Rosenheim – Die Schadenssummen sind enorm: Allein knapp 800000 Euro verlor kürzlich ein 50-jähriger Mann aus dem Raum Rosenheim bei seiner vermeintlich sicheren Geldanlage über mehrere Online-Handelsplattformen. Leider gelingt es Betrügern laut Polizei immer wieder, durch vorgespielte Professionalität im Finanzsektor Menschen um Hunderttausende Euro zu betrügen. Eine Masche der Täter: Prominenten werden Lobeshymnen über Tradingmethoden in den Mund gelegt und es wird behauptet, die Investoren der Sendung „Die Höhle der Löwen“ hätten investiert. Wie man sich schützen kann, erklärt hier das Sachgebiet Kriminalitätsbekämpfung des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd. Bitcoin, Binäre Optionen, Aktien, Indizes, Währungen (Forex), finanzielle Differenzkontrakte (CFDs)… das klingt für den Laien alles nach satten Gewinnen und gleichzeitig nach Überforderung. So geht es vielen Menschen und dies ist zugleich der perfekte Einstieg für Betrüger. Sei es über Werbung im Internet, per Mail oder Telefonanruf, die Täter geben sich als professionelle Heilsbringer aus, nehmen ihre „Kunden“ an die Hand und begleiten sie auf unbekanntem Terrain sicher an allen Fallstricken vorbei hin zum vermeintlich großen Gewinn – den die Opfer niemals zu sehen bekommen.
„Wahnwitzige“
Versprechen
locken online
Im Netz kursieren laut Polizei viele Internetseiten mit teils wahnwitzigen Versprechen und falschen Angaben. Oft wird dabei auch die Sendung „Die Höhle der Löwen“ zitiert und behauptet, dass die Investitionsform in der Show ein voller Erfolg gewesen wäre. Auch die Verknüpfung mit Verschwörungstheorien ist ganz oben auf der Hitliste: „Die Sendung durfte nicht ausgestrahlt werden, zu viele hätten davon profitiert“. Neben einigen Prominenten werden dem Vorstand einer großen deutschen Bank Lobesworte in den Mund gelegt. All die genannten Personen haben schlichtweg nichts damit zu tun und werden missbraucht. Wer derart belogen sein Vermögen investiert, begibt sich in die sprichwörtliche Höhle der Löwen und sieht sein Geld nie wieder.
Die Opfer, die in der Regel nicht zu den Profis unter den Anlegern gehören, werden meist mit einem kleinen Anlagebetrag von 250 Euro geködert. Alles klingt seriös und die angeblichen „persönlichen Broker oder Trader“, die sich auch nach Befüllen einer Internetseite innerhalb von Minuten telefonisch melden, wirken wie Profis. Mit verschiedenen Maschen wird man zu weiteren Investitionen animiert, oftmals spielen die Täter eine Remote-Software auf den PC – angeblich zur Unterstützung und um das Trading-Portal besser erklären zu können – und sind so in der Lage direkt auf den PC und den Online-Banking-Bereich des Opfers zuzugreifen.
Und der virtuelle Kontostand steigt und steigt, nur dass davon nichts reell ist. Jede beliebige Zahl kann von den Tätern auf der (Demo-) Seite eingetippt werden, denn das tatsächlich eingezahlte Geld ist schon längst im Ausland und die Opfer gehen leer aus.
Kontostand steigt
nur virtuell an,
nicht tatsächlich
Polizeipräsident Robert Kopp: „Unsere Kriminalpolizeidienststellen verzeichnen derzeit eine enorme Steigerung beim sogenannten Cybertrading Fraud, sowohl bei der Quantität als auch bei der Qualität. Die hohen Fallzahlen und steigende Schadenssummen bereiten uns Sorgen. Neben den aufwendigen Ermittlungen bauen wir auf Aufklärung um so den Betrügern einen Strich durch die Rechnung zu machen. Betrüger sind immer dann erfolgreich, wenn die Opfer sich auf unbekanntem Terrain bewegen und gleichzeitig hohe Gewinne bei niedrigem Risiko versprochen werden“.
Die Polizei warnt: Sei es bei den Phänomenen Enkeltrick, falsche Polizeibeamte oder wie hier beim ebenfalls sehr einträglichen Anlagebetrug: Die Opfer werden in Sicherheit gewogen, die Täter erschleichen sich äußerst geschickt ihr Vertrauen.
Eines ist den Beamten auch wichtig: Niemand sollte sich schämen Opfer eines Betrugs geworden zu sein und sich aus diesem Grunde nicht bei der Polizei melden! „Die uns bekannten Fälle belegen, dass dies Menschen aus allen Bevölkerungs- und Bildungsschichten passieren kann. Verständigen Sie bitte die Polizei, sollten Sie ins Visier der Täter geraten oder bereits Opfer geworden sein und beherzigen Sie bitte unsere mit Fachleuten aus dem Bankengewerbe erarbeiteten Tipps“, appelliert Kopp gegenüber unserer Zeitung eindringlich.