Wolf in Sachrang gesichtet

von Redaktion

Landesamt für Umwelt bestätigt das Raubtier – Weitere Augenzeugenberichte

Sachrang – Seit Monaten wird spekuliert, ob ein Wolf in der Region Rosenheim umherschweift und Schafe reißt. Auch im Landkreis Traunstein sowie in Tirol bei Kössen und Walchensee haben Landwirte tote Weidetiere gefunden. Am Sonntag hatte ein Augenzeuge zuletzt ein wolfsähnliches Tier bei Sachrang gesehen und es fotografiert. Jetzt ist klar: Es ist ein Wolf. Das bestätigte nun das Landesamt für Umwelt (LfU) gegenüber den OVB-Heimatzeitungen.

Nahe einer
Schafherde gesehen

Als sich Peter Söllner und seine Familie aus dem Landkreis Landsberg am Lech am vergangenen Sonntag nach einem Ausflug in Sachrang auf dem Heimweg machten, trauten sie ihren Augen kaum. Eine Schafherde stand auf Höhe Hainbach auf ihrer Weide dicht am Wegerand zusammen. Alle Tiere blickten in eine Richtung. Wenige Meter davon entdeckte er ein weiteres Tier: „Erst habe ich es für einen großen Hund gehalten“, berichtet Söllner.

Weil er sich im fließenden Verkehr befand, drehte er nochmal um. Dann habe er das Tier genauer gesehen und ausschließen können, dass es sich um einen Schäferhund oder ähnliches handelt. Schnell zückte er sein Handy und machte Fotos. „Der Wolf hat die Schafe stehenlassen, ist über die Straße in Richtung Prien gelaufen und dann in einem Waldstück verschwunden“, schildert er.

Söllner schickte die Bilder zum Landesamt für Umwelt. Das bestätigte am gestrigen Montag, dass auf den Aufnahmen ein Wolf zu sehen ist. „Es ist wahrscheinlich, dass es sich dabei um den Wolf handelt, der seit Ende Juni in dem Grenzgebiet Traunstein, Rosenheim, Österreich nachgewiesen wird“, so eine Sprecherin des LfU. Nutztierhalter und Verbände seien bereits informiert worden.

Bevor sich Peter Söllner schließlich auf den Heimweg machte, berichtete er den Anwohnern von seinen Beobachtungen. „Ich habe es als Pflicht gesehen, die Leute vor Ort zu informieren.“ Er klingelte am Hof der Eltern von Josef Schmid. Diese informierten sofort ihren Sohn, damit er seine Ziegen reinbringen konnte. Josef Schmid: „Eine halbe Stunde später habe ich den Wolf auch gesehen, als er sich in der Nähe einer Schafweide in Richtung Geigelstein-Gebiet unterwegs war.“ Es sei nur ein kurzer Moment gewesen. Sofort gab er der Nachbarin Bescheid, sie müsse auf die Schafe aufpassen.

Ein ungutes Gefühl hat Schmid seit geraumer Zeit. Schon in der Nacht auf den 5. Oktober hätten seine Pferde plötzlich auf der Weide gescheut. „Die Tiere waren mitten in der Nacht total panisch.“

Josef Schmid ist offenbar nicht der Einzige. Auch Familie Pfaffinger vom Simmerlhof in Mitterleiten haben am vergangenen Dienstag spät nachts einen unerklärlichen Zwischenfall mit ihrer Mutterkuhherde erlebt: Mitten in der Nacht sei die Familie aus dem Bett geklingelt worden, weil ihre Herde im Aschauer Ortsteil Außerwald auf der Straße stand – sieben Kilometer von der Weide entfernt.

Wie die Polizei Prien auf Nachfrage mitteilte, habe ein Autofahrer die Beamten gerufen, da er „beinahe in eine Kuhherde gekracht“ sei. Eine Streife habe mit einem anderen Landwirt die Tiere auf dessen Weide getrieben. In der Nacht musste Familie Pfaffinger die Herde über die Staatsstraße zurück nach Sachrang bringen. Fünf Stunden später, um 7 Uhr morgens, seien die Kühe erneut ausgebrochen: Mitten durch den Ort und den Verkehr. Nur mit Mühe und Not konnte sie die Bäuerin stoppen.

„Keines der Tiere wurde getötet oder verletzt. Aber der Stress war enorm und kann vor allem bei Muttertieren viel Schaden verursachen“, sagt Monika Pfaffinger. Auch die anderen Bauern seien verängstigt und befürchten wirtschaftliche Schäden.

Kreisbäuerin Katharina Kern zeigt sich angesichts der Sichtung besorgt. Schließlich gehe es den Landwirten nicht nur um den wirtschaftlichen Schaden. „Die Bauern ziehen die Tiere auf und hängen auch emotional an ihnen“, erklärte sie. Der Wolf passe nicht in die Kulturlandschaft, die sich in den vergangenen 200 Jahren ohne das Raubtier entwickelt habe. Ebenfalls problematisch: Bricht eine Herde aus, haftet im Schadensfall der Bauer, so Kern.

Sollte es „wolffreie
Zonen“ geben?

Die Kreisbäuerin erklärt, dass der Bauernverband keines Wegs „gegen den Wolf“ sei. Es müsse aber „wolffreie Zonen“ geben, wozu auch die Region zählen sollte. Ein einzelnes Tier sei meist unproblematisch, ab einer bestimmten Populationszahl sollten die geschützten Tiere aber bejagt werden können, so Kern.

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