Rosenheim – Gibt‘s einen Lichtstreif am Horizont? Eine Öffnung von Grenzen, Geschäften, Gastronomie und Grenzen. Wir sprachen mit dem Rosenheimer Landtagsabgeordneten Klaus Stöttner, Tourismuspolitischer Sprecher der CSU-Fraktion. Reisen? Zu Ostern könnte das was werden, meint er.
Es naht der Frühling. Naht damit Hoffnung?
Es wird wärmer, ich glaube ja, wir haben eine Perspektive auch auf schrittweise notwendigen Öffnungen des Einzelhandels und der Gastronomie. Die Infektionszahlen werden Tag für Tag besser. Wir brauchen aber eine deutschlandweite Abstimmung und dies kann nicht in Rosenheim oder nur Bayern entschieden werden. Diese Maßnahmen trifft die Ministerpräsidentenkonferenz mit der Bundeskanzlerin und dafür brauchen wir gute Argumente. Wenn jeder mitmacht, kann es klappen, ja.
Zum Beispiel mit dem Urlaub am Gardasee? Dem Osterspaziergang zum Café? Oder legt uns da Corona ein Ei ins Nest?
Ich glaube, dass wir uns für oder um Ostern berechtigte Hoffnung machen sollten. Ebenso denke ich, dass die Gastronomie gut vorbereitet ist, auch mit ihren Hygienekonzepten. Wir müssen uns für die nächsten 14 Tage die Zahlen anschauen. Je besser die Entwicklung sind, desto besser sind die Chancen. Wo die Konzepte passen, sehe ich auch für den Einzelhandel Perspektiven, vielleicht für Mitte, spätestens aber Ende März. Auch die nichtgebundenen Ladenöffnungstage an Sonntagen sind ein Anliegen des Ministerpräsidenten.
Es sei denn, Mutationen ändern die Spielregeln…
Durch die momentanen Restriktionen an den Grenzen, dadurch, dass die Angelegenheit mit Tschechien oder Tirol streng gehandhabt wird, verbessern wir die Perspektiven. Ich habe am Freitag nochmals mit der Staatskanzlei gesprochen. Dort erwartet man, dass die Zahlen weiter sinken, wenn wir streng durchhalten. Es liegt auch an jedem Einzelnen. Wenn jemand sagt, er muss unbedingt zum Skifahren ins Zillertal…
Wenn‘s gut geht, darf an Ostern gereist werden. Hierzulande hoffen die einen auf Nachholbedarf, die anderen fürchten, überrannt zu werden.
Die Gefahr der Überbelegung oder des Überranntwerdens sehe ich nicht. Das regelt sich bei den Übernachtungskapazitäten von selber, ebenso bei den Wirten, die sich diszipliniert an Abstandsregeln halten. Und auch der Einzelhandel hat dieses Problem ganz sicher nicht. Ein Problem sind die Tagesausflüge. Wir arbeiten zum Beispiel an einem Ausflugsticker mit Echtzeit-Infos etwa zum Parken. Da setzen wir uns auch mit Münchens OB Reiter zusammen. Zusammen mit unserm Tourismusverband machen wir uns Gedanken, wie wir den Besucherandrang lenken können.
Nach einem Jahr Pandemie: Wie stark ist Einzelhandel in der Region belastet?
Der Einzelhandel ist mit am meisten belastet, weil er auch Probleme mit der vorgelagerten Logistik und Personalentscheidungen hat. Der Großlieferant liefert Ware und möchte seine Zahlung haben. Ich denke, dass die Öffnungsstrategie auf 20 Quadratmeter pro Kunde eine Perspektive ist. Ich kann mir vorstellen, dass man ab 15. März im Einzelhandel für Kunden auch Einzeltermine machen kann. Das habe ich auch in der Fraktionsrunde vorgeschlagen.
Haben Sie Angst vor verödeten Innenstädten?
Schon, klar doch. Dazu müssen wir mehrere Punkte angehen. Wenn Sie sich die Mietpreise ansehen, die sind an der Oberkante. Und oft vermieten die Vermieter im kleinteiligen Bereich. Dabei braucht man im Innenstadtbereich Magnete. Da müssten sich mal zwei oder drei zusammentun, um die Geschossfläche zu vergrößern.
Innenstädte sind ja auch wichtig für die Ausstrahlung einer Region.
Und Rosenheim hat großes Potenzial. Wir brauchen die gute Kombination zwischen Mieter und Vermieter, und außerdem, so wie es Oberbürgermeister Andreas März und sein Stellvertreter Daniel Artmann in Rosenheim gemacht haben, etwas, was die Stadt belebt, so wie Sommer in der Stadt. Ich dränge auf vereinzelte Öffnungen unabhängig vom Anlass. Darauf, dass die Stadt drei, vier Sonntage im Mai, Juni und Juli öffnen kann. Damit wir Aufbruchsstimmung erzeugen können. Dafür kämpfe ich. In diesem besonderen Jahr wäre es wichtig, dass Familien die Chance erhalten, ein Einkaufserlebnis anders als online zu erleben. Entspannt in Rosenheim unterwegs zu sein – das ist auch ein Argument für Gäste.
Interview Michael Weiser