Kiefersfelden/Wörgl/Inntal – Lkw-Schlangen bis zum Irschenberg, viele Stunden Wartezeit und schwierige Verkehrsbedingungen durch Schnee und Glätte: Das ist die Bilanz des gestrigen Tages auf der Inntalautobahn A93. Der Grund für den Stau war eine unangekündigte Lkw-Blockabfertigung an der Grenze bei Kiefersfelden.
„Österreich begründete die kurzfristige Dosierungsmaßnahme mit dem Wetter“, sagte ein Sprecher der Verkehrspolizei in Raubling. Die A12 auf der österreichischen Seite war gestern seit den Vormittagsstunden aufgrund des starken Schneefalls gesperrt.
Dies sorgte auf der Inntalautobahn für kilometerlange Lkw-Schlangen. Zwischenzeitlich reichte der Stau bis zur Autobahnausfahrt Bad Aibling, wie die Verkehrspolizei Raubling mitteilte. Man habe versucht, eine Spur für Rettungsdienste freizubekommen und die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Alle Parkplätze auf der Autobahn seien komplett dicht gewesen, sagte ein Sprecher.
Schlechte Stimmung
bei Lkw-Fahrern
Ein von dem Stau betroffener Lkw-Fahrer berichtete gegenüber unserer Redaktion, dass einige Kollegen mitten auf der Autobahn bereits Schneeketten angelegt hätten. Die Stimmung unter den Berufskraftfahrern sei angesichts der Sperre im Keller gewesen. Man sei während des Staus komplett auf sich selbst gestellt gewesen.
Um festsitzende Autofahrer auf den Autobahnen im Ernstfall mit Getränken und Decken zu versorgen, gibt es den „Sonderplan Autobahn“ des Katastrophenschutzes Rosenheim. Doch der „Autobahnalarm“, wie Kreisbrandrat Richard Schrank ihn nennt, war gestern bis Redaktionsschluss nicht ausgelöst worden. Er sei den Tag über mit der Verkehrspolizei in Kontakt gewesen, ihm sei aber kein Einsatzbedarf gemeldet worden.
Auf den Autobahnen war die Situation weiterhin chaotisch. Am Nachmittag ereignete sich zudem noch ein Unfall. Während das Inntaldreieck in Fahrtrichtung Innsbruck aufgrund des Rückstaus gesperrt wurde, fuhr ein Pkw in die Arbeiten. Ein Mitarbeiter der Autobahnmeistereien wurde dabei schwer verletzt mit Knochenbrüchen in eine Klinik eingeliefert, wie die Verkehrspolizei Raubling bekannt gab.
Von den erwarteten – und bei Blockabfertigungen normalerweise üblichen – Folgen in den umliegenden Gemeinden war jedoch wenig bemerkbar. In Raubling beispielsweise waren laut Bürgermeister Olaf Kalsperger „nicht mehr und nicht weniger Lkw als sonst“ unterwegs. Das Verkehrsaufkommen sei bei Weitem nicht vergleichbar gewesen mit dem 80-Kilometer-Stau im Inntal Anfang Dezember. Dieser war ebenfalls von einer Blockabfertigung an der Grenze in Tirol verursacht worden (wir berichteten).
Auch in der Gemeinde Kiefersfelden, die unmittelbar am Grenzübergang zu Österreich liegt, war von dem Verkehrschaos nichts zu spüren. Das bestätigte Bürgermeister Hajo Gruber auf Anfrage. „Im Ort selbst merken wir es nicht.“ Trotzdem könne er es nicht nachvollziehen, dass das Land Tirol sein Rückstauproblem ins benachbarte Ausland verlagere. „Die Blockabfertigung ist eine grenzwertige Verschiebung der Probleme von Tirol ins Inntal“, sagt Gruber.
Auch die Rosenheimer Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig (CSU) ist eine prominente Kritikerin der Dosiermaßnahmen. In einem Schreiben an Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer und die bayerische Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (beide CSU) hatte Ludwig noch vor Weihnachten an ihre Parteikollegen appelliert, sofort Gespräche mit der Tiroler Landesregierung aufzunehmen (wir berichteten).
Inzwischen habe sie Antwort erhalten, wie sie auf Anfrage bestätigte. Kerstin Schreyer habe ihre Kritik beim Tiroler Landeshauptmann Platter verdeutlicht. Andreas Scheuer habe Ludwig außerdem persönlich mitgeteilt, dass er sich gemeinsam mit der italienischen Regierung an die EU-Kommission wenden werde. „Wir müssen hier länderübergreifend tätig werden“, bekräftigt CSU-Politikerin Ludwig.