Flüchtlinge müssen tagelang in Lkw-Auflieger ausharren

von Redaktion

Drei Afghanen springen beim Entladen vom Fahrzeug – Schleuser kassieren für lebensgefährliche Tour 18500 Euro ab

Thansau/Rosenheim – Kälte, kaum zu essen oder zu trinken, Flaschen für die Notdurft und kein Halt auf den Paletten. Diese Umstände mussten drei Afghanen drei Tage lang auf der Ladung eines Lkw-Aufliegers durchstehen. Als der Anhänger am Montag in Thansau (Gemeinde Rohrdorf) entladen werden sollte, sprangen die beiden Minderjährigen und der junge Mann von dem Auflieger.

Ersten Ermittlungen der Bundespolizei zufolge hatten kriminelle Schleuser die höchst gefährliche Etappe von Rumänien nach Deutschland organisiert. Für die Schleusung, die in Afghanistan ihren Ausgangspunkt hatte, mussten die drei Migranten eigenen Angaben zufolge an Hintermänner insgesamt 18500 Euro zahlen. Der bulgarische Lkw-Fahrer wusste offenkundig nicht, dass er abgesehen von seiner Fracht in seinem Anhänger auch „blinde Passagiere“ transportierte. Erst als er auf einem Firmengelände in Thansau die Plane zum Abladen zur Seite zog, bemerkte er die drei Personen, die vom Laster sprangen und davon rannten. Im Ort fragten sie bei Anwohnern nach, ob sie bereits in Deutschland seien. Die alarmierte Polizei Brannenburg nahmen die drei in Gewahrsam. Nachdem die 16-Jährigen und der 23-Jährige zur Bundespolizei nach Rosenheim gebracht worden waren, wurden sie versorgt und einem medizinischen Screening unterzogen. Dabei stellte sich heraus, dass einer Fieber hatte. Daher wurde ein Corona-Schnelltest durchgeführt. Ergebnis: negativ. Den Ermittlern schilderten die Geschleusten, dass sie zunächst von Afghanistan über Pakistan und den Iran in die Türkei geflohen wären. Dann wären sie über Griechenland und Serbien bis nach Rumänien gebracht worden. Dort hätten zwei ihnen unbekannte Männer sie zu dem Lkw-Auflieger gebracht und sie aufgefordert sich auf der Ladefläche zwischen den Kistenpaletten zu verstecken. Nachdem die drei afghanischen Staatsangehörigen hineingeklettert waren, sei der Auflieger von außen verschlossen worden. Während der dreitägigen Fahrt hätten sie sich von Keksen und Wasser ernährt. Für ihre Notdurft standen ihnen lediglich die geleerten Wasserflaschen zur Verfügung. Die Schleuserorganisation, der sie sich anvertraut hätten, habe für die mehrmonatige etappenweise Schleusung von ihrer Heimat bis nach Deutschland von jedem zwischen 5000 und 7000 Euro kassiert.

Gestern wurden die beiden Minderjährigen in Rosenheim der Obhut des Jugendamtes anvertraut. Der 23-jährige Afghane war, wie Nachforschungen ergaben, bereits von rumänischen Behörden registriert worden. Daher wird er voraussichtlich schon bald nach Rumänien zurückgeschoben.

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