Corona-Ausbruch im Klinikum

von Redaktion

Patienten und Mitarbeiter betroffen – Romed verschärft Vorkehrungen

Rosenheim – Erneut eine Hiobsbotschaft für die Romed-Kliniken: ein Corona-Ausbruch am Standort Rosenheim im Betthaus V – nur wenige Tage nach Bewältigung des Ausbruchsgeschehens im Krankenhaus Bad Aibling. Betroffen sind im aktuellen Fall fünf Patienten und ein Mitarbeiter, die laut Klinikleitung bereits isoliert sind. Die Schließung der Station ist nicht notwendig. Gleichzeitig werden die Hygiene- und Sicherheitsvorkehrungen im Klinikum Rosenheim weiter verschärft.

Die Ursache für den aktuellen Ausbruch im Bettenhaus V? Dazu gibt es laut Klinikleitung bislang eine ganze Reihe Vermutungen – „doch bis zuletzt können wir es noch nicht einordnen“, erklärt Geschäftsführer Dr. Jens Deerberg-Wittram. Fakt ist: Man weiß um einen Mitarbeiter, der selbst erkrankt ist und auch positiv getestet wurde. Weitere Testungen auf der Station hätten insgesamt fünf Positiv-Fälle bei Patienten zutage gefördert, wobei nicht jeder Kontakt zu dem betreffenden Mitarbeiter gehabt habe. Auch ein Patient könnte das Virus eingeschleppt haben.

Negativ heißt
nicht: kein Virus

Doch wie ist das überhaupt möglich, wenn kein Patient mehr ungetestet ins Klinikum aufgenommen wird? Deerberg-Wittram und seine Hygiene-Experten erklären sich das so: Bei Patienten, die innerhalb eines Intervalls von zwei bis drei Tagen nach Infektion getestet würden, sei die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Test noch nicht anschlägt. „Um das auszuschließen, müsste man im Prinzip jeden Patienten trotz eines negativen Tests isolieren und nach drei Tagen erneut testen, was leider logistisch nicht möglich ist.“ Um die Gefahr einer Infektion weiter zu reduzieren, will das Klinikum nun die Vorkehrungen nochmals verschärfen, wie Deerberg-Wittram im Gespräch mit unserer Zeitung ankündigte. Unter anderem sollen ab sofort auch Patienten mit sogenannten FFP2-Masken, die vor Übertragung schützen, ausgestattet werden.

Doch insbesondere „körpernahe Tätigkeiten“ wie die Mundpflege oder das Rasieren würden trotz aller Schutzmaßnahmen Risiken bergen. „In so unmittelbarer Nähe ist es einfach schwierig“, weiß der Klinik-Chef.

Weitere Maßnahme: eine reduzierte Zimmerbelegung im Bettenhaus V (eine Normalstation, unter anderem von der Unfallchirurgie belegt), das noch mit vielen Dreibettzimmern ausgestattet ist. „Wir vermuten, dass die Aerosollast in Dreibettzimmern höher ist als bei einer Zweier-Belegung“, so Deerberg-Wittram. Die Konsequenz: Durch die neue Maßgabe entfallen nun bis zu 21 Betten, die aktuell nicht mehr belegt werden können. „Womöglich werden wir auch Patienten abweisen müssen.“ Als Ausweichmöglichkeiten kämen dann die Romed-Standorte Bad Aibling, Wasserburg und Prien infrage.

Das Hauptproblem sehen der Klinik-Leiter und seine Experten in der hohen Prävalenz, also der Ausbreitung des Coronavirus in der Region, die sich auch in der Sieben-Tage-Inzidenz widerspiegle. „Die hohe Inzidenz zeigt uns, dass auch die Anzahl derer in der Bevölkerung, die das Virus unerkannt in sich tragen und es in der Folge weiterverbreiten, ansteigt“, erklärt Deerberg-Wittram. In diesem Zusammenhang sei auch das Ausbruchsgeschehen im Bettenhaus V zu sehen. „Die Zahl der Betroffenen ist nicht dramatisch, aber man sieht darin die Gefahr, welche Dynamik entstehen kann.“

Hoffnung in
neue Testgeräte

Im aktuellen Fall sind nach Romed-Angaben ein Mitarbeiter und fünf Patienten betroffen, darunter eine Person mit schwerwiegenderen Symptomen, jedoch allesamt auf Normalstation in Behandlung. Doch im Klinikum nimmt man den Vorfall dennoch sehr ernst. „Wir müssen alles versuchen, um das Virus weiter einzudämmen“, so das Credo des Geschäftsführers, der gleichzeitig damit rechnet, „dass uns diese Situation noch Wochen und Monate beschäftigen wird“.

Große Hoffnung setzt Deerberg-Wittram in weiter optimierte Testverfahren – und die könnten sich für Romed schon in Kürze erfüllen. Denn Dienstag dieser Woche sind zwei spezielle Prototypen ins Klinikum Rosenheim eingezogen: sogenannte Point-of-Care-Testgeräte, die Corona-Testergebnisse innerhalb von 45 Minuten liefern (bis dato: 24 Stunden und mehr).

Und das noch dazu im sicheren PCR-Verfahren, also der Genanalyse im Labor – sehr zur Freude des Klinik-Chefs. „Wir sind neben der Charité in Berlin und dem Uni-Klinikum in Freiburg derzeit die Einzigen, die so ein Gerät im Einsatz haben.“ Die ersten Versuche: „Sehr gut und vielversprechend“, ist Deerberg-Wittram angetan. Seine Pläne: Insgesamt fünf dieser Testgeräte anzuschaffen – zwei für das Klinikum Rosenheim, je eines für die Standorte Bad Aibling, Wasserburg und Prien. Denn nur durch schnelle und sichere Tests ließe sich das Virus weiter in Griff bekommen, ist er überzeugt.

Wenig Vertrauen hätten er und seine Experten indes in Antigen-Schnelltests. „Hier ist uns die Unsicherheit zu groß, da nach wie vor im Schnitt einer von vier Tests ein falsches Ergebnis aufweist.“ Im Klinikbetrieb: zu riskant.

Covid-19-Patienten und Inzidenzzahl

Die aktuelle Belegung mit Covid-19-Patienten im Romed-Verbund mit den Corona-Schwerpunktkrankenhäusern Rosenheim, Bad Aibling und Wasserburg: 57 Patienten in Behandlung (+8 zum Vortag), davon elf auf Intensivstation (+2). Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt für die Stadt Rosenheim aktuell bei 190 (Vortag 209), für den Landkreis bei 238 (Stand 18. November 0 Uhr; Vortag 236).rg

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