Rosenheim/Landkreis – Die Landwirte in Stadt und Landkreis Rosenheim haben ihre jährliche Erntebilanz gezogen. Kreisobmann Josef Bodmaier ist mit dem Milchpreis nicht zufrieden, wie er im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen erklärte. Ein Trost: Wenigstens der Holzpreis ist gestiegen. Auch die Auswirkungen der Corona-Krise machten sich heuer bemerkbar.
Mehr Niederschlag
als in den Vorjahren
Nachdem in den vergangenen beiden Jahren noch Trockenheit die Region geprägt hatte, hat es nun die vom Kreisvorstand langersehnten Regenschauer gegeben. Gerade für den Mais sei es ein gutes Jahr gewesen, so stellvertretender Kreisobmann Klaus Gschwendtner. Der Regen konnte auch die Grasernte nach Einbußen im Vorjahr normalisieren.
Besonders in der Almwirtschaft, die für den südlichen Landkreis einen wesentlichen Teil der Landwirtschaft darstellt, freute man sich über den stärkeren Niederschlag, erklärte Kreisbäuerin Katharina Kern: „Für uns wäre ein weiteres trockenes Jahr dramatisch gewesen.“ Die Wasserspeicher seien wieder vollständig aufgefüllt.
Schädlingsdruck deutlich gestiegen
Die Regenschauer seien sehr kurz, dafür umso heftiger gewesen. Das habe besonders im Flachland Probleme bereitet, da der Boden die Wassermengen nicht so schnell aufnehmen konnte, bilanzierte der Vorstand. Beim Getreide sei durch die Feuchtigkeit der Schädlingsdruck deutlich gestiegen. Die Obsternte ist heuer laut Angaben des Kreisvorstands durchwachsen gewesen, da das Frühjahr relativ kühl und nass war.
Erholen konnte sich der Holzpreis. „Schuld“ daran war der Borkenkäfer, der sich im Vergleich zum Vorjahr spürbar zurückhielt. So stieg der Preis für Schadholz erstmals wieder an. Auch Langholz legte zu.
Denn: Die Bauindustrie boome, auch der Holzbau, so Bodmaier. „Der Preis ist aber noch nicht dort, wo er sein sollte.“ Die Rosenheimer Landwirte hätten – obwohl sie realistisch betrachtet zuzahlen mussten – das vom Borkenkäfer befallene Holz vorbildlich aus den Wäldern herausgearbeitet. Aktuell gebe es fast kein Schadholz mehr. Weiter auf niedrigem Niveau hält sich laut Kreisvorstand der Milchpreis. Momentan liegt er leicht unter dem Vorjahr, bei 33 Cent pro Liter. Einen Cent teurer ist Milch von Kühen, die kein gentechnisch verändertes Leistungsfutter erhalten. Kurzfristig sei es sogar „zur Depression des Milchpreises“ gekommen: Im Frühjahr fielen einigen Molkereien coronabedingt die Gastronomen als Großabnehmer weg. Selbe Situation bei den Kartoffeln: Die Gastronomie produzierte weniger Pommes, der Kartoffelpreis sank. 100 Kilogramm Erdäpfel kosten nun 10 Euro, nicht mehr 17 Euro wie zuvor.
Die Milchwirtschaft ist und bleibt das Sorgenkind der Bauern. Vermehrt würden Betriebe mit Anbindehaltungen vom Handel ausgegrenzt, so Bodmaier. Und das, obwohl sie parallel ihren Tieren meist genügend Auslauf böten. „Einen sofortigen Umbau können sich viele kleinere Betriebe nicht leisten“, meint Gschwendtner. Der Vorstand bevorzugt eine „Kombihaltung“: Jeder Stall erlebe innerhalb von 30 Jahren einen Verschleiß, danach erfordere es ohnehin eine Neuinvestition. Und Ställe mit Anbindehaltungen baue heute eh keiner mehr. „Dann löst sich das Problem von alleine.“ Bis zum Neubau sollten die Landwirte ihren Tieren zusätzlichen Auslauf gewährleisten.
Schweinepest bremst Export nach China aus
Vor einigen Wochen brachte laut Bodmaier die afrikanische Schweinepest den Schweinefleischpreis zum Einbruch: Seit Weihnachten rutschte er von 1,70 Euro auf 1,35 Euro. China, wohin für gewöhnlich 20 Prozent des deutschen Schweinefleischs exportiert werden, stoppte die Einfuhr. Auch auf dem europäischen Konkurrenzmarkt könnte Deutschland kostentechnisch nicht mithalten, stattdessen seien elf Millionen Ferkel in die Bundesrepublik importiert worden. Hierzulande brach laut Bodmaier aber die Produktion weg. „Wir müssen schauen, dass diese Entwicklung nicht über die ganze Landwirtschaft rauscht.“
Besonders katastrophal sei der Ferkelpreis mit 30 Euro pro Tier, er habe sich seit 2019 halbiert. Die Verbraucher müssten auch bereit sein, für hochwertige Lebensmittel einen entsprechenden Preis zu zahlen. Beim Kauf regionaler Eier funktioniere das schon gut, ist Kreisbäuerin Kern überzeugt. Vermehrt gebe es auch Eierautomaten – eine gute Entwicklung, wie sie findet.