Rosenheim/Wasserburg – Sybille Schuhmacher weiß noch nicht, wann es so weit sein wird. Aber sie hat eine Ahnung, was sie dann machen wird. „Dann wird gefeiert“, kündigt sie für den Tag an, da Corona endlich und wahrhaftig für besiegt erklärt werden kann. Eine Party in ihrem Innkaufhaus in Wasserburg, gemeinsam auch mit Kunden, ein Musikfestival am besten, mit den „Institutionen von Wasserburg.“
So wie Schuhmacher geht es vielen in der Region, die durch die neuen Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie Einbußen erleiden: Nichts Genaues weiß man nicht. Man weiß nicht, wie lange die Einschränkungen noch dauern werden, kann noch nicht gänzlich absehen, wie sie sich auswirken werden. Kaum ein Einzelhändler, der nicht Corona verflucht. Aber Handel und Wirte wollen auch wieder durchstarten – vom Standby des späten Jahres 2020 auf Vollgas in 2021.
„Die Hälfte der normalen Frequenz“
Paul Adlmaier ist Vorsitzender des City-Managements Rosenheim und Inhaber eines Herrenmodegeschäfts. Er bezeichnet die Lage des Einzelhandels als schwierig, schon wegen des Verlusts an Atmosphäre. „Vielleicht die Hälfte der normalen Frequenz“ verzeichneten die Einzelhändler in der Innenstadt. Weil Restaurants und Cafés dicht machen mussten, ziehe es die Menschen nicht mehr so in die Stadt, das eine funktioniert ohne das andere nicht mal halb so gut. Besonders schlimm sei das, weil die Beschränkungen im Dezember den für viele umsatzstärksten Monat verhagele.
Adlmaier bemüht sich dennoch um Optimismus: „Wenn das in nicht allzuferner Zukunft überstanden ist, dann werden wir versuchen, Kunden so gut wie möglich in die Innenstadt zu bewegen. Durch eine hohe Aufenthaltsqualität. Da gehören viele Kräfte zusammen, das können die Händler nicht allein.“ Gemeinsam könne man hoffen, Umsatzanteile wieder vom Onlinehandel zurückzuholen.
Daran denkt auch Bernhard Ciniawsky, Filialleiter von Schuh Schmidt in Bruckmühl. Man mische mit im Onlinehandel, das schon, nach Corona aber wolle man sich wieder auf seine traditionellen Stärken besinnen. „Ich glaube an die Zukunft des stationären Einzelhandels“, sagt er. Derzeit aber geht längst nicht so viel wie sonst, an Einbußen durch die verschärften Regeln mit kleineren Kundenzahlen glaubt er daher nicht. Den Menschen stehe der Sinn nicht nach Shoppen. „Probieren Sie mal eine Mütze an, wenn Sie eine Maske tragen. Das sieht einfach doof aus.“ Wenn aber die Krise vorbei sein wird, will er den Kunden ein Einkaufserlebnis bieten – „etwa mit einem Streetfood-Festival, oder einer Hüpfburg für die Kinder.“
Bangen vor
Sonderwegen
Nicht alle Regeln leuchten den Betroffenen ein. Sybille Schuhmacher findet es „willkürlich“, dass die Vorschriften zur Deckelung der Kundenzahl für Geschäfte ab 800 Quadratmetern strenger sind als für kleinere Läden.
Theresa Albrecht vom Hotel Post in Rohrdorf ist Kreisvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbands. Sie mahnt Zusammenarbeit und Zusammenhalt über Grenzen hinweg an. „Dass wir gegeißelt werden, aber die Leute nach Kroatien und Mallorca zum Feiern in die Clubs fahren – das sollte sich nicht wiederholen.“ Zumindest im Alpenraum muss eine gemeinsame Lösung gefunden werden, findet sie. Dass in Bayern noch Hotels und Wirtschaften geschlossen sind, während die Nachbarn schon fröhlich um Winter-Touristen werben, gehe nicht an.
Bei aller Sorge um die Gesundheit der Menschen fühlen sich viele Wirte zu Unrecht als Pandemie-Treiber bestraft. Toni Sket zum Beispiel, der Wirt vom Wirtshaus Johann Auer in Rosenheim. Man solle doch nicht pauschal von „Gastronomie“ reden, schimpft er. Ein Speiserestaurant wie das seine, mit ausgefuchsten Hygienemaßnahmen, sei doch etwas anderes als eine Diskothek oder Shisha-Bar.
Er setzt auf eine Unterbrechung der Zwangspause wenigstens um Weihnachten herum. Weitermachen, so sagt er, kann er nur mit der Unterstützung seiner treuen Kundschaft. Daher will er auch öffnen, wann immer es die Politik erlaubt, und wenn es nur die paar Tage zwischen 20. Dezember und Neujahr sind. „Ich muss den Kontakt zu meinen Stammgästen pflegen.“