Als die Corona-Pandemie Fahrt aufnimmt

von Redaktion

Blick zurück: Bangen bei erster Welle – Entspannung im Sommer – Explodierende Zahlen im Herbst

Rosenheim – Es war der 29. Februar 2020, als das neuartige Coronavirus in der Region ankam – und seither das Leben beherrscht. Wir blicken auf ein außergewöhnliches Jahr zurück, mit vielen Höhen und noch mehr Tiefen, mit Hoffnung und Rückschlägen. Ein Jahr, das in die Geschichte eingehen wird.

Bei Patient „null“ beziehungsweise Fall Nummer 1 in Stadt und Landkreis Rosenheim handelt es sich um einen Rückkehrer vom Skiurlaub in Südtirol, 55 Jahre alt. Am 29. Februar schlug das positive Testergebnis im Gesundheitsamt Rosenheim auf. Doch der Mann hatte Glück: Seine Infektion verlief ohne jegliche Symptome. Und weil er sich offenbar sogleich in Quarantäne gegeben hatte, scheint er auch das Virus nicht weitergegeben zu haben.

Was erst wie ein Einzelfall anmutete, änderte sich schnell: Bereits Anfang März traten weitere Corona-Fälle auf, die Meldungen mehrten sich von Tag zu Tag. Von Mitte März an explodierten die Fallzahlen in der Region regelrecht. „Hotspots“ der ersten Stunde waren Nußdorf, Aschau und Bad Feilnbach mit im Vergleich zur übrigen Region überdurchschnittlich vielen Fällen bezogen auf die Einwohnerzahl. Die Ursachen für den Ausbruch in der Gemeinde Bad Feilnbach ergründet seit Sommer das Robert-Koch-Institut im Rahmen einer Studie (Seite 45). Ursache für das Ausbreiten des Virus in den ersten Tagen und Wochen waren offenbar Veranstaltungen, in manchen Orten auch die Kommunalwahlen. Denn trotz erster Warnungen aus dem Gesundheitsamt wurde in der ersten März-Hälfte noch das ein oder andere Fest in der Region gefeiert. Prominentes Beispiel: das Rosenheimer Starkbierfest, das erst nach dem Eröffnungswochenende abgebrochen wurde. Zu dieser Zeit befand man sich nur wenige hundert Meter weiter im Klinikum Rosenheim bereits in Alarmbereitschaft: Die ersten Covid-Patienten wurden eingeliefert, die Besorgnis stieg. Krisensitzungen wurden einberufen, wenige Tage später erfolgte bereits der Umbau des Bettenhauses 6 in eine Covid-Station. Am selben Tag, dem 16. März, rief Bayern den Katastrophenfall aus. Die Steuerung der Klinikbetten in der Region ging damit an eine Koordinierungsgruppe im Landratsamt Rosenheim über. An den Nerven zehrte zudem der extreme Mangel an Schutzausrüstung für Kliniken und Einrichtungen.

Von Ende März an lagen im Klinikum Rosenheim schließlich die Nerven regelrecht blank: Bis Mitte April versorgten Ärzte und Pflegekräfte bis zu 196 Covid-Patienten pro Tag – ein Arbeiten am Limit, wie Romed-Geschäftsführer Dr. Jens Deerberg-Wittram und Ärztlicher Leiter Dr. Hanns Lohner resümierten.

Eine vorsichtige Entspannung der Lage setzte Ende April ein, bei leicht rückläufigen Fallzahlen und vorsichtigen Lockerungen nach dem ersten Lockdown (seit 20. März). Mitte Juni endete schließlich der Katastrophenfall, einen Monat später war der vorerst letzte Corona-Tote zu verzeichnen (erste Welle: gesamt 222 in Stadt und Landkreis, siehe Seite 44).

Doch die Verschnaufpause war nicht von langer Dauer. Im August beunruhigten die Infektionszahlen von Reiserückkehrern, von Mitte September an breitete sich das Virus in den Schulen aus – und spätestens Mitte Oktober nahm die zweite Welle vollends Fahrt auf. Was folgte: nächtliche Ausgangssperren, Beschränkungen, Maskenpflicht – und teils massive Ausbrüche in Kliniken und Heimen. Die Zahl der Corona-Toten schwoll an (gesamt: 474).

Der Winter-Lockdown zeigte schließlich Mitte Januar seine Wirkung, die Lage entspannte sich – um aktuell, ein Jahr nach den ersten Fällen, nun wieder anzusteigen.

Corona in Zahlen

In der Region Rosenheim sind nach einem Jahr Pandemie 13469 Fälle von Covid-19 registriert, davon 2864 in der Stadt Rosenheim. Die Gesamtzahl der offiziell Genesenen beläuft sich auf 12388. Corona-Tote: 474.

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