Zwei Herzkammern

von Redaktion

Zwischen Himmel und Erde

Von einer alten Frau habe ich vor Kurzem folgenden Spruch gehört: „Eine Mutter hat immer zwei Herzkammern. Die eine ist für die Freude und die Dankbarkeit, die andere für die Sorgen und den Schmerz.“

Natürlich haben die Kardiologen eine ganz einfache medizinische Erklärung parat, warum jeder Mensch zwei Herzkammern hat. Mich hat der Satz der Frau dennoch ein paar Tage beschäftigt, zumal ich um die Stationen ihrer Lebensgeschichte weiß.

Freude und Dankbarkeit, aber auch die Sorgen und der Schmerz gehören zu den wesentlichen Erfahrungen unseres Lebens. Vielleicht benötigt man im übertragenen Sinn dafür zwei Herzkammern, weil man beide Gefühle nicht immer zusammenbringen kann und doch alles seinen Platz braucht.

Natürlich wäre es besser, wenn man seine Sorgen einfach Gott überlassen, sozusagen an den Himmel abgeben kann. Aber wenn wir ehrlich sind, gelingt das nicht immer, beziehungsweise nicht immer sofort. Wenn man im wahrsten Sinne des Worts „etwas auf dem Herzen“ hat, muss man das manchmal erst eine Zeit mit sich herumtragen und mit sich selber ausmachen.

Dann ist da immer noch die zweite Herzkammer, in der die Dankbarkeit und die Freude ihren Platz haben und die von dem dunklen Inhalt der anderen Herzkammer nicht gefüllt werden kann. Alles hat seinen Raum.

Wieder muss ich an die alte Frau und ihre Lebenserfahrung denken: Wenn das Leben noch so schwer ist, es gibt trotzdem einen Raum, in dem die Freude und die Dankbarkeit ihren Platz haben. Bis einmal alle unsere Geschichten im ungeteilten Herzen Gottes aufgehoben sind.

Artikel 1 von 11