Aschau – In der Corona-Pandemie hat sich die schwierige Lage kaum irgendwo so sehr zugespitzt wie in Seniorenheimen. Im Landkreis Rosenheim war keine Einrichtung so massiv betroffen wie das Seniorenheim Priental in Aschau. Mindestens 15 Menschen starben während eines Ausbruchs im April. Seitdem hat sich die Situation nach und nach entspannt. Durch die zweite Welle sei man bislang „angespannt, aber ruhig“ durchgekommen, erklärt Heimleiter, Wolfgang Rohrmüller. Ein Rückblick auf ein schwieriges Jahr.
„Die Abläufe sind mittlerweile eingespielt, auch wenn die zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen enorm zeit- und arbeitsintensiv sind“, sagt der Heimleiter. Da im Seniorenheim derzeit keine Kurzzeitpflege angeboten werde, gebe es weniger Ein- und Auszüge als vor der Pandemie und somit auch ein entspannteres Arbeiten.
Trotz aller Vorsicht sind laut Rohrmüller im Oktober wieder Bewohner positiv getestet worden. „Diesmal waren vor allem mobile und rüstige Personen betroffen. Die Infektionen sind zeitnah erkannt worden, wir konnten durch die freigehaltenen Plätze schnell Isolationsmaßnahmen ergreifen und dadurch, im Unterschied zum Frühjahr, eine Ausbreitung im Haus verhindern.“ Auch bei den Mitarbeitern sei es zu einzelnen Quarantänefällen gekommen – bislang ohne Ansteckung der Kollegen.
Kein Besuch
ohne Test
Und dennoch sei die derzeitige Situation nicht mit der ersten Welle im März und April zu vergleichen. Damals hatte ein Ausbruch die Einrichtung massiv gebeutelt. Die bittere Bilanz: mindestens 15 Corona-Tote. Grund dafür seien, so Rohrmüller, der Einsatz von Schnelltests. Und bereits beim geringsten Verdacht erfolge zeitnah ein PCR-Test. Ohne Test dürfe inzwischen niemand das Haus betreten – weder Angehörige und Besucher noch Handwerker. Für die Mitarbeiter ist die Corona-Lage weiter eine große Herausforderung: „Nicht alle freuen sich über die drei Tests, die sie jede Woche nachweisen müssen“, so Rohrmüller. Auch das permanente Tragen der FFP2-Masken im Arbeitsalltag sei unangenehm und erschwere die körperliche Arbeit. Der Lockdown und die Beschränkung der Sozialkontakte würden von den Mitarbeitern als sehr unterschiedlich belastend erlebt. „Wir hoffen alle darauf, dass mit den sinkenden Infektionszahlen eine Lockerung möglich wird“, sagt der Heimleiter.
Ähnliches gilt für die Bewohner: Sie hätten sich notgedrungen mit der Situation arrangiert, meint Rohrmüller. Eine andauernde psychische Beeinträchtigung durch den Lockdown sei bisher nicht feststellbar. Dennoch würden die Einschränkungen, vor allem die Besuchsregelungen betreffend, von vielen als schmerzhaft empfunden. Denn laut aktueller Infektionsmaßnahmenverordnung ist in vollstationären Pflegeeinrichtungen nicht mehr als ein Besuch am Tag für jeweils eine Stunde erlaubt.
Hoffnung setzt man deshalb in die Corona-Impfung. Wie Rohrmüller bilanziert, hätten alle Bewohner, die im Frühjahr nicht positiv getestet worden waren, bereits die zweite Impfung (jeweils Biontech) erhalten. Die Bewohner mit Infektionen in der Vorgeschichte sollen in den nächsten Wochen geimpft werden. „Diesbezüglich sind wir in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt.“
Voll belegt ist das Seniorenheim Priental seit dem massiven Ausbruch vom Frühjahr nach wie vor nicht. Derzeit leben 61 Bewohner dort, was laut Rohrmüller einer Belegung von rund 87 Prozent entspricht. „Nicht zuletzt ermöglicht uns die Übernahme der coronabedingten Mehrkosten und der Ausgleich der Mindererlöse seitens der Pflegekassen das Freihalten einiger Plätze, was ansonsten durch den wirtschaftlichen Druck kaum möglich wäre“, so der Heimleiter.