Weit herum um Großkaros Herz

von Redaktion

Brenner-Nordzulauf Trasse mitten durch den Ort ist aussortiert

Rosenheim/Großkarolinenfeld – Für Großkarolinenfeld ist diese Nachricht von den Planern der Deutschen Bahn zumindest Grund für verhaltene Freude, wenn auch nicht für Jubel: Die neue Bahnstrecke wird auf keinen Fall durch das Ortsgebiet von Großkarolinenfeld verlaufen. Das gab DB-Projektleiter Christian Tradler gestern in einem Pressegespräch bekannt.

In den Augen von Christian Tradler und seinem Planungsteam schneidet eine andere Untervariante, die nördlich von Großkarolinenfeld vorbeiführt, wesentlich besser ab. Großkarolinenfelds Bürgermeister Bernd Fessler äußerte sich gestern gegenüber den OVB-Heimatzeitungen erleichtert. „Das ist eine gute Nachricht, auf alle Fälle, wenngleich für mich nicht so wahnsinnig überraschend“, sagte Fessler. Die Planung, die eine Verknüpfungsstelle mitten im Ort vorgesehen hätte, wäre in vielerlei Hinsicht für den Ort eine „schwere Beeinträchtigung“ gewesen.

Kriterien in einem
Katalog festgehalten

Beeinträchtigungen führte gestern auch Christian Tradler an. Man habe die beiden Untervarianten zuvor ausgiebig verglichen, und zwar auf Basis des mit der Region erarbeiteten Kriterienkatalogs. Die Planer ermittelten daher die Auswirkungen für die Kriterien der Fachbereiche „Verkehr und Technik“ sowie „Raum und Umwelt“. In beiden Fachbereichen, so sehen es Bahn und Bürgermeister, schneidet der Trassenverlauf nördlich von Großkarolinenfeld deutlich besser ab.

Eine Neubau-Trasse durchs Herz von Großkarolinenfeld hätte umfangreiche Eingriffe erforderlich gemacht. So hätten erstens mehrere Straßen wie zum Beispiel die Waldmeisterstraße überbaut werden müssen. Abschreckend wirkte zweitens die wesentlich höhere Lärmeinwirkung. Durch eine Trasse durchs Herz von Großkarolinenfeld wären 200 Hektar betroffen gewesen, bei der nördlichen Untervariante aber sei lediglich ein Drittel dieser Fläche betroffen. Sie verläuft nach Angaben des Planers eben auch in gut 750 Metern Entfernung vom Ortsrand von Großkarolinenfeld.

Ausschlussgrund Nummer drei: Sechs Kilometer Bestandsstrecke in und um Großkarolinenfeld hätten an die Zusammenführung mit der neuen Trasse im Ortszentrum angepasst werden müssen. Die Bahn rechnete in diesem Szenario mit einer „mehrmonatigen bis jahrelangen Bauphase“, mit schweren Beeinträchtigungen durch Lärm und Einschränkungen des Verkehrs vor allem für die Pendler.

Diese drei Punkte waren in den Augen der Planer „so bedeutend“, dass man diese Untervariante aus den Grobtrassen Blau und Violett herausgenommen habe. Diese Entscheidung ist wohl endgültig. „Ein Trassenverlauf mit einer Verknüpfungsstelle in Großkarolinenfeld stellt keine Lösung mehr dar“, stellt Tradler klar.

Noch bis Ende des Jahres befinden sich fünf Grobtrassen im Raumordnungsverfahren durch die Regierung von Oberbayern. Darin geht es zuerst um die Frage, wie raumverträglich ein Großprojekt ist. Es handelt sich dabei lediglich um ein Gutachten, allerdings von solchem Gewicht, dass die Bahn gut beraten ist, die Einwände der Regierung nicht zu übergehen.

Nächste Schritte
im Verfahren

Mitberücksichtigt werden rund 30000 Einwendungen von Bürgern und Kommunen aus der Region. Bis Ende November, Anfang Dezember soll dieser Prozess abgeschlossen sein. Dann machen die Planer der Bahn weiter, und zwar mit Tempo: Bis zum Frühjahr will die Bahn aus ihren fünf Grobtrassen ihren Favoriten ausgewählt haben.

Erst für diesen Favoriten wird dann auch genauer und in Details geplant. Ein Beispiel: Eine von einem Bürger vorgeschlagene Variante schlägt für blaue oder violette Variante eine Unterquerung des Inns vor, anstelle der Brücke in der ursprünglichen Grobplanung. Ein Tunnel unterm Fluss: das wäre nicht unbedingt die billigste Lösung, aber eventuell machbar, sagt Tradler. Weniger belastend, das wäre er vor allem.

Gerade die Menschen in Großkarolinenfeld wird das im Moment nicht so sehr berühren. Was wichtig ist: der Ortskern wird nicht von Baulärm zugedröhnt und die Bürger von einem Riesen-Bauwerk von Verknüpfungsstelle verschont. „Treffen wird’s uns auf jeden Fall“, weiß Bernd Fessler, aber eben nicht so hart, wie schon befürchtet.

Artikel 6 von 11