Rosenheim – Die Corona-Lage spitzt sich in der Region Rosenheim weiter zu. Inzwischen hat nicht nur die Stadt (64,5), sondern auch der Landkreis Rosenheim (54) die Inzidenzzahl 50 und damit die Warnmarke gerissen. Somit zählt nun die gesamte Region als Risikogebiet – und die Corona-Ampel steht auf Rot. Das heißt: Mit weiteren Einschränkungen wird zu rechnen sein.
Bereits heute will der Landkreis Rosenheim seine Regelungen verschärfen. Geplant sind: Sperrstunde und ein Alkoholverkaufsverbot – auch an Tankstellen – ab 22 Uhr. Die Beschränkung von privaten Feiern auf fünf Personen oder zwei Haushalte. Und: Es kommt eine Besucherregelung für Pflegeeinrichtungen. Diese beinhaltet: Jeder Bewohner kann bis auf absehbare Zeit nur einen Besucher pro Tag empfangen. Gelten sollen diese verschärften Regeln für den Landkreis ab Samstag 0 Uhr. Noch heute sollen sie in eine „Allgemeinverfügung“ und damit in eine rechtsgültige Form gegossen werden.
Ausbruch in Eggstätter Heim
Die spezielle Regelung für Pflegeeinrichtungen erfolgt aus gutem Grund: ein massiver Corona-Ausbruch im „Marinushof“ in Eggstätt. Dort sind insgesamt 27 Bewohner positiv getestet worden – wobei bis dato sämtliche Verläufe asymptomatisch sind, wie der Leiter des Gesundheitsamtes Rosenheim, Dr. Wolfgang Hierl, im Gespräch mit unserer Zeitung ausführte. „Darüber sind wir sehr glücklich.“ Auch einige Mitarbeiter der Pflegeeinrichtung hätten sich mit dem Virus infiziert.
Der Ausbruch in dem Pflegeheim ist nach den Worten Hierls ein Grund, weshalb nun auch der Inzidenzwert des Landkreises die kritische Marke von 50 überschritten hat. Hinzu kämen eine ganze Reihe Einzelfälle, verteilt über die Region. „Alles kleinräumig und im familiären Bereich, was sich jetzt aber summiert hat“, gibt der Gesundheitsamts-Chef Einblick ins aktuelle Infektionsgeschehen.
Vergleichsweise entspannt ist derzeit die Lage an den Schulen in Stadt und Landkreis, wie Hierl zu verstehen gibt. Hier würden lediglich Einzelfälle aufschlagen. Stand gestern: ein positiver Test an der FOS/BOS Rosenheim, 19 Personen wurden in diesem Zusammenhang als enge Kontaktpersonen unter Quarantäne gestellt. „Man kann sagen, dass grundsätzlich die Hygienepläne an den Schulen greifen“, unterstreicht Hierl.
Deshalb auch die klare Maßgabe des Landkreises: vorerst keine Maskenpflicht für Grundschüler – anders als noch von Ministerpräsident Markus Söder gestern Nachmittag nach der Kabinettssitzung angekündigt. „Aktuell sehen wir an den Schulen keinen Handlungsbedarf“, sind sich Dr. Hierl und auch Landrat Otto Lederer einig. Hier, wie auch in der Stadt Rosenheim, bleibt es erst einmal bei Stufe 2 des Rahmenhygieneplans, also Maskenpflicht für Schüler ab der fünften Jahrgangsstufe, sofern der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann. Sollten seitens der Bayerischen Staatsregierung weitergehende Maßnahmen angeordnet werden, werde man natürlich entsprechend reagieren, ergänzt Lederer. „Das wird aber nicht vor Montag sein“, ist er sich sicher.
Abwarten, welche Verordnungen aus der Landeshauptstadt auf Rosenheim zukommen, will auch die Stadt, wie gestern deren Sprecher Thomas Bugl auf Anfrage erklärte. „Wir warten ab, bis die politischen Ankündigungen in Gesetzestexte und Verordnungen gegossen sind, dann sehen wir weiter.“ Bis dahin: bleibt alles beim Alten. Das heißt: Sperrstunde um 23 Uhr, Alkoholverbot auf öffentlichen Plätzen und Beschränkungen privat wie auch bei Veranstaltungen (Gruppen von bis zu fünf Personen; Veranstaltungen mit maximal 25 Personen drinnen, 50 Personen draußen). Wobei auch Bugl damit rechnet, dass zeitnah nachjustiert wird.
Steigende Fallzahlen, schlechte Nachrichten aus ganz Europa – wie schätzt der Leiter des Gesundheitsamtes Rosenheim die Lage in der Region ein? „Sehr ernst, ich beobachte die Entwicklung mit Besorgnis“, betont Dr. Hierl. Zumal in Teilen der Bevölkerung das Verständnis für die Maßnahmen schwinde, wie seine Behörde vermehrt feststellen muss. „Wir müssen mehr und mehr Überzeugungsarbeit leisten.“
Und dennoch: Aktuell habe man die Lage in der Region im Griff, die Infektionsketten ließen sich noch gut nachverfolgen. „Bislang konnten wir die größere Ausbreitung, auch dank der personellen Aufstockung, verhindern“, zeigt er sich erleichtert.
Um 20 Vollzeitstellen allein in der Kontaktermittlung war die Behörde den Sommer über aufgestockt worden. „Für unser Personal ist die Situation zwar schon sehr belastend, momentan lässt sie sich aber noch bewerkstelligen.“ Auch deshalb wird Dr. Wolfgang Hierl nicht müde, immer wieder sein „Mantra“ zu wiederholen: „Das Wichtigste sind die AHA-Regeln, Abstand, Hygiene und Alltagsmaske. Nur so lässt sich ein exponentieller Anstieg verhindern.“