Stetes Wachstum

Rochade für einen Schulstandort

von Redaktion

Bisher ist die Rupert-Egenberger-Schule in Bad Aibling an zwei Standorten in der Keller- und der Krankenhausstraße untergebracht. Der Kreisausschuss gab jetzt grünes Licht für die Zusammenlegung des Sonderpädagogischen Förderzentrums in der Krankenhausstraße.

Bad Aibling – Das Konzept gleicht ein wenig einer Rochade beim Schachspiel. Um die Bildungseinrichtung an einem Ort unterbringen zu können, muss die Kfz-Zulassungsstelle des Landkreises in der Krankenhausstraße weichen, an die bereits jetzt ein Gebäude der Schule angrenzt. Sie wird in den Rosenheimer Aicherpark verlegt (wir berichten noch). Außerdem ist zusätzlich ein Neubau am neuen Standort vorgesehen.

Die Landkreisverwaltung kann nach der Grundsatzentscheidung im Ausschuss für Schulen und Sport und dem Kreisausschuss die Planungsleistungen vergeben. Nur die AfD-Vertreter stimmten gegen diese Vorgehensweise. 150000 Euro für die Planungskosten stellt der Landkreis hierfür noch heuer in den Etat ein.

Schulleiterin zählt
viele Mängel auf

Schulleiterin Angelika Held trug den Gremien zuvor eine lange Liste an Mängeln vor, unter denen Schüler und Lehrpersonal seit Jahren leiden. So sei die Schule nicht behindertengerecht ausgestattet und verfüge über keine Aula für Feste, Versammlungen oder Aufführungen von Schülern. Das Lehrerzimmer sei zu klein, sie selbst habe kein eigenes Büro. Die total veraltete Elektrik des Gebäudes ließe dringend nötige Investitionen in die Digitalisierung nicht zu. „Die Verwaltung rät uns von einer Sanierung ab“, fasste Landrat Otto Lederer (CSU) das Urteil der Fachleute zusammen und bezeichnete den Zustand des Gebäudes vorsichtig umschrieben als „historisch“. Vor allem auch das Kellergewölbe unter dem Schulbau, das früher von einer Brauerei als Lagerstätte genutzt worden war, lässt laut Lederer einen Neubau an dieser Stelle nicht ratsam erscheinen.

Andreas Winhart (AfD) befürwortete zwar die Auslagerung der Schule und die Konzentration an einem Standort, wandte sich aber gegen den Wegzug der Kfz–Zulassung. Dieter Kannengießer, Fraktionssprecher der Parteiunabhängigen/ ÜWG, und sein CSU-Kollege Felix Schwaller sahen das anders. Für Kannengießer ist die Schule eine „unbestritten etablierte Einrichtung“. Die geplante Zusammenlegung von zwei Kfz-Zulassungsstellen im Aicherpark – auch die beim Landratsamt befindliche wird dorthin ausgelagert – stellt für ihn die Aufhebung eines Standortnachteils dar. Für Schwaller ist das Ergebnis der Güterabwägung eindeutig. „Wenn ich Autozulassung und Förderschule an diesem Standort nebeneinanderstelle, dann besteht für mich kein Zweifel, dass die Schule wichtiger ist.“ Der CSU-Fraktionssprecher gab dabei auch zu bedenken, dass die Kfz-Zulassung künftig mehr und mehr digital über die Bühne gehen werde und der Raumbedarf eher schwinde.

Michaela Eglseer (AfD) bezeichnete die Planung „eher als Stückwerk“ und kritisierte, dass die Nachbarschaft der Schule zu den Containern, in denen Flüchtlinge untergebracht seien, nicht ideal sei. Ihr seien deswegen bereits jetzt Beschwerden von Eltern zu Ohren gekommen, so die Kreisrätin. Eglseer könnte sich eher mit einem Neubau auf der Fläche anfreunden, auf der jetzt die Flüchtlinge Unterkunft gefunden haben. Dem Landrat hingegen ist von Elternbeschwerden wegen dieser Nachbarschaft nichts bekannt. Er wies zudem den Vorwurf zurück, bei der Lösung handle es sich um Stückwerk. „Wenn eine Schule teilweise neu gebaut und an einem Ort zusammengelegt wird, kann ich nicht erkennen, warum das Stückwerk sein soll.“ Er ließ keinen Zweifel daran, dass der Container-Standort für die Unterbringung von Flüchtlingen auch in den nächsten Jahren noch dringend gebraucht werde. Martina Thalmayr (Bündnis 90/ Die Grünen) fand die Verlagerung der Kfz-Zulassung ebenfalls richtig und betonte, der Container-Standort stelle auch eine wichtige Grünschneise in der Stadt dar. Es gebe keine langfristigen Pläne, auf dieser Fläche Bebauung zu realisieren.

213 Schüler in diesem Jahr

Die Anzahl der Schüler und Lehrkräfte, die in der Rupert-Egenberger-Schule tätig sind, entwickelte sich nach Angaben der Landkreisverwaltung in den vergangenen Jahren stetig nach oben. Besuchten im Schuljahr 2012/13 noch 139 Kinder das Förderzentrum, sind es im aktuellen Schuljahr bereits 213. Die Einrichtung zog zu Beginn des Schuljahres 1974/75 in die Räume einer früheren Brauereigaststätte an der Kellerstraße. Wegen des Schülerzuwachses musste bereits 1977 eine Klasse in die Krankenhausstraße ausgelagert werden, 1998 wurde dort ein neuer Trakt an die bestehende Kfz-Zulassung angebaut. Auch für die Zukunft werden steigende Schülerzahlen erwartet. Wegen fehlender Raumkapazitäten mussten in den vergangenen Jahren laut Landkreisverwaltung bereits Schülerinnen und Schüler abgewiesen werden.

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