Rosenheim/Landkreis – Wenn die eigenen vier Wände zum Klassenzimmer werden: Mit den vermehrten Corona-Fällen an den Schulen in Stadt und Landkreis Rosenheim (wir berichteten) schwebt auch der digitale Unterricht wieder wie ein Damoklesschwert über den Schulen. Die Rektoren sehen Vor- und Nachteile im Online-Unterricht.
Parallel: Präsenz-
und Home-Unterricht
Die FOS/BOS Rosenheim setzt auf ein eigenes Medienkonzept, wie Schulleiter Dr. Marko Hunger erklärt: Dafür haben Freistaat und Bund über die beiden Programme „Digitalbudget für das digitale Klassenzimmer“ und „DigitalPakt Schule“ Fördermittel bereitgestellt. In jedem Klassenzimmer sind nun digitale Tafeln angebracht, der Unterricht kann aus dem Raum nach Hause sowie von zu Hause in die Schule übertragen werden.
Die Schule sieht sich gewappnet für erneute Verschärfungen an den Schulen. „Die Hälfte der Klasse wird dann parallel digital unterrichtet, weil wir keinen Mindestabstand einhalten können“, so Hunger. Dazu nutzt die FOS/BOS schuleinheitlich „Microsoft Teams“ und das Kurznotizbuch „One Note“, das eine synchrone Bearbeitung der Dateien erlaubt. „Hausaufgaben können so direkt online korrigiert werden.“ Doch der digitale Unterricht berge auch Nachteile: „Für die Lehrer ist es eindeutig eine Mehrbelastung.“
Auch im Internatsgymnasium Schloss Neubeuern verwenden die Lehrer „Microsoft Teams“. „Wir konnten jeden Unterricht nach Plan halten“, so Schulleiter Carlo Ribeca. Unterrichtsmaterial teilen sie über die Plattform „itslearning“. Die Erfahrungen bislang: gut. „Manche Eltern hatten sogar nachgefragt, ob die Geschwisterkinder die Zugänge auch benutzen dürfen.“ Derzeit sieht Ribeca keine Notwendigkeit von Heimunterricht. „Unsere Klassen mit 15 Schülern sind ein Privileg.“
Probleme mit
Netz und Plattform
Doch der Online-Unterricht läuft nicht immer reibungslos. Das weiß Dieter Friedel, Schulleiter des Ignaz-Günther-Gymnasiums. Im Quarantäne-Fall verwenden die Klassen die Plattform „Schülerportal“. „Manchmal ist man am Verzweifeln, wenn man nach fünf Versuchen immer noch nicht auf die Seite kommt.“ Er vermutet, dass zu viele Schulen gleichzeitig auf die Seite zugreifen. Für ihn keine dauerhafte Lösung.
Vor großen Herausforderungen stand anfangs auch das Gymnasium Bruckmühl, wie Schulleiter Walter Baier erklärt. „Wir sind damals in kalte Wasser geworfen worden.“ Über „Mebis“ und „Schülerportal“ konnte der Unterricht dennoch stattfinden. Mittlerweile verwendeten die Lehrer auch im Präsenzunterricht ein I-Pad, um den Digitalunterricht weiter voranzutreiben. „Die Schüler müssen lernen, wie sie die Technik auch professionell nutzen können.“ Baier ist sich aber sicher: „Distanzunterricht kann keinen Präsenzunterricht ersetzen.“ Als Landesvorsitzender der Vereinigung der Direktorinnen und Direktoren der Bayerischen Gymnasien weiß er: Die Schulen bräuchten eine Plattform, zentral gewartet. Denn: Aus Datenschutzgründen hat das Kultusministerium den Vertrag mit „Microsoft Teams“ nicht verlängert. „In Bayern hat man lange versäumt, die Weichen zu stellen.“
Dieses Problems ist sich auch Schulleiter Dr. Armin Stadler am Gymnasium Raubling bewusst. Die Schulgemeinschaft setzte schon im Lockdown auf „Google Meets“. Doch der Online-Unterricht habe Schwächen, allen voran das Betreuungsproblem: „Was machen Kinder, wenn sie alleine vorm Rechner sitzen?“
Schwieriger ist es oftmals im ländlichen Raum, hier bereiten die Netzverbindungen Probleme, schildert Nadine Sauer, Rektorin der Grund- und Mittelschule Eiselfing. Die Lehrer mussten ihren Schülern die Unterrichtsmaterialien per Post zuschicken, gar persönlich bis zur Haustür bringen. „Unterricht nach Stundenplan war nicht mehr möglich.“ Stattdessen telefonierten die Lehrer, je nach Klasse, mit jedem Schüler. Aktuell befinden sich die Klassen im Regelunterricht. „Wir hoffen, dass es weiter so bleiben kann.“