Die Bereitschaft ist da

von Redaktion

Pflegepersonal will sich impfen lassen – aber Dosen fehlen

Rosenheim – Die Politik schlug Alarm. Das Personal in Kliniken sowie in Alten- und Pflegeheimen stehe der Corona-Schutzimpfung allzu skeptisch gegenüber, hieß es. Ministerpräsident Markus Söder brachte sogar eine Impfpflicht ins Gespräch. Eine Umfrage der OVB-Heimatzeitungen bei Einrichtungen, die mit besonders gefährdeten Bewohnern und Patienten zu tun haben, ergab eine hohe Impfbereitschaft. Als bremsender Faktor erweist sich dagegen der Nachschub.

„Für mich ist es selbstverständlich“

Yvonne Schönfelder ist für die Haltung vieler Mitarbeiter in Kliniken oder Pflegeeinrichtungen ein gutes Beispiel. Sie ist Physiotherapeutin der Schön Klinik Bad Aibling, gehört zur behördlich definierten Risikogruppe 1 und damit zu jenen, die die Impfung als erste in Anspruch nehmen können. „Für mich ist es selbstverständlich, mich impfen zu lassen. Ich schütze mich ja auch gegen alle anderen Infektionserkrankungen, mit denen ich bei meiner Arbeit in Kontakt kommen kann“, sagt sie. „Die einzig wirksame Methode, meine Patienten, meine Familie und mich selbst zu schützen“ sieht Melanie Thun, Assistenzärztin an der Schön Klinik Bad Aibling, im Piks.

Erleichterung in
den Risikobereichen

Eine positive Einstellung gegenüber dem Impfen meldet auch das kbo-Inn-Salzach-Klinikum. „Es herrscht eine insgesamt sehr hohe Impfbereitschaft unter den Mitarbeitenden des Klinikums“, sagt Sprecherin Franziska Amann. „Nur wenige kritische Stimmen“, hat der Ärztliche Direktor und Pandemiebeauftragte des Romed-Klinikums Rosenheim vernommen. „Die Impfbereitschaft bei den Beschäftigten ist in allen Berufsgruppen sehr hoch“, sagt Dr. Hanns Lohner. „Gerade die Kolleginnen und Kollegen in den Risikobereichen sind erleichtert, dass für sie ein wirkungsvoller Impfstoff zur Verfügung steht. Die Impfungen selber laufen zügig und unproblematisch.“

Von einer Quote von über 50 Prozent geimpfter Mitarbeiter mit direktem Patientenkontakt berichtet Andreas Kutschker, Geschäftsführer der Klinik Bad Trissl in Oberaudorf. Er hält die Kritik der Politik für daneben: „Die sollen mal nicht so tun, als sei 365 Tage im Jahr Wahlkampf, und lieber den Krankenhäusern den Rücken freihalten.“

Was das Verfahren hemmt, ist der Mangel an Nachschub. Viele Mitarbeiter hätten sich vorab registriert und warteten nun darauf, geimpft zu werden – „sobald dem Klinikum die nächsten Impfdosen zugeteilt werden“, sagt Lohner.

Dieses Warten kennt auch Heiko Leske, Sprecher des Verbunds Medical Park mit Kliniken in Bernau-Felden, Prien und Bad Feilnbach. Lediglich die beiden Kliniken in Bad Feilnbach haben Personal der höchsten Priorität, und von den Bediensteten „haben sich mehr impfen lassen wollen, als es Impfdosen gab“. Er hat Verständnis für die Bevorzugung der Akut-Einrichtungen, sagt aber auch: „Wir bemühen uns auf vielen Ebenen, in diese Zuteilungsgruppe zu kommen, damit wir Mitarbeitern, die täglich am Patienten sind, diesen Impfstoff zugänglich machen können.“

Hinter den Einrichtungen liegt auch Überzeugungsarbeit. Hanns Lohner hat Verständnis, dass sich nicht jeder Mitarbeiter mit Hurra in die Bresche wirft. „Gegenüber einem in sehr kurzer Zeit neu entwickelten Impfstoff ist eine gewisse Zurückhaltung spürbar, weil der Eindruck da ist, dass Nebenwirkungen noch nicht voll umfänglich bekannt sind“, sagt er. „Das ist menschlich.“ Sich das Personal anhören, parallel dazu für gute Information sorgen, darauf setzen die Häuser in der Region.

Aufklärung mit Broschüre und Clips

Medical Park klärt mit einem Newsletter auf und hat Clips eingebunden, mit Antworten auf häufig gestellte Fragen. Professor Dr. Peter Zwanzger, Ärztlicher Direktor des kbo-Inn-Salzach-Klinikums, berichtet von einer anonymisierten internen Umfrage, in der sich die Einrichtung unter anderem davon überzeugt habe, dass die Bereitschaft da sei.

Hanns Lohner setzt auf „umfassende Information“ und den Verweis auf die positiven Ergebnisse der Studien. Auf kritische Nachfragen gerade aus Nicht-Risikobereichen antworte man mit „möglichst umfangreicher Aufklärung“. Man werde bei Romed bald eine hohe Impfquote erreichen sagt er und ergänzt: „Wenn ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht.“

Impf-Nachschub „unzureichend“

„Bisher völlig unzureichend“: So bezeichnet Kreisbrandrat Hans Meyrl, Leiter des Impfzentrums in Rosenheim, die Liefermengen an Impfstoff. Bei diesem Tempo würde es noch vier Jahre dauern, bis zwei Drittel der Bevölkerung im Landkreis geimpft seien. Bisher seien 8510 Dosen verimpft worden. Was Meyrl hervorhebt: Bislang seien keine besonderen Nebenwirkungen beobachtet worden.

So ist die Lage in den Seniorenheimen

Wie für die Krankenhäuser, so gilt auch für Seniorenheime: Die Bereitschaft der Mitarbeiter, sich impfen zu lassen, ist womöglich größer als das Angebot an Impfdosen. Ralf Schwärzer vom Seniorenheim Küpferling in Rosenheim, meldet, dass sich bei der allerersten Gelegenheit die ersten Mitarbeiter hätten impfen lassen. Auch er habe sich registrieren lassen. Leiter des Caritas-Altenheimes in Kolbermoor ist Jakob Hartmann. Er sieht ebenfalls viel Bereitschaft in seiner Belegschaft, jedenfalls keine geringere als in der Gesamtbevölkerung. Skepsis allerdings gebe es auch in seiner Belegschaft. „Wir bemühen uns um Information, aber da hätte auch die Politik noch mehr tun müssen.“ Bedarf zur Klärung sieht auch Schwärzer. Etwa zur Wirksamkeit der Impfung. Ohne sei das Risiko, angesteckt zu werden, acht- bis zehnmal so hoch. Aber: „Es wäre ein Trugschluss, wenn man meint, nach einer Impfung die AHA-Regeln außer Acht lassen zu können.“ wei

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