Für gut befunden

von Redaktion

Zwischen Himmel und Erde

Bei uns daheim wurde kein Wecken Brot angeschnitten, bevor dieser auf der Kruste nicht mit einem kleinen Kreuzzeichen bezeichnet wurde. Meine Mama hat diese Segensgeste von ihrer Mutter übernommen und wir Kinder haben das über die vielen Jahre so verinnerlicht, dass wir das heute wie „selbstverständlich“ fortführen.

Es sind nur kleine Segensgesten im Alltag, mit denen wir unser Leben aber bewusst unter ein positives Vorzeichen stellen. Segen, im lateinischen „benedicere“, heißt „gutes sagen“ und „für gut befinden“.

Wenn wir segnen, bringen wir zum Ausdruck, dass Gott da ist und dass er Gutes für das Leben der Menschen will. Segen ist kein Hokuspokus, sondern für uns deshalb so kostbar, weil wir unser Leben damit in Gottes Hand geben und gleichzeitig unsere Bereitschaft bekunden, mit unseren eigenen Kräften an dieser Gemeinschaft mitzuarbeiten, praktisch daran weiterzubauen.

Das gilt für die stille Segnung des Brotweckens im Kleinen und für die Segensfeier von Paaren, die sich lieben, im Besonderen. Weil Gott die Liebe ist, ist jede Liebe ein Segen. Deshalb gilt unser Segensgebet auch allen Menschen, die sich in einer liebevollen Beziehung aufrichtig miteinander verbunden wissen – und zwar unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung.

„Ich habe Wohnungen, Autos, Fahrstühle, unzählige Rosenkränze und so weiter gesegnet und soll zwei Menschen nicht segnen können, die sich lieben? Das kann nicht Gottes Wille sein“, meinte vor einigen Tagen der Generalvikar von Speyer, Pfarrer Andreas Sturm. Dem kann ich mich nur anschließen.

Die Kolumnen von Hannelore Maurer sind nun als Buch erschienen. „Ein Jahr zwischen Himmel und Erde“ ist erhältlich in allen Geschäftsstellen der OVB-Heimatzeitungen.

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