Rosenheim – Gut erholt ins Untersuchungsgefängnis: Beamte der Frankfurter Kriminalpolizei haben am Sonntag einen 35-Jährigen aus Rosenheim bei der Rückkehr aus dem Türkei-Urlaub am Flughafen München festgenommen. Ihm werden Zuhälterei, besonders schwere Zwangsprostitution und Förderung der Prostitution Minderjähriger vorgeworfen. Es soll sich bei dem Festgenommenen um den Chef der Rosenheimer Hells Angels handeln.
Tattoo-Studio und
Wohnungen im Visier
Die Polizei hatte laut einem Bericht der Kripo Frankfurt vor der Festnahme die Wohnung des Beschuldigten in Rosenheim, ein Tattoo-Studio und fünf weitere Wohnungen auch in der Region Rosenheim durchsucht. An der Möslstraße in Westerndorf St. Peter stürmten Beamte ein Haus.
Alexander Huber, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, teilte den OVB-Heimatzeitungen auf Anfrage mit, dass Rosenheimer Beamte ihre Frankfurter Kollegen unterstützt hätten. Wohnungen wurden unter anderem auch in Schechen und Raubling durchsucht. Außerdem wurden vier Kraftfahrzeuge durchsucht, die der Beschuldigte nutzt. Auch Suchhunde seien zum Einsatz gekommen. Bei dem Beschuldigten handelt es sich nach einem Bericht der Kripo Frankfurt um den Chef eines „Rosenheimer Motorradclubs“. „Bild“ berichtet, es handele sich dabei um die „Hells Angels“.
Die Durchsuchungen brachten zwei Motorräder, Speichermedien, hochwertige Uhren und eine Schusswaffe der Marke Glock 9 Millimeter mit fünf Patronen, eine Schreckschusswaffe sowie geringe Mengen an Betäubungsmitteln zu Tage. Alles wurde beschlagnahmt.
Wenn es sich bei dem Festgenommenen tatsächlich um einen hochrangigen Hells Angel handeln sollte, setzt er eine gewisse Tradition fort. In diesem Jahr ist bereits ein Rosenheimer Hells-Angels-Chef ins Gefängnis gewandert. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Schechener eine junge Alleinerziehende in die Prostitution und massive finanzielle Schwierigkeiten gebracht hatte, um sich damit seinen luxuriösen Lebensstil zu finanzieren. Er wurde, wie berichtet, im Mai dieses Jahres zu einem Jahr und acht Monaten Freiheitsstrafe verurteilt.
Für Schlagzeilen hatten die Hells Angels in jüngerer Vergangenheit öfter gesorgt. Etwa, als sie sich in Schönau (Gemeinde Tuntenhausen) ein Vereinsheim einrichteten. Bürgermeister Georg Weigl hatte das nicht geschmeckt, er konnte den Rocker-Bossen aber Zugeständnisse abringen. So musste der Schriftzug „Route 81 Ink“ am Vereinsheim übermalt werden. Die Hells Angels verzichteten außerdem auf die Ausrichtung von Großveranstaltungen.
Auch in den sozialen Netzwerken machen die Rosenheimer Hells Angels gerne Welle, etwa diesen Sommer mit Fotos von der Hochzeit eines Rocker-Bosses. Die standesamtliche Trauung fand nach Informationen unserer Zeitung im Schechener Rathaus statt, die rauschende Party in einem Lokal in der Gemeinde Stephanskirchen – unter den strengen Blicken der Polizei.
Ihr neues Vereinsheim feierten die Hells Angels 2019 auf Youtube mit einem Clip, auf dem zwei Dutzend muskelbepackte Männer posieren. Michael Weiser