Rosenheim – Der steigende Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen in Zeiten von Corona ist auch in der Region Rosenheim spürbar. In vielen Familien kommt es zu Konflikten, die Gefahr einer Mediensucht steigt. Das berichteten Mitarbeiter der Suchtberatungsstelle Neon in Rosenheim jetzt der Drogenbeauftragte der Bundesregierung Daniela Ludwig (CSU) aus Kolbermoor bei deren Besuch.
„Inzwischen melden sich vermehrt Jugendliche ohne Wissen ihrer Eltern bei uns, die mit ihrem Leben und dem Medienkonsum nicht mehr zurechtkommen“, berichtete Geschäftsführer Benjamin Grünbichler. „Das hatten wir in dieser Vielzahl und Form noch nie. Die Jugendlichen sitzen immer mehr am PC, können sich nicht mehr konzentrieren, und spüren, dass in ihrem Leben etwas nicht mehr stimmt. Aber sie können es nicht einordnen.“
Was den Suchtberatern und der Drogenbeauftragten zusätzlich Sorgen macht: Eltern sind oft überfordert. Sie wissen nicht, wie sie den Medienkonsum ihrer Kinder einschränken können, oder ab wann eine wirkliche Mediensucht vorliegt. „In vielen Familien kommt es zu Konflikten“, so Geschäftsführer Ludwig Binder.
Gerade Kinder brauchen den persönlichen Kontakt, darin waren sich Ludwig und die Neon-Geschäftsführer einig. „Kinder leben von Berührungen, Umarmungen und direkten Gesprächen. Wenn Kontakte beschränkt sind, wirkt sich das stark auf ihr Leben aus“, betonte Grünbichler. „Sie nutzen verstärkt Social Media. Die Folge ist eine zunehmende Isolation. Dazu kommt, dass Homepages im Internet scheinbar endlos sind. Man scrollt und scrollt, und auch das verstärkt die Nutzung.“
Eine Regulierung der Mediennutzung wäre deshalb auch nach Ansicht von Ludwig sinnvoll. „Hier müssen wir die Eltern aufklären. Denn Kinder können Medienkonsum in dieser komplexen virtuellen Welt nicht allein regulieren.“