Eggstätt/Grenada – Fast das ganze Jahr schönes Wetter, Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad, karibische Rhythmen und Wellenrauschen – so lässt es sich aushalten. Besonders wenn eine weltweite Pandemie den Alltag beherrscht und Deutschland seit Monaten im Lockdown steckt. Kornelia (68) und Ernst (70) Krog aus Eggstätt haben sich deswegen ganz bewusst dafür entschieden, auf ihrem Boot auf der karibischen Insel Grenada zu überwintern.
„Im Gegensatz zu den anderen Inseln gilt Grenada als coronafrei“, sagt Kornelia Krog. Der 110000 Einwohner große Inselstaat liegt 200 Kilometer nordöstlich der Küste Venezuelas im Atlantischen Ozean und gehört zu den Kleinen Antillen.
Ein halbes Jahr in
Flip-Flops unterwegs
Wie Ernst Krog berichtet, erfüllte sich das Paar mit dem Renteneintritt einen Wunsch: „Wir haben uns ein Segelboot in der Karibik gekauft.“ Der Wirtschaftsinformatiker habe immer viel gearbeitet, damals noch in Ingolstadt bei Audi. Seit über 25 Jahren hätten sie eine Ferienwohnung in Eggstätt, die sie zur Rente 2017 dauerhaft bezogen. „Wir haben uns radikal verkleinert und sind dafür den Schritt mit dem Boot gegangen“, berichtet Kornelia Krog.
Ihr Motto: „Das Leben ist schöner in Flip-Flops.“
Seitdem lebt das Paar von Oktober bis Mai in der Karibik. Den Sommer verbringen sie in Eggstätt – auch ein „Naturparadies“, wie sie sagen.
Die Corona-Pandemie konnte die beiden nicht abhalten: „Wir sind hier nicht gestrandet, sondern haben uns ganz bewusst dazu entschieden, hierher zu kommen, weil wir uns hier sicherer fühlen und besser leben als in Deutschland“, sagt Kornelia Krog. Denn Bars, Restaurants und Live-Musik – all das gibt es zurzeit auf der Insel.
Normalerweise würden sie den karibischen Bogen nach Norden zu den Jungferninseln bis nach Puerto Rico segeln. Wegen Corona bleiben sie im Hafen und leben auf ihrem Boot: „Am 20. Februar wurden wir das erste Mal geimpft. Am 20. April kriegen wir die zweite Impfung“, erläutert Ernst Krog. Bis dahin wollen sie mindestens noch auf der Insel bleiben.
Das Geschehen rund um die Pandemie in Deutschland erschüttert die beiden: „Es ist erschreckend, wie ein so hochtechnisiertes Land wie Deutschland so schlecht organisiert sein kann“, sagt Ernst Krog. Das beginne bei ihm schon mit der Impfstrategie.
„Wir trafen den hiesigen Gesundheitsminister und fragten ihn, ob wir uns als Ausländer impfen lassen dürfen“, so der 70-Jährige. Kein Problem, habe dieser geantwortet. Nach einer unkomplizierten Registrierung erhielten sie den Piks unter Palmen. Wie das Ehepaar berichtet, gebe es zwar eine festgelegte Reihenfolge, aber keine strenge Verordnung. „Hier wird niemand abgewiesen“, sagt Ernst Krog.
Außerdem sorge die dortige Regierung dafür, dass die Corona-Zahlen so niedrig blieben. „Obwohl es derzeit keinen aktiven Fall gibt, muss man überall Fiebermessen, Händedesinfizieren, seine Daten hinterlegen und Maske tragen“, erklärt Ernst Krog. Seine Frau ergänzt: „Und jeder hält sich daran, ohne sich zu beschweren.“
Auch während des ersten Lockdowns im vergangenen Jahr seien die Ausgangsbeschränkungen wesentlich strenger gewesen. „Da sind wir in der Marina auf dem Boot festgesessen“, sagt Ernst Krog.
Politik handelt unverantwortlich
Für beide sei auch die Haltung vieler Europäer gegenüber dem Impfstoff Astrazeneca unverständlich. „Wir sind beide damit geimpft worden und froh darüber“, sagen sie. „Außerdem finde ich es unverantwortlich von der deutschen Politik, sich vier Wochen länger mit der Zulassung eines Impfstoffes Zeit zu lassen als andere Länder“, meint Ernst Krog.
Auch der Neid der Menschen, die andere als Impfdrängler bezeichnen und die schlechte Stimmung in der Bundesrepublik findet Kornelia Krog unverständlich: „Das stößt uns zunehmend von Deutschland ab.“ Beide würden sich eine „ordentliche Spur mehr Pragmatismus und einen Schuss mehr karibischer Gelassenheit“ wünschen.