Bruckmühl – Dass in der Corona-Krise nicht alles immer geordnet abläuft, ist kein Geheimnis. Claudia Engl (33) aus Bruckmühl hat ihre ganz eigenen Erfahrungen mit dem „Corona-Wahnsinn“ – wie sie es nennt – gemacht. Begonnen hat alles mit einer Nasennebenhöhlenentzündung. Über Ärger mit der Corona-Warn-App, dem Gesundheitsamt und vielen, vielen Anrufen.
Hinter Claudia Engl liegt eine nervenaufreibende, turbulente Zeit. Die 33-jährige Hotelfachfrau wohnt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern, die vier, fünf und 14 Jahre alt sind, im Bruckmühler Ortsteil Mittenkirchen. Die ganze Familie musste sich – wie viele Menschen in der Corona-Pandemie – in Quarantäne begeben. Claudia Engl war positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden.
Mit den Nebenhöhlen
fing alles an
„Ich habe mich unwohl gefühlt, weil ich eine Nasennebenhöhlenentzündung hatte“, sagt sie. Also ging sie zum Arzt, der „aus reiner Vorsicht“ sofort einen Abstrich genommen habe. Zwei Tage später sei das Ergebnis gekommen: positiv. Ihre drei Kinder, ihr Ehemann und ihr Schwiegervater wurden laut Claudia Engl von der Sprechstundenhilfe sofort zum Testen in die Arztpraxis geschickt.
Sie rief währenddessen im Kindergarten und in der Schule ihrer Kindern an, gab Bescheid wegen der Quarantäne-Anordnung. In der Arztpraxis bat sie telefonisch um schnelle Ergebnisse für ihre Familie. Inzwischen war es Freitag geworden. Und die Tests waren vor dem Wochenende vom Kurierfahrer des Labors doch nicht mehr abgeholt worden.
In der Zwischenzeit lud sich die 33-Jährige die Corona-Warn-App herunter. Mit ihrem Smartphone wollte sie den Code scannen, den sie von ihrem Arzt bekommen hatte. Der Code sollte sie zu ihrem Testergebnis in der App führen. Fehlanzeige: Zu diesem Zeitpunkt war ihr Test noch nicht ausgewertet. Der Code sei daraufhin ungültig und nicht mehr verwendbar gewesen, sagt Claudia Engl. Laut der App ist ihr Test bis heute auch nicht ausgewertet.
Auch ein Anruf beim Gesundheitsamt habe ihr keine Klarheit gebracht. „Ich solle bis Montag warten, hat man mir dort gesagt. Ich würde schon Bescheid bekommen.“ Die Verärgerung ist ihr anzuhören. Sie habe auf schnelle Ergebnisse gehofft, da unter anderem ihr Schwiegervater ein Hochrisikopatient sei. Am Montag kam dann die Nachricht: Alle getesteten Familienmitglieder waren negativ. Doch ein Test habe gefehlt, der von einer ihrer Töchter. „Und das am fünften Tag nach dem Abstrich. Wie kann das sein?“, fragt sie sich.
Also habe sie wieder herumtelefoniert. „Zum ersten Mal in ihrem Leben war ich froh, eine Telefonflatrate zu haben“, sagt sie und muss lachen. Dann hatte sie aber endlich Gewissheit: Ihre Tochter war ebenfalls negativ. Die Verhältnisse im Gesundheitsamt sind ihrer Ansicht nach aber eine „reine Katastrophe“.
Eine Familie, viele
Sachbearbeiter
„Jeder hat dort einen anderen Sachbearbeiter. Keiner weiß, was der andere macht“, klagt die Bruckmühlerin. Dieser Umstand ist laut Gesundheitsamtssprecher Michael Fischer den vielen positiv Getesteten und deren Kontaktpersonen geschuldet. Grundsätzlich werde aber versucht, dass ein einziger Ermittler die Kontaktpersonen eines „Indexfalles“ betreue, versicherte er auf Anfrage der OVB-Heimatzeitungen.
Zurück nach Mittenkirchen: Dort erreichte die 33-Jährige plötzlich die Nachricht, dass die gesamte Schulklasse ihres Sohnes, alle betroffenen Lehrer und ein Teil der Parallelklasse für 14 Tage in Quarantäne müssten. Ebenso die Kindergartengruppe von Engls Töchtern. Alle seien vom Gesundheitsamt zur Reihentestung beordert worden, da in beiden Einrichtungen jeweils ein positiver Fall aufgetreten sei. Das Ergebnis: alle negativ, laut Claudia Engl rund 80 Personen.
Doch die Erleichterung währte nicht lange. Denn es stand ein zweiter Abstrich an. Für Engls Mann, ihre Kinder, ihren Schwiegervater – nur für sie nicht. Wieder seien alle negativ gewesen. Außerdem habe das Gesundheitsamt ihr mitgeteilt, dass die Quarantäne-Zeit ihres Sohnes verkürzt werde. Der Grund: ein leichter Schnupfen in der Woche vor Claudia Engls Corona-Test. „Ab Symptombeginn sind es zehn Tage, keine 14, hat man mir gesagt“, berichtet sie. Ihre eigene Quarantäne sei demnach auch auf zehn Tage verkürzt worden, da sie gleich zu Beginn ihrer Nasennebenhöhlenentzündung zum Arzt gegangen sei.
Verwirrung um
zweiten Test
Für Claudia Engl ist das unverständlich. Obwohl sie die Einzige mit einem positiven Testergebnis war, mussten alle anderen Familienmitglieder einen zweiten Test machen und außerdem volle 14 Tage in Quarantäne bleiben. Das sei anfangs noch in Ordnung gewesen, doch am Ende sei die Situation angespannt gewesen. „Das passiert, wenn man die ganze Zeit aufeinandersitzt.“
Es sind Erlebnisse, die Claudia Engl noch lange in Erinnerung bleiben werden: eine stressige Zeit für sie und ihre Familie. „Keiner wusste mehr, was eigentlich genau los war.“ Durchmachen möchte sie das kein zweites Mal, sagt sie.