Rosenheim – Nach Berlin sorgte die Bewegung „Querdenken“ mit einer Demonstration im Sommer für Schlagzeilen. Jetzt ist sie auch in Rosenheim angekommen. Rund 300 Menschen demonstrierten am Samstagnachmittag im Rosenheimer Mangfallpark gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Insbesondere die Maskenpflicht ist den Aktivisten ein Dorn im Auge.
„Den Kindern geht es schlecht mit den Masken, denn man atmet damit seine eigene Luft zurück“, erklärte Cornelia Strobl, die Veranstalterin der Demonstration. Sie will vor allem, dass die Maskenpflicht in den Schulen abgeschafft wird. Sie behauptete, dass bereits viele Kinder im Unterricht wegen Sauerstoffmangels zusammengebrochen seien. Und weiter erklärte sie: „Ich bin grundsätzlich dafür, dass alle Maßnahmen abgeschafft werden. Wir ruinieren unsere Wirtschaft und unsere Gesundheit. Das Virus kann Schaden anrichten, aber nicht, wenn man ein gutes Immunsystem hat.“
Maßnahmen stünden
in keinem Verhältnis
Die Maßnahmen stünden in keinem Verhältnis zur tatsächlichen Bedrohung, es seien insgesamt mehr Menschen an Influenza gestorben. Genaue Belege hatte sie dazu nicht. Im Vorfeld der Demo hatte das Gerücht für Aufregung gesorgt, der umstrittene Hals-Nasen-Ohren-Arzt Bodo Schiffmann komme nach Rosenheim.
Laut Strobl hätte dessen Besuch aber nie zur Debatte gestanden. Ganz ohne Mediziner kamen die „Querdenker“ aber trotzdem nicht zusammen. Auf der Bühne erklärte Psychologe Dr. Tim Justus, dass die derzeit gängigen Corona-Tests nicht zuverlässig seien. Er rief Lehrer und Schulleiter dazu auf, sich „nicht zu Handlangern eines exekutiven Regierungsregimes machen zu lassen“.
Zahnarzt Dr. Hans-Peter Stein sagte, es gäbe keine wissenschaftliche Grundlage für die Maßnahmen. Außerdem sprachen verschiedene Vertreter von Elternverbänden und ein Schüler. Dazwischen sang die Gruppe „Corona Bavariae“ mit Ziehharmonika und Dirndl vom „Maulkorb“ und von der „Obrigkeit“, die die Menschen „lenken“ wolle. Immer wieder brandete Jubel auf, als sich die Redner gegen die Politik wandten.
Die Teilnehmer mussten teilweise selbst die Auflagen erfüllen, gegen die sie demonstrierten. Die Veranstalter wiesen mehrmals auf die Maskenpflicht und auf den Sicherheitsabstand hin. Die Polizei hatte zuvor klargemacht, dass die Veranstaltung ohne Einhaltung der Hygienemaßnahmen nicht beginnen dürfe. Einige Teilnehmer trugen Netze statt Mund-Nasen-Schutz oder hatten sich Buttons mit „umarmbar“ angeheftet.
Laut Polizei hielt sich der überwiegende Teil der Demonstranten an die Abstandsregeln sowie das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes. Da sich vereinzelt Personen aber trotz mehrfacher Aufforderung nicht an den Hygieneschutz hielten, wurde gegen jene ein Bußgeldverfahren eingeleitet.
Die Maskenpflicht war das Hauptthema, das die Demonstranten beschäftigte. „Ich habe ein siebenjähriges Kind, nach zwei Tagen Maskenpflicht in der Schule ging es ihm ganz schlecht“, sagt Eva Herbst, die in der Menge stand. „Im März waren die Maßnahmen in Ordnung, aber jetzt zweifle ich, ob sie noch sinnvoll sind.“ Sie hätte mehr Angst vor den Maßnahmen als vor dem Coronavirus. Nicht alle Demonstranten sind generelle Verweigerer der Maßnahmen. „Ich halte mich daran, aus Respekt gegenüber anderen. Aber in der Grundschule sollte die Maskenpflicht abgeschafft werden.“
Dass rechtsextreme Symbole die Bilder der Demonstration bestimmen könnten wie im Sommer in Berlin – davor hatte Veranstalterin Cornelia Strobl keine Angst: „Jeder, der friedlich kommt, darf bei uns teilnehmen.“ Rechtsextreme Fahnen oder Symbole waren in Rosenheim nicht zu sehen. Aber eine Person fiel auf, die zwei Schilder trug: eines in den Farben der Reichsflagge, ein anderes mit entsprechendem Slogan der Reichsbürger-Bewegung. Der Großteil der Schilder der Demonstration richtete sich gegen die Maskenpflicht und andere Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie.
Volksbegehren gegen
den Landtag initiiert
Am Rande der Demonstration warb ein Volksbegehren dafür, den bayerischen Landtag abzuberufen. „Wir wollen Neuwahlen als Weckruf für die Politiker“, sagt Gerhard Estermann, der am Stand für das Volksbegehren war.
Cornelia Strobl ist zufrieden, wie die Demonstration verlaufen ist. Sie selbst spricht von 500 Teilnehmern, die Polizei schätzte 300 Teilnehmer. „Querdenken“ will weitere Kundgebungen und Aktionen in der Region planen, bis die Maßnahmen gegen die Pandemie abgeschafft werden.