden gerechnet werden muss. Beim Auffinden von verdächtigen Gegenständen dürfen diese auf keinen Fall berührt oder gar selbstständig geborgen werden, da von Blindgängern immer eine Explosionsgefahr ausgehen kann. Es ist stets die Polizei zu informieren.Dirk Breitfuss