Rosenheim – Egal ob aus München, den benachbarten Landkreisen Miesbach, Traunstein und Mühldorf oder direkt aus der Region – aufgrund der Corona-Regelungen haben viele Sportbegeisterte nur ein Ziel: raus in die Natur. Doch mit fortschreitendem Lockdown geraten die Freiluftliebhaber auf den teils überfüllten Parkplätzen zusehends aneinander und es kommt mitunter zu kuriosen Forderungen. Landratsamt, Polizei, Tourismusverband und Bürgermeister kennen die Problematik und versuchen, dieser Herr zu werden.
Lockdown führt
zu großem Andrang
„Der Druck steigt unaufhörlich“, berichtet Christina Pfaffinger, die Geschäftsführerin des Tourismusverband Chiemsee-Alpenland (CAT). Sie ist schon seit dem Sommer um eine Lösung für Einwohner und Touristen bemüht und wundert sich daher kaum über Zettel wie den eines Münchners, der am Auto einer einheimischen Bergwanderin auf dem Wanderparkplatz zum Hochgern angebracht war: Die Forderung, dass Einheimische doch bitte nur zu Fuß anreisen sollen, sorgte nicht nur für Kopfschütteln und Stirnrunzeln bei der Wanderin, sondern befeuert auch die angespannte Situation auf den Parkplätzen, die sich nach einer kurzen Entspannungsphase in Zeiten der 15-Kilometer-Beschränkung nun bald wieder einstellen dürfte.
Ein ähnliches Problem gibt es seit dem coronabedingten Lockdown auch auf dem Parkplatz des Kaiserblick-Skilifts in Sachrang, was Simon Frank, dem Bürgermeister von Aschau, zunehmend Sorgen bereitet (wir berichteten). Er musste insbesondere in der Ferienzeit diverse Verstöße wie blockierte Rettungswege oder zugeparkte Landwirtschaftsflächen beobachten, bei der die Leute teilweise sogar dort angebrachte Zaunpfähle herausgerissen hätten.
Auch Anton Wallner, Bürgermeister von Bad Feilnbach, musste sich aufgrund des hohen Andrangs auf der eigentlich gesperrten Jenbachstraße mit Wanderern auseinandersetzen, die unbedingt mit ihrem Wagen dort hinauf wollten.
Aus diesen und weiteren Gründen ist auch die Polizei bereits vielfach an den hochbetriebsamen Plätzen im gesamten Landkreis im Einsatz gewesen. Laut Martin Emig, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, verfolgt man inzwischen genau die Verkehrssituation an beliebten Ausflugszielen. Ansonsten bleibt man bei der Polizei gelassen und will weiter abwarten, zumal „noch nicht außergewöhnlich viele Einsätze wegen einer verkehrsbedingten Überlastung in den Gebieten zu verzeichnen sind“.
Steigende
Belastung
Eine weiterhin steigende Belastung sieht der Oberaudorfer Bürgermeister Matthias Bernhardt an der beliebten Hocheck-Bahn. Zwar seien jetzt noch keine Touristen mit Einheimischen aneinandergeraten. Durch die unkontrollierte Menge an Leuten sei es aber bereits zu einem Unfall auf der aktuell gesperrten und dennoch zum Rodeln genutzten Skipiste gekommen. Trotz allem Verständnis für die Menschen in der derzeit schweren Lage ruft er dazu auf, „doch bitte sowohl auf sich als auch auf andere und die Natur Rücksicht zu nehmen.“
Um die Problematik auf den Parkplätzen in Stoßzeiten, wie an Wochenenden und Feiertagen, zu lösen, denkt man beim Rosenheimer Landratsamt bereits über drastischere Maßnahmen nach. Laut Pressesprecher Michael Fischer wäre es grundsätzlich möglich, die Wanderparkplätze zu sperren. Allerdings: Durch das Ausweichen auf den Straßenrand würde das jedoch nach der Erfahrung aus dem Frühjahr eher zu einem Verkehrschaos führen.
Situation bleibt ohne
Regeln angespannt
Um ein derartiges Parkchaos zu vermeiden, versuchen alle Beteiligten, die Lage etwas zu entspannen. Neben Kontrollen durch die Polizei und Aufrufen von den Bürgermeistern gibt es beispielsweise einen Ausflugsziel-Ticker, der laut CAT-Geschäftsführerin Pfaffinger anzeigt, welche Parkplätze bereits komplett belegt sind und weniger besuchte Alternativen vorschlägt. Solange der coronabedingte Lockdown andauere, könne man ansonsten nur versuchen, das „zweischneidige Schwert zwischen Gastfreundschaft und Corona-Maßnahmen“ möglichst verständnisvoll zu lösen.