Corona-Fallzahlen steigen wieder

von Redaktion

Anteil der britischen Mutation viel höher als ursprünglich erwartet

Rosenheim – Ein Superspreader, ein überexponentieller Anstieg, eine Viren-Explosion? Von 1 auf 187 stieg im Verlauf der vergangenen Woche in der Region die Zahl der bestätigten Fälle von Infektionen mit Corona-Varianten. Erst am Montag hatte das Gesundheitsamt erstmals die britische Variante bestätigt, und dann gleich in 74 Fällen. Seitdem hat die Behörde 112 neue Fälle festgestellt. Länger liegt bereits eine Infektion mit der südafrikanischen Variante zurück.

Der heftige Anstieg ist nicht auf eine über Nacht verschärfte neue Pandemielage, sondern auf eine Änderung in der offiziellen Sprachregelung zurückzuführen. Was im variantenspezifischen PCR-Test als britische Variante nachgewiesen wurde, gilt seit Kurzem auf Anweisung des Bayerischen Gesundheitsministeriums auch ohne weitere aufwendige Sequenzierung als bestätigter Fall der Variante B.1.1.7. Noch nicht festgestellt wurde in der Region die brasilianische Variante.

„Große Sorge bereitet uns die Verbreitung der besorgniserregenden Varianten“, sagt Dr. Wolfgang Hierl, Leiter des Gesundheitsamtes Rosenheim. Die mutierten Virenformen können den Verlauf der Pandemie verschlimmern, zu einer schnelleren Verbreitung der Infektionen, zu schwereren Verläufen und zu einer Überlastung der Intensivstationen führen. Für die Betroffenen gelten strengere Regeln: Sie müssen 14 Tage in häuslicher Isolation verbringen, benötigen nach Ablauf der Frist ein negatives Testergebnis. Das gilt auch für die engen Kontaktpersonen.

Ebenso viel Besorgnis wie die Zahl der Fälle mit Mutationen lösen die aktuellen Fallzahlen aus. Mit Beginn des neuen Jahres schwächte sich das Infektionsgeschehen in der Region ab; dieser Trend ist für den Moment gestoppt. Die 7-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Fälle bezogen auf 100000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen, steigt seit dem Lagebericht vom 19. Februar wieder an. „Wir sehen seit dieser Woche einen Wiederanstieg der Fallzahlen und der 7-Tage-Inzidenz“, sagt Hierl. „Um von einer Trendumkehr zu sprechen, ist es noch zu früh, es liegen aber erste Hinweise darauf vor.“ Aktuell liegt die 7-Tage-Inzidenz für die Stadt bei 66,09 (am vergangenen Freitag: 36,19), für den Landkreis bei 84,95 (51,66).

Wo stecken sich
die Menschen an?

Laut der Behörde ereignen sich viele Infektionen noch immer im privaten Umfeld, zunehmend aber auch an Schulen und Kitas. Darauf sind mitunter auch die Neuinfektionen etwa in Bad Aibling (52) und Tuntenhausen (12) zurückzuführen. Ein Lichtblick: Es treten aktuell kaum Infektionen bei Bewohnern von Heimen auf. „Dies ist ein großer Erfolg der Impfungen in den Einrichtungen“, sagt Hierl.

Hinzu kommt Testen als Instrument im Kampf gegen Corona. Das zeigen die Statistiken des kommunalen Testzentrums Rosenheim: Vor Weihnachten erreichte man dort die Rekordmarke von fast 1800 Tests pro Tag. Mitte Februar: rund 800.

Wesentlich langsamer als in anderen Ländern ist indes der Fortschritt der Impfkampagne. 4,8 Prozent der Menschen in der Region haben die erste Impfung hinter sich. Damit befindet sich Rosenheim zwischen dem deutschen (4,5 Prozent) und dem bayerischen Schnitt (5,0) .

Rosenheim hinkt Bayern auch bei der finalen zweiten Impfung hinterher. Im Gleichschritt mit Deutschland liegt Rosenheim bei 2,4 Prozent, der Bayernschnitt liegt bei 2,6 Prozent.

Damit man für eine Impfung an die Reihe kommt, muss man sich registriert haben. Die Anmeldung sollte in der Regel unter der Internetadresse www.impfzentren. bayern erfolgen, in Ausnahmen ist auch eine Registrierung bei der Impfhotline unter Telefon 08031/3658899 möglich.

Anträge an die
Impfkommission

Für eine Aufnahme in eine dringlichere Gruppe sind Gesundheitsamt oder Impfzentren übrigens nicht die richtigen Adressen. Menschen mit seltenen Erkrankungen, die in der Impfverordnung noch nicht berücksichtigt wurden, können ab Montag Anträge bei der Impfkommission (www.impfkommission.bayern) einreichen.

Seit Freitag, 19. Februar, wurden dem Gesundheitsamt 264 neue Fälle für Stadt und Landkreis gemeldet. Zuvor waren es noch 158 neue Fälle. Bisher sind insgesamt 13469 Fälle von Covid-19 in der Region aufgetreten (Landkreis: 10605, Stadt: 2864). Bei 12388 Menschen ist eine Genesung dokumentiert. 474 Menschen sind an oder mit Covid-19 gestorben, zwei mehr als vergangene Woche (Landkreis: 421, Stadt: 53). 97 Patienten werden aktuell in Stadt und Landkreis stationär behandelt (Vorwoche: 99). Hiervon befinden sich zwölf Patienten auf einer Intensivstation, drei weniger als zuletzt.

Zahlen, die Hoffnung machen. Aber: Auch am Romed- Klinikum macht man sich laut Geschäftsführer Jens Deerberg-Wittram Sorgen, dass es mit der nächsten, dann der dritten Welle, losgehen könnte.

Sonderseiten zu einem Jahr Corona

Den ersten Corona-Fall gab es am 29. Februar 2020 in der Region. Die OVB-Heimatzeitungen haben das Corona-Jahr auf vier Sonderseiten zusammengefasst, beleuchtet und Schicksale aufgezeigt. Zu finden sind die Beiträge auf den Seiten 42, 43, 44 und 45.

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