Mitreden darf jeder

von Redaktion

Suche nach Atommüll-Endlager – Online-Fachkonferenz am Wochenende

Rosenheim – Die Region zwischen Rosenheim und Chiemsee kommt für ein Atommüll-Endlager zumindest schon mal infrage. Das geht aus einem „Zwischenbericht“ hervor, der vor zwei Wochen die Region alarmierte. Nun steht der nächste Schritt bevor: In einer „Fachkonferenz“ können sich Experten, aber auch interessierte Bürger äußern.

Es geht bei dieser Konferenz um eine Ewigkeit, um ein Endlager für eine Million Jahre. Doch nicht ohne ganz aktuelle Probleme: Wegen der Corona-Pandemie findet die „Fachkonferenz“ zur Atommüll-Endlager-Suche ausschließlich online statt.

Der Vorteil daran: Nicht nur die Fachleute, sondern jeder darf mitreden, ohne zu einem Konferenzsaal reisen zu müssen. „Fragen, Anregungen und Kritik können von allen Interessierten vorgebracht werden, egal ob Laie oder Experte“, sagt Ina Stelljes vom Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung. Beginn dieser Runde ist am Wochenende. Im nächsten halben Jahr wird es drei weitere Termine geben.

Am Anfang
eines langen Weges

Die Suche nach einer Endlagerstätte wird sich mindestens über die nächsten zehn Jahre hinziehen. Die Aufgabe ist anspruchsvoll: Mindestens eine Million Jahre lang soll in der Endlagerstätte hoch radioaktiver Abfall ohne Gefahr für die Menschen gelagert werden können. In einem ersten Schritt wurden lediglich vorhandene Daten ausgewertet. Die Region zwischen Rosenheim und dem Chiemsee empfiehlt sich in den Augen der Daten-Sichter des BGE aufgrund des Tongesteins.

Damit rührt die BGE an die tiefe Vergangenheit der Region. Das Tongestein ist tertiär, also aus einer Epoche der Erdgeschichte, die vor rund 66 Millionen Jahren begann und vor 2,5 Millionen Jahren endete. In der Gegend von Rosenheim erstreckte sich damals ein großes Gewässer. Aus der Sediment-Schicht auf dem Grund dieses Gewässers bildeten sich vor 28 bis 35 Millionen Jahren die sogenannten Tongesteine, die jetzt für ein Endlager sprechen, wie der Geologe Daniel Trojuk vom Büro Ohin aus Rohrdorf erläutert.

Diese Gesteine besitzen tatsächlich geringe Durchlässigkeit, und die Schicht sei östlich von Rosenheim in erforderlicher Dicke und Tiefe zu finden, sagt Trojuk. Aber: Wegen der „gebirgsmechanischen Eigenschaften“ kommt die Gegend für ihn eher weniger infrage. Weil Tongesteine eher weicher seien und womöglich auch großen Spannungen ausgesetzt seien. Das aber könnte nur eine teure Untersuchung klären.

Bevor es dazu kommt, steht die Bürgerbeteiligung an. Sie beginnt damit, dass die BGE den „Zwischenbericht“ vorstellt und erläutert. Danach soll sich eine Diskussion anschließen.

Die Einwände und Anregungen von Bürgern, Gruppen, Kommunalpolitik und Experten sollen in einen weiteren Bericht einfließen, in dem die BGE Gebiete für eine übertägige Begehung vorschlägt. Dabei werden seismische Wellen durchs Erdreich geschickt – eine Art Radar, mit der sich ein Modell des Untergrunds errechnen lässt. Doch auch bis dahin fließt noch viel Wasser den Inn hinunter. Der nächste Bericht werde allerfrühestens in zwei Jahren vorgelegt, heißt es seitens der BGE.

Wer den Livestream am 17. und 18. Oktober verfolgen und mitdiskutieren will, muss sich auf den Seiten des Bundesamtes für die Sicherheit online registrieren (www.base.bund.de). Fragen kann man auch über E-Mail an die Adresse fachkonferenz@ bfe.bund.de schicken. Die gesamte Veranstaltung wird live im Internet übertragen und später abrufbar gespeichert.

Eines von 90 Teilgebieten

Die Region östlich von Rosenheim gehört zu einem von insgesamt 90 Teilgebieten auf einer Gesamtfläche von gut 200000 Quadratkilometern oder rund 54 Prozent der Fläche Deutschlands. Teilgebiete sind Gebiete, die laut Bundesgesellschaft für Endlagerung eine „günstige geologische Gesamtsituation für die Lagerung hoch radioaktiver Abfälle“ erwarten lassen – und das für eine Million Jahre.

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