Fallzahlen gehen durch die Decke

von Redaktion

Landkreis-Inzidenz über 100: Fernunterricht und Maskenpflicht in Prien

Rosenheim Die Region Rosenheim, mitten in der dritten Welle der Corona-Pandemie: Dr. Wolfgang Hierl, Leiter des staatlichen Gesundheitsamtes Rosenheim, läutet die Alarmglocke. „Die Infektionen breiten sich explosionsartig aus, und die Fallzahlen gehen durch die Decke“, sagte Hierl. Am gestrigen Freitag stand die Sieben-Tage-Inzidenz in der Stadt bei 207,7, im Landkreis Rosenheim bei 106,8.

Im Landkreis greift damit die „Notbremse“. Die meisten Schüler müssen wieder in den Distanzunterricht, abgesehen von den Abschlussklassen. Zudem gilt in Prien für die Schären im Bereich des Hafens Maskenpflicht. Bis zu 87 neue Ansteckungen pro Tag meldet das Gesundheitsamt. 411 Infektionen wurden neu festgestellt, gegenüber 297 in der Vorwoche und 281 in der Woche davor. Vor diesem Hintergrund erteilt Hierl Forderungen nach Lockerungen eine Abfuhr. Er spricht von einer „dunklen Zeit“, die „konsequentes, rücksichtsvolles und mitmenschliches Agieren“ erfordere.

Variante breitet
sich weiter aus

Die britische Variante legt weiter zu: 256 Menschen steckten sich mit der Mutation an, das sind über 62 Prozent der neu dokumentierten Fälle. Unter den Patienten der Krankenhäuser ist der Anteil noch höher: 90 Prozent der Patienten im Klinikum in Rosenheim hätten sich mit B.1.1.7 infiziert, berichtete Chefarzt und Romed-Pandemie-Beauftragter Dr. Hanns Lohner den OVB-Heimatzeitungen.

Eine Entwicklung, die den Behörden Sorgen bereitet. Die Varianten können zu einer schnelleren Verbreitung der Infektionen, zu schwereren Verläufen, zu erhöhter Sterblichkeit und zur Überlastung der Intensivstationen führen, heißt es aus dem Gesundheitsamt. Das Risiko, an Covid zu sterben, erhöhe sich bei Patienten mit B.1.1.7 um über 60 Prozent, sagt Hierl mit Verweis auf eine neue Studie.

Corona fordere den Menschen eine „bis dato nicht vorstellbare psychische und physische Zähigkeit ab“, sagte Hierl. An Lockerungen dürfe aber trotzdem erst gedacht werden, wenn die vulnerablen Gruppen weitgehend durch Impfung geschützt seien. Davon aber sind Deutschland und die Region noch weit entfernt.

Insgesamt sind rund 39300 Impfungen vor allem in Alten- und Pflegeheimen, Krankenhäusern sowie dem gemeinsamen Impfzentrum von Stadt und Landkreis auf der Loretowiese erfolgt. 25579 davon waren Erstimpfungen, 13681 Zweitimpfungen. Insgesamt 8454 dieser Impfungen wurden in stationären Einrichtungen sowie betreuten Wohnformen verabreicht.

Der überwiegende Teil der Menschen mit Priorität 1 sei damit geimpft. Es gebe darüber hinaus aber noch mehr Menschen, die anfällig sein. So seien rund 31000 Menschen in der Region zwischen 70 und 80 Jahren alt, heißt es aus dem Gesundheitsamt. Mit einer Impfquote von 7,9 Prozent Erstgeimpften liegt die Region hinter Bayern (9,2) und Deutschland (8,5), mit 4,2 Prozent Zweitgeimpften aber gleichauf mit Bayern vor Deutschland (3,8).

Fast die Hälfte der Neuinfektionen spielte sich innerhalb von Familie oder Freundeskreis ab. Vergangene Woche wurden dem Gesundheitsamt 411 neue Fälle (zuletzt: 297) gemeldet. Schwerpunkte finden sich neben Rosenheim in Bruckmühl (23 Infektionen), Bad Aibling (30) und Kolbermoor (21). Es häufen sich Infektionen unter Jüngeren, wie etwa im Fußballinternat in Bad Aibling, wo 13 Schüler und drei Betreuer positiv getestet wurden. An den Schulen wurden im März insgesamt 45 Infektionen gezählt, gegenüber acht im Februar. In Kindergärten und Kitas stieg die Zahl von 32 auf 35.

Pandemie-Zahlen in
der Region Rosenheim

In der Region sind bislang insgesamt 14446 Corona-Infektionen offiziell registriert worden (Landkreis: 11307, Stadt: 3139). Bei mindestens 12914 Personen wurde eine Genesung dokumentiert. In der vergangenen Woche ist ein Mensch an oder mit Corona gestorben, damit zählt die Region 478 Tote im Zusammenhang mit der Pandemie (Landkreis: 425, Stadt: 53). Von den Toten, die dem Gesundheitsamt gemeldet wurden, waren 16 (3,3 Prozent) unter 60 Jahre alt, so auch der zuletzt Verstorbene. Bislang wurden dem Gesundheitsamt 738 Fälle (Landkreis 557, Stadt 181) einer bestätigten Variante gemeldet. 100 (am 11. März: 103) Covid-19-Patienten werden in Stadt und Landkreis stationär behandelt. Davon befinden sich 16 Patienten (davor 17) auf Intensivstation. Diese Zahlen umfassen sowohl das Romed-Klinikum in Rosenheim als auch die Schön-Kliniken in Vogtareuth und Bad Aibling.

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