Keime auf der „Frühchen-Station“

von Redaktion

Aufnahmestopp im Neugeborenen-Intensivbereich am Romed-Klinikum

Rosenheim – Schreckmoment im Romed-Klinikum Rosenheim: Auf der Neugeborenen-Intensivstation wurden antibiotikaresistente Keime festgestellt – bei einer Routineuntersuchung. Die gute Nachricht: Keines der Neugeborenen ist durch die Keime infiziert oder zeigt Krankheitssymptome. Diesbezüglich kann Klinik-Geschäftsführer Dr. Jens Deerberg-Wittram Entwarnung geben. Die schlechte Nachricht: Für das Perinatalzentrum Rosenheim musste ein Aufnahmestopp verhängt werden – vorerst auf unbestimmte Zeit.

In regelmäßigen Abständen, einmal die Woche, werden die „Frühchen“ auf der Neugeborenen-Station im Romed-Klinikum auf Keime untersucht: „Dies ist sinnvoll, um frühzeitig zu erkennen, wenn sich ein gegen Antibiotika resistenter Erreger in den Hautabstrichen oder in anderen Körperflüssigkeiten der Neugeborenen findet“, erläutert der Klinik-Chef. Denn insbesondere Frühgeborene seien für Infektionen anfällig und bedürften daher einer besonderen Überwachung.

Dass man bei diesen Routineabstrichen fündig werde, sei nicht unüblich, ordnet Deerberg-Wittram die Lage ein. Auf der Neugeborenen-Intensivstation Rosenheim dennoch Neuland: „Wir kannten das Problem bislang nicht.“ Bis zuletzt seien die Werte am Perinatalzentrum im bayerischen Vergleich außergewöhnlich gut gewesen. Ende dieser Woche schreckten die Ergebnisse der jüngsten Untersuchung auf: Bei mehreren Babys auf der Neugeborenen-Intensivstation wurden zwei antibiotikaresistente Erreger festgestellt – auf der Haut. Dabei handelt es sich um Enterobacter und Klebsiella. Keime, die nach den Worten des Klinik-Chefs für gesunde Menschen in der Regel ungefährlich sind – „aber sie gehören nicht auf eine Neugeborenen-Station, weil man nie weiß, ob es zu Infektionen kommt.“

Stand gestern konnte das Klinikum vorsichtige Entwarnung geben: Keines der aktuell acht Neugeborenen auf der Frühchenstation ist infiziert. Gleichzeitig habe man „unverzüglich“ Maßnahmen in enger Abstimmung mit der Hygieneabteilung und dem Gesundheitsamt ergriffen, um der Ursache der Keimbesiedlung auf den Grund zu gehen, versichert Deerberg-Wittram. „Diese Maßnahmen beinhalten umfassende Untersuchungen der Umgebung, einen Aufnahmestopp auf der Neugeborenen-Intensivstation, die räumliche Trennung der Patienten sowie die Aufklärung der Patienteneltern und intensivierte Schulung des Personals.“

Wie lange der Ausnahmezustand andauern wird – dazu kann der Klinikleiter noch keine Aussage treffen. „Im Klinikum werden jetzt alle Anstrengungen unternommen, um eine Gefährdung der kleinen Patienten zu verhindern und um die möglichen Ursachen zu identifizieren.“ Geplant sei, die Neugeborenen, sobald verlegungsfähig, nach und nach in andere Kliniken zu verlegen. Im Anschluss wird gründlich desinfiziert. „Wir rechnen damit, dass bis in ein, zwei Wochen ein Teil der Station wieder eröffnet werden kann.“

Bis dahin wird der Aufnahmestopp aufrechterhalten. Patienten werden in diesem Zeitraum an das Krankenhaus Traunstein oder nach München weiterverwiesen.

Perinatalzentrum Südostbayern

Im Perinatalzentrum Südostbayern/Standort Rosenheim werden als sogenanntes „Level-1-Zentrum“ alle Neu- und Frühgeborenen ab dem Beginn der Lebensfähigkeit, also ab etwa 22 bis 24 Schwangerschaftswochen, behandelt.

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