Ein Paket liegt vor unserer Haustür. Eigentlich erwarte ich jetzt keine Sendung mehr. Als ich es neugierig öffne, geht mir das Herz auf. Unter vielen Schichten Papier finde ich eine Figur aus echtem Bienenwachs. Das Material, das ich wegen seiner warmen Farbe und seines Duftes so sehr liebe. Die Absenderin weiß das und hat mir damit eine noch viel größere Freude gemacht, als sie vermutlich ahnt.
Am nächsten Tag steht auf meinem Schreibtisch eine Tüte mit einer Flasche Ouzo. In den beiliegenden Zeilen schreibt ein altes Ehepaar kurz und bündig, ich soll diesen Tropfen auf sein Wohl trinken. Jetzt erinnere ich mich wieder daran, dass wir uns im Sommer beim 80. Geburtstag des Ehemannes darüber unterhalten haben, dass dieser Aperitif zu einem griechischen Essen einfach dazugehört.
Es gibt Geschenke, bei denen man feuchte Augen bekommt, weil es sich nicht um eine Verpflichtung des Schenkenden handelt, sondern um Gaben, die aus einem tiefen und einfühlsamen Herzen kommen. Es geht nicht um einen materiellen Wert, und ich habe sie durch nichts verdient. Sie sind im wahrsten Sinn einfach „geschenkt“.
An Weihnachten ist das Schenken gar nicht so einfach. In diesem Jahr ist es durch die eingeschränkten Einkaufsmöglichkeiten noch schwieriger, und ich denke durchaus an die Nöte unseres gebeutelten regionalen Einzelhandels, den ich gern unterstützen möchte. Weihnachten heißt aber, Gottes Liebe unverdient und aus der Mitte seines Herzens heraus geschenkt zu bekommen. Wenn wir „von Herzen“ schenken, tragen wir etwas von dieser Liebe weiter.
Die Kolumnen von Hannelore Maurer sind nun als Buch erschienen. „Ein Jahr zwischen Himmel und Erde“ ist erhältlich in allen Geschäftsstellen der OVB-Heimatzeitungen.