Der Wolf soll draußen bleiben

von Redaktion

Kommission prüft in Region Traunstein, wo Zäune sinnvoll sind

Rosenheim/Traunstein – Sind das noch gelegentliche Besuche, oder ist da schon jemand auf Suche nach fester Bleibe? Der Wolf ist zurück auf der Bildfläche. Und nicht jeder ist davon begeistert. In der Landwirtschaft allgemein, aber vor allem bei den Almbauern, sind die Sorgen groß.

Almwirtschaft und Wolf – „das geht nicht zusammen“, sagt Rosenheims Kreisbäuerin Katharina Kern und weiß die große Mehrheit ihrer Berufsgenossen hinter sich. Mit Spannung beobachten sie und andere Almbauern ein Pilotprojekt im Landkreis Traunstein. Für diese Region bereiten das Landesamt für Umwelt und die Landesanstalt für Landwirtschaft eine Prüfung vor, in welchen Gebieten Herdenschutzmaßnahmen wie zum Beispiel Zäune sinnvoll sind und in welchen nicht.

Welche Areale
kann man schützen?

Vorgestellt wurde dieses Verfahren bei einem virtuellen runden Tisch zum Thema „Wolfsmanagement im Landkreis Traunstein“, zu dem Landrat Siegfried Walch Vertreter der Regierung von Oberbayern, des LfU sowie des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Traunstein mit Bauern und Almbauern eingeladen hatte. Die Behörden spielen die entscheidende Rolle im bayerischen „Aktionsplan Wolf“, denn das LfU ist für das Wolfsmonitoring verantwortlich, hoheitliche Aufgaben nimmt die Regierung von Oberbayern wahr, die Abwicklung der Fördermaßnahmen liegt beim AELF Traunstein. Vor allem aber sei es wichtig, „den Austausch auf örtlicher Ebene zu erhalten“, sagt Walch.

Am virtuellen Tisch hörten die Teilnehmer viel von Kommissionen und Kriterien. Eine Kommission zum Beispiel bewertet Weidegebiete nach Hangneigung und Lawinengefahr. Wie tauglich die Methode sei, habe man 2019 in zwei Pilotgebieten geprüft, berichtete Christian Tausch, ein Mitarbeiter des LfU. Ergebnis ist so etwas wie ein Standard-Prozess. „Durch diese einheitliche Vorgehensweise werden die Ergebnisse der Weideschutzkommission nachvollziehbar dokumentiert“, ergänzt ein Sprecher des LfU.

Nachvollziehbar soll auch das Ergebnis sein: Irgendwann wird man auf topografischen Karten nachsehen können, welche Gebiete für eine Einzäunung nicht infrage kommen. Diese Karten wird es zuerst für die Pilotregion Traunstein geben.

Skeptisch äußern sich dazu Betroffene aus der Region Rosenheim. Jakob Müller, Bezirksalmbauer in Aschau, fürchtet, dass „ungeschützte Gebiete ausgeliefert“ seien. „99 Prozent der Flächen im Gebirge sind nicht schützbar.“

Wenn der Wolf Almbauern zum Aufgeben zwinge, gehe die Artenvielfalt in den Alpen zurück. Man schütze eine Art und gefährde damit andere Arten, die auch auf der Roten Liste stünden, sagt Müller. Einen runden Tisch auch für die Region Rosenheim würde er begrüßen. Katharina Kern findet: „Es ist immer gut, wenn man im Gespräch bleibt und gemeinsam nach Lösungen sucht.“

In jüngster Zeit hatten Sichtungen des Wolfs oder wolfsähnlicher Tiere für Unruhe gesorgt. Zuletzt wurde am 11. Oktober bei Sachrang ein Wolf auf einem Foto eindeutig identifiziert. Zuvor hatte ein Mitarbeiter von Mondi Inncoat auf dem Inndamm bei Raubling in der Nacht ein Tier fotografiert, das einem Wolf ähnelt.

Hans Stöckl, Geschäftsführer des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern, weiß um die Unruhe bei den Almbauern und ihre Sorge um ihre Herden. Viele Almbauern hätten ihre Tiere daher schon vor dem Ende der Weidezeit ins Tal gebracht, sagte er den OVB-Heimatzeitungen.

Veränderungen im Verhalten ihrer eigenen Tieren hat auch Katharina Kern bemerkt. Ein einzelner Wolf, das sei nicht das Problem, findet sie. „Aber meine sichere Meinung ist, dass es schon jetzt mehrere sind. Und wenn ein Rudel da ist, geht es nicht mehr.“ Schützen sei ohnehin schwierig – „der Wolf ist schlau.“

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