Rosenheim – Von Kontaktbeschränkungen und Abstandsregelungen über Maskenpflicht und Homeoffice bis hin zu Reisewarnungen und Lockdown. Im gesamten Jahr 2020 gab es bereits verschiedenste Maßnahmen, um das Coronavirus zu bekämpfen. Aber führen all diese Vorschriften auch dazu, dass man vermehrt zu Hause bleibt, sich weniger bewegt und dadurch unnötige Kontakte vermeidet? Diese Frage versuchte das Statistische Bundesamt mit der neuen Studie zum Thema Mobilität zu beantworten – und kann jetzt einen direkten Zusammenhang bestätigen.
Rosenheim bewegt
sich deutlich weniger
Eine Tendenz zum Zuhausebleiben lässt sich dabei am Beispiel Rosenheim verdeutlichen. Als der Inzidenzwert am 24. Oktober im Landkreis auf 103 stieg, blieben gut 23 Prozent mehr Rosenheimer im Haus als noch einen Monat zuvor, als die Zahl der Neuinfektionen auf 100000 Einwohnern binnen sieben Tagen noch unter 50 lag.
Laut Natalie Rosenski, der Leiterin für Methoden der sekundären Datengewinnung beim Statistischen Bundesamt, ein klares Zeichen dafür, dass die Mobilität vor allem in Corona-Hotspots deutlich sinkt. „Wir haben die Werte in der Woche vom 14. bis 20. September mit denen vom 19. bis 25. Oktober in diesem Jahr verglichen und einen bundesweiten Rückgang der Mobilität in Corona-Hotspot-Gebieten festgestellt.“ Mit einer Abnahme der Bewegung von 11,8 Prozent sei die Zahl fast doppelt so hoch wie in Gebieten, in denen keine Maßnahmen aufgrund eines hohen Inzidenzwertes getroffen wurden. Dort sank die Bewegungsfreude der Einwohner um gerade einmal 6,4 Prozent.
Das Ergebnis dieser nackten Zahlen war eine deutlich leerere Rosenheimer Innenstadt, wie beispielsweise Dagmar Wolfbeisser, Inhaberin des Feinkostladens Winkler-Wolfbeisser feststellen musste: „Es war einfach nix mehr los. Egal ob Touristen oder Einheimische. Durch die verschärften Maßnahmen sind viel mehr Leute zu Hause geblieben. Kleinen Läden wie uns bricht das natürlich das Genick.“
Das, was die Besitzerin des Feinkostladens am eigenen Leib erfahren musste, belegt die Auswertung anonymisierter Daten von 30 Millionen Handys. Laut Rosenski wird die Bewegung eines Nutzers registriert, sobald sich ein Gerät für mindestens 30 Minuten in einen anderen Funkmast einwählt. Gemäß der Bundesnetzagentur müsste man sich in Rosenheim dafür mit seinem Mobiltelefon durchschnittlich 500 Meter in eine Richtung bewegen.
Im Rahmen der Studie wurde der Höhepunkt der reduzierten Bewegung im vergangenen März aufgezeichnet, als der erste Lockdown in Deutschland verhängt wurde. In Bayern sank daraufhin die Mobilität um 64 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Laut Rosenski ein klares Indiz dafür, dass die strengen Corona-Maßnahmen eine Wirkung auf das Reiseverhalten der Menschen erzielt haben.
Bisheriger Datensatz
soll erweitert werden
Inwieweit die Aussagekraft der Daten ausschließlich auf die verschärften Corona-Vorschriften zurückzuführen sind, ist allerdings auch für das Statistische Bundesamt nicht ganz gewiss. Denn auch andere Faktoren wie Wetter oder Feiertage spielen beim Bewegungsdrang der Menschen eine nicht zu vernachlässigende Rolle.
Daher wird die Leiterin der sekundären Datengewinnung auch versuchen, die bisherigen Statistiken noch weiter zu optimieren. „Wir können noch andere Zeiträume heranziehen und die Daten tagesaktuell aufarbeiten. Wir bleiben auf jeden Fall dran.“