Bernau – Ein Eritreer (30) liegt bewusstlos in seiner Zelle, wird in das Krankenhaus eingeliefert, wo er tags darauf stirbt: Erneut ist die Justizvollzugsanstalt Bernau zum Schauplatz eines Tötungsdelikts geworden. Der Vorfall hat sich am 8. Oktober zugetragen. Als dringend tatverdächtig gilt der 27-jährige Zellengenosse des Opfers, ein Mann mit malischer Staatsangehörigkeit.
Meldung kam
vom Zellengenossen
Der 30-jährige Eritreer war am Nachmittag des 8. Oktober aufgefunden worden, nachdem der jüngere Mann gemeldet hatte, dass der 30-Jährige in der gemeinsamen Zelle das Bewusstsein verloren habe. Der Verletzte wurde unverzüglich in ein Klinikum im Landkreis gebracht. Dort bemühten sich die Ärzte um das Leben des Eritreers, jedoch vergeblich. Am Tag nach seiner Einlieferung starb er.
Die Staatsanwaltschaft Rosenheim nahm die Ermittlungen auf und ordnete eine Obduktion und weitere Untersuchungen an. Die Rechtsmediziner stellten fest: Der Tod des 30-Jährigen wurde durch äußere Gewalteinwirkung verursacht.
Weitere Ermittlungen stellte die Polizei an. Die beiden Afrikaner – der Eritreer saß wegen eines Sexualvergehens hinter Gittern, der Mann aus Mali wegen eines Tötungsdelikts – gerieten demnach in Streit. Der Wortwechsel eskalierte zur Handgreiflichkeit, bei der der Eritreer seine letztlich tödlichen Verletzungen erlitt. Keine Angaben gibt es, was den Gegenstand der Auseinandersetzung betrifft.
In Bernau war es bereits im August vergangenen Jahres zu einem fatalen Zwischenfall gekommen. Seinerzeit hatten ein 48-jähriger und ein 30-jähriger Mann einander zuerst beleidigt, dann schlug der Ältere auf den Jüngeren ein. Die Gewalt eskalierte so plötzlich, dass die Beamten vor Ort keine Möglichkeiten zum Eingreifen hatten. Trotz der Bemühungen von Justizbeamten und anderen Häftlingen verstarb der jüngere Mann noch an Ort und Stelle. Der inzwischen 49-jährige Täter wurde im Juli dieses Jahres wegen vorsätzlicher Körperverletzung mit Todesfolge vom Landgericht Traunstein zu fünf Jahren Haft verurteilt.
„Tragisch“ nennt der stellvertretende Leiter der JVA Bernau den erneuten Vorfall. „Das ist das, was als Letztes in einer Anstalt passieren soll“, sagte Oberregierungsrat Clemens Schmid auf Anfrage der OVB-Heimatzeitungen. Leider seien Streitigkeiten und auch Straftaten nicht immer zu verhindern. Auch seien manche Insassen zuvor bereits durch „Gewaltproblematik“ aufgefallen. Nach aktuellem Erkenntnisstand gebe es keinen Anhaltspunkt dafür, dass bei der Bewachung der Häftlinge gesetzliche oder interne Vorgaben missachtet worden seien, sagte Schmid.
Der Vorfall wurde gegen 15.30 Uhr gemeldet. In dieser Zeit arbeiten die meisten Häftlinge. Die beiden hielten sich aber in ihrer Zelle auf. Warum? Innerhalb wie außerhalb der Mauern gebe es nicht immer Arbeit für alle, sagte Schmid.
In Bernau sitzen rund 750 Häftlinge ein, mit Höchststrafen von drei Jahren. Der Tatverdächtige hätte seine Strafe im Jahre 2022 abgesessen gehabt.