Knapp vor der Grenze

von Redaktion

Corona-Neuansteckungen machen Romed-Klinik Sorgen

Rosenheim – Kann die Situation eintreten, dass man die Behandlung eines Patienten von seinen Überlebenschancen abhängig macht? Dass Ärzte also Triage anwenden? In Rosenheim erscheint dies undenkbar. Noch gibt es freie Intensivbetten. Aber auch am Romed-Klinikum schaut man mit Sorge auf die hohen Infektionszahlen. Geschäftsführer Jens Deerberg-Wittram warnte im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen, dass man von den Grenzen der Kapazitäten „nicht mehr superweit entfernt“ sei.

Im Klinik-Verbund behandelte man gestern 95 Covid-19-Patienten, 82 bestätigte Fälle und 13 Verdachtsfälle. 13 Patienten werden nach Auskunft von Sprecherin Johanna Kaffl intensiv behandelt.

Viel fehlt
nicht mehr

Die Zahl markiert nicht die Grenze der Romed-Kapazität. Doch allzu viel fehlt nicht mehr. Wenn man angesichts der Anstiege in den vergangenen Wochen irgendwann bei 110 Covid-19-Erkrankten sei, an Weihnachten vielleicht sogar bei 130 Krankheitsfällen – „dann sind wir an dem Punkt, an dem wir sagen, das können wir definitiv nicht mehr schaffen“, sagte Deerberg-Wittram.

Wie nah die Region an der kritischen Marke wandelt, konnte man dieser Tage sehen, als die Zahl der Covid-19-Fälle bei Romed an einem Tag auf über 100 stieg. „Die Situation ist schwierig, weil es keine eindeutige Dynamik gibt“, sagt Jens Deerberg-Wittram.

So viel allerdings steht fest: Seit Beginn der zweiten Pandemie-Welle gab es für die Kurve insgesamt nur eine Richtung: nach oben. Dass es wie in den überlasteten Kliniken in Augsburg zu Umverlegungen von Patienten in Krankenhäuser in weniger betroffenen Regionen kommen kann, erscheint nicht mehr undenkbar.

Derzeit seien die Kapazitäten – gemeint sind betriebsbereite Beatmungsplätze – auf den Intensivstationen „gut ausgelastet, aber noch nicht erschöpft“, sagt auf Anfrage Ina Krug, Sprecherin des Landratsamtes, wo für die Dauer des K-Falls auch die Arbeit der Kliniken koordiniert wird. Johanna Kaffl nennt die Zahl von fünf freien Intensivbetten.

Was den Verantwortlichen bei Romed Sorgen macht, ist die Belastung des Personals. Die steige kontinuierlich, sagt Kaffl, auch wegen Corona: Mit steigenden Zahlen in der Bevölkerung mehrten sich auch die Covid-19-Fälle in der Belegschaft. 

Wie ernst die Lage ist, belegen aber die Ausnahmegenehmigungen für den Einsatz von Personal, die eine Weisung des Bayerischen Gesundheitsministeriums ermöglicht. Unter strengsten Auflagen und in absoluten Ausnahmefällen sei infizierten, aber symptomfreien Pflegern die Genehmigung erteilt worden, ebenfalls Covid-19-infizierte Patienten zu pflegen. Zwölfmal seien solche Ausnahmen genehmigt worden, sagt Krug.

Während die Zahlen der an oder mit Corona gestorbenen Toten steigt – allein von Mittwoch auf Donnerstag wurden dem Robert-Koch-Institut in der Stadt Rosenheim ein und im Landkreis sieben Todesfälle gemeldet –, klammern sich viele Menschen an die Hoffnung auf einen Corona-Impfstoff. Er soll noch vor Weihnachten zugelassen werden, hieß es jüngst.

Seit Dienstag steht auch das Impfzentrum bereit, das Stadt und Landkreis in der Inntalhalle eingerichtet haben.

Die Zulassung eines Impfstoffs bedeutet nicht automatisch den Startschuss für das Impfzentrum. Zuerst schwärmen mobile Impfteams aus, sagt Christian Schwalm, Sprecher der Stadt Rosenheim. Sie impfen in Heimen oder in den Wohnungen die „vulnerablen“ Gruppe, also etwa die besonders anfälligen Senioren und Menschen mit Vorerkrankungen. Wann es jedoch so weit ist, weiß man noch nicht. Ein Termin für eine Anlieferung des Impfstoffs sei noch nicht bekannt gegeben worden, sagt Schwalm.

Eine Sieben-Tage-Inzidenz von 214 in der Stadt und von 210 im Landkreis: Diese Zahlen sind hoch. Niedrige Zahlen nennt indes die Polizei – was  die Verstöße gegen die Ausgangssperre und andere Beschränkungen betrifft. Nach Auskunft des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd halten sich die Menschen in der Region weitgehend an die verschärften Regeln.

In der Stadt Rosenheim habe die Polizei in der Nacht auf Donnerstag elfmal Kontrollen in Bezug auf die Einhaltung der Ausgangssperre durchgeführt, ein Vorfall sei angezeigt worden, meldete Stefan Sonntag, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd. Im Landkreis erbrachten 37 Kontrollen der Polizei kein einziges Bußgeldverfahren.

Im gesamten südlichen Oberbayern habe es 246 Kontrollen wegen der Ausgangssperre gegeben, 14 Vorfälle habe die Polizei angezeigt. Kontrollen etwa wegen der Maskenpflicht gab es 1500, 43 Verstöße seien festgestellt worden. „Es handelt sich um relativ geringe Zahlen, das freut uns sehr“, sagt Sonntag. Er macht dafür eine Mischung aus Einsicht und Sparsamkeit verantwortlich. Ein Bußgeld von 500 Euro, wenn man zwischen 21 und 5 Uhr ohne triftigen Grund draußen angetroffen werde, das schrecke dann doch ab.

Ausbruch im Katharinenheim

Im Bad Endorfer Katharinenheim ist es zu einem Corona-Ausbruch gekommen. Laut Landratsamt sind nach derzeitigem Stand 42 der 126 Bewohner positiv auf das Virus getestet worden. Von den 136 Mitarbeitern haben sich elf infiziert und befinden sich in häuslicher Isolation. Auch die Einrichtung steht unter Quarantäne. Bislang gebe es noch keine Todesfälle, von den Senioren müsse derzeit auch niemand intensiv-medizinisch versorgt werden. Bis zum 28. Dezember herrscht ein strenges Besuchsverbot. Auch die Senioren dürfen über die Feiertage nicht zu ihrer Familie. tib

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