Rosenheim/Traunstein – Von Kleeblättern über Marzipanschweine bis hin zu Bleifiguren: Um mit einem möglichst guten Gefühl in das neue Jahr zu starten, hat jeder Bürger im Landkreis seine ganz persönlichen Rituale. Doch der Weg zum eigenen Glück ist unterschiedlich. Während die Silvesterbräuche für die einen ein eingespieltes Geschäftsmodell sind, geben sie anderen ein positives Gefühl für das kommende Jahr.
Schornsteinfeger gern gesehen
Von teilweise ungewöhnlichen Bräuchen kann der Traunsteiner Daniel Bichlmann eine Menge berichten. Der Radprofi arbeitet in Teilzeit als Kaminkehrer im Chiemgau und kennt die glücksbringenden Eigenschaften, die seinem Beruf nachgesagt werden. „Speziell an Silvester und Neujahr merkt man schon, dass sich die Leute freuen, wenn man zu ihnen kommt. Sie lächeln durchgehend und sind auch mal bereit, etwas mehr Trinkgeld zu geben“, berichtet der 32-Jährige. Im Gegenzug können die Bürger bei Bedarf den Ruß abklopfen oder am Goldknopf der Uniform drehen.
Bichlmann
nimmt‘s mit Humor
Aber auch für einen Kuss musste Bichlmann bereits als Glücksbringer bei einem seiner Einsätze zur Neujahrszeit herhalten. Der Radfahrer nimmt solche Vorkommnisse allerdings mit Humor. Er selbst versuche schließlich auch, schwarzen Katzen aus dem Weg zu gehen und freut sich über die Tradition, die man mit seinem Beruf verbindet.
Mit weniger viel Aberglauben, dafür mit vielen Glücksbringern, verbringt Denisa Rupp die Tage vor Silvester. Die Filialleiterin der Bäckerei Miedl in der Rosenheimer Innenstadt verkauft wie gewohnt ihre Neujahrs-Klassiker. „Wir haben die üblichen Sachen im Angebot, die einfach immer gut laufen. Gerade Glückspilze und Marzipanschweine werden dieses Jahr gut angenommen.“ Die Rosenheimerin, die selbst kaum an die Symbole glaubt, bemerkt außerdem, dass kleine Silvestertorten mit Glücksmotiven dieses Jahr sehr beliebt sind.
Für Ilona Picha-Höberth aus Wasserburg ist das keine Überraschung. Die Städteführerin, Autorin und Astrologin beschäftigt sich seit Jahren mit der Thematik und sieht in den traditionellen Glücksbringern eine Art psychologische Unterstützung. „Gerade an Silvester wollen viele Menschen das neue Jahr in einen positiven Rahmen setzen.“ Um das zu erreichen, versuchen laut der Wasserburgerin einige, ihre Hoffnungen auf einen Gegenstand zu projizieren. Dieser kann einem dann eine ganz persönliche Stärke verleihen. Für die Autorin ist dieser Kraftspender ein Silberglöckchen von dem alten Baumschmuck ihrer Mutter, das seit Jahren seinen festen Platz im Christbaum bekommt.
Für den Bad Aiblinger Bürgermeister Stephan Schlier ist dagegen weniger die Art der Glücksbringer entscheidend als vielmehr die Konsistenz. Er freut sich jedes Jahr auf die traditionellen Marzipanfiguren, auch wenn „die Lebensdauer der Glücksbringer immer sehr, sehr begrenzt ist“.
Konkrete
Ziele im Visier
Eine andere Vorgehensweise, um mit positiver Energie in das neue Jahr zu starten, hat Richard Richter, der Bürgermeister von Bruckmühl. Anstatt haptischer Gegenstände konzentriert er sich lieber auf konkrete Ziele, die er sowohl privat als auch in seinem Amt umsetzen will. Aufgrund der aktuellen Corona-Situation war es allerdings schwierig, die guten Vorsätze in die Tat umzusetzen, weshalb Richter diese für 2021 etwas „herunterschrauben“ wird.