Bleierne Routine und Lernfortschritte

von Redaktion

Romed-Kliniken nach einem Jahr Corona

Rosenheim – Es scheint auf den ersten Blick paradox: Die zweite Corona-Welle wirkte weit heftiger als die erste. Sie tötete nach allem, was man zu wissen glaubt, in weniger als einem Vierteljahr mehr Menschen als die erste Phase der Pandemie in acht Monaten.

Doch der Schrecken war vor einem Jahr größer. „Das war ja auch wirklich wie eine Welle, die auf uns zurauschte“, sagt Dr. Hanns Lohner, Chefarzt und Pandemie-Beauftragter im Romed-Klinikverbund. „Und da waren da noch diese Bilder aus Italien.“ Wie Soldaten in der Umgebung von Bergamo Särge auf Armee-Laster verluden, weil die Bestatter ihrer Arbeit nicht mehr Herr wurden: Das machte Angst. Seitdem hat sich vieles verändert.

Erste Welle, zweite Welle? Es ist, als hätten sich viele Menschen an ein Grundrauschen gewöhnt. Von „bleierner Routine“, in der die Mitarbeiter funktionierten, spricht Dr. Jens Deerberg-Wittram, Geschäftsführer des Romed-Klinikum-Verbunds. Sie kümmerten sich professionell und kompetent. Aber etwas habe sich geändert: „Nachdem man die erste Zeit irgendwie wie im Rausch überstanden hat, macht man sich jetzt Gedanken, was in normalen Zeiten wäre.“

Die Kliniken haben nicht nur Routine, sondern auch Wissen gewonnen. Man habe bis jetzt in der zweiten Welle mehr Menschen betreut, aber weniger von ihnen verloren, sagt Lohner. So setze man längst bekannte Medikamente ein, die auch gegen Corona wirkten. Es ist nicht so, dass die Mutationen den Experten keine Sorge bereiteten. Aber von Panik, von Apokalypse gar redet niemand. „Wir werden uns auf das einstellen müssen, was auf uns zukommt“, sagt Lohner. „Ich bin davon überzeugt, dass wir auch das bewältigen werden.“Michael Weiser

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