Rosenheim/Bad Feilnbach – Konflikte zwischen Einheimischen und Tagesgästen führten bereits im Sommer zu Problemen in einigen Gemeinden der Urlaubsregion Chiemsee-Alpenland. Aus diesem Grund hat Verbandsausschussvorsitzender und Bad Feilnbachs Bürgermeister Anton Wallner nun mit seinen Bürgermeisterkollegen Vorschläge des Chiemsee-Alpenland Tourismusverbandes (CAT) diskutiert und den Bedürfnissen vor Ort angepasst. Gegenüber unserer Zeitung stellten er und CAT-Geschäftsführerin Christina Pfaffinger Ergebnisse des Verbandsausschusses vor.
Was ist bisher getan worden, um Konflikte zwischen Einheimischen und Tagesgästen zu vermeiden?
Christina Pfaffinger: Mit Sensibilisierungsmaßnahmen, crossmedialen Kampagnen, Informationsangeboten und Appellen fördert der Tourismusverband Chiemsee-Alpenland seit Sommer ein gutes Miteinander und gegenseitigen Respekt.
Wie soll die Besucherstromlenkung künftig aussehen?
Anton Wallner: „Dieser bisherige Ansatz wird nun weiter ausgebaut. Die Bedürfnisse von Einheimischen und Naturschutz werden sich stark auf die künftige touristische Entwicklung der Kommunen auswirken. Neben kurzfristigen und schnell wirksamen Maßnahmen vor Ort, kann die Digitalisierung gerade bei der Besucherstromlenkung entscheidende Ansätze liefern.
Wie kann das konkret aussehen?
Pfaffinger: Die Kommunen im Chiemsee-Alpenland arbeiten aktuell daher mit Hochdruck an Lösungen zum Beispiel mit digitalen Diensten beim Parken oder Pilotprojekten mit dem Zweckverband Kommunales Dienstleistungszentrum Oberland.
Stehen Verband und Kommunen hier alleine da?
Wallner: Auch der Gesetzgeber muss in bestimmten Bereichen noch besser auf uns eingehen. Grenzübergreifend werden zudem parallel verschiedene Mobilitätskonzepte ausgearbeitet. Zusammen werden wir alle Möglichkeiten nutzen, um das Miteinander in Lebens- und Freizeiträumen zu koordinieren und trotzdem als attraktive Urlaubsdestination zu werben.
Corona hat hier für schnelles Handeln gesorgt oder?
Pfaffinger: Die durch fehlende Reisemöglichkeiten und dem Fokus auf Urlaub in Deutschland entstandene Situation versuchen wir bereits seit dem Sommer mit konkreten Maßnahmen zur Sensibilisierung, Aufklärung und Kommunikation zu entschärfen.
Das ist aber noch längst nicht alles…
Pfaffinger: Nein. Aktuell ergänzt der Chiemsee-Alpenland-Tourismusverband dies durch winterspezifische Plakate und Social Media Kampagnen zu Verhaltenstipps. Zudem wird die Werbung stark auf den Übernachtungsgast fokussiert und intensiv auf sensible Bereiche Rücksicht genommen. Mit den Planungen für den kommenden Sommer will der Verband den unterschiedlichen Anforderungen von Gästen und Einheimischen sowie Kommunen und Leistungsträger gerecht werden. Verbandsübergreifend werden zudem Schilder und Banner für voraussichtliche Hotspots vorbereitet.
Was steht dann aktuell auf der Agenda?
Wallner: Aktuell beschäftigt sich der Tourismusverband auch mit den Auswirkungen auf das Reiseverhalten während und nach der Pandemie sowie mit den entsprechenden Werbemaßnahmen und Kommunikation-Strategien. Das Bedürfnis zu reisen, wird auch nach der Krise bestehen und sich noch verstärken.
Pfaffinger: Ändern werden sich aber Reisemotive und -bedürfnisse. Nachhaltigkeit, Regionalität, Sicherheit, sinnhafte und naturnahe Erlebnisse stehen bereits hoch im Kurs und werden noch mehr in den Vordergrund rücken. Der Wunsch nach Unterbringung in kleineren Einheiten, längeren Aufenthaltszeiten und authentischen Angeboten ist seit der Pandemie um ein Vielfaches gestiegen.
Sicherheit ist ein wichtiger Faktor beim Urlaub machen geworden….
Wallner: Urlauber wollen auch künftig mit gutem Gewissen und einem sicheren Gefühl reisen. Alles Themen mit denen die Region Chiemsee-Alpenland punkten kann und die somit auch im Zentrum unserer künftigen touristischen Ausrichtung stehen werden.
Interview: Silvia Mischi