Rosenheim – Das Impfzentrum in Rosenheim ist Ziel von Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und der Polizei. Wie Augenzeugen berichteten, betraten Polizeibeamte am Donnerstagnachmittag die in der Inntalhalle untergebrachte Einrichtung und führten eine Durchsuchung durch. Ziel des Einsatzes war dem Vernehmen nach ein falscher Arzt, der hier Patienten impfte. Diese Detailinformation der OVB-Heimatzeitungen wollte die Pressestelle des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd weder bestätigen noch dementieren.
Augenzeugen berichteten von großer Verunsicherung, die der Polizeieinsatz bei den teilweise sehr alten impfwilligen Menschen ausgelöst habe, die sich zu dem Zeitpunkt in der Inntalhalle aufgehalten hatten.
Ministerium antwortet schriftlich
Die Einrichtung auf der Loretowiese wird von der kreisfreien Stadt und dem Landkreis Rosenheim gemeinsam getragen. Federführend ist die Stadt. Wer für die Einstellung des Personals letztlich verantwortlich ist, dazu antwortete die Stadt am Freitag eher ausweichend. Die OVB-Heimatzeitungen erhielten auf ihre diesbezügliche Frage die Antwort, dass für die „Abwicklung des Impfbetriebs“ der Malteser Hilfsdienst zuständig sei. Von den Verantwortlichen der Hilfsorganisation war bis Redaktionsschluss niemand zu erreichen. „Die Zuständigkeit liegt bei der Kreisverwaltungsbehörde beziehungsweise dem Betreiber des Impfzentrums“, heißt es in einer schriftlichen Antwort des bayerischen Gesundheitsministeriums auf OVB-Anfrage.
Von den politisch Verantwortlichen in Stadt und Landkreis wollte sich bisher niemand zu den Vorgängen äußern. Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März betonte, er habe lediglich von der Durchsuchung erfahren. Wie er, verwies auch der Landkreis auf Polizei und Staatsanwaltschaft. Die Staatsanwaltschaft in Traunstein wollte zu den Ermittlungen am Freitag ebenfalls keinen Kommentar abgeben.
Das Impfzentrum hatte im Dezember seinen Betrieb aufgenommen. Von Beginn an gab es neben Lob für das Personal auch Kritik – an langen Wartezeiten, an der schwierigen Terminvergabe, aber auch am langsamen Fortschritt der Impfkampagne. Diese Verzögerungen aber lagen nicht in der Verantwortung des Impfzentrums, sondern waren auf den fehlenden Nachschub an Serum zurückzuführen (wir berichteten).
Vermutlich ab Mittwoch nächster Woche werden auch in der Region Rosenheim die ersten Hausärzte in die Impfkampagne einsteigen.
Während dieser Schritt als weitere Säule im Kampf gegen die Pandemie dienen soll, ist unklar, ob die aktuellen Ermittlungen einen schweren Rückschlag für die Bemühungen der Stadt Rosenheim bedeuten, als Modellstadt ausgewählt zu werden, die ähnlich der Vorgehensweise in Tübingen neue Wege zur Überwindung der Corona-Krise geht.
Schlechtes Argument
für eine Bewerbung
Ab 12. April sollen in ganz Bayern acht Kommunen mit einer 7-Tage-Inzidenz zwischen 100 und 150 vorsichtige Lockerungen der Corona-Regeln, etwa im Bereich der Kultur und Außengastronomie, vornehmen können. Diese Öffnungsschritte sollen auf einer umfassenden Teststrategie beruhen und vom Landesamt für Gesundheit begleitet werden. Die Stadt Rosenheim unterstrich seine Bewerbung nach Auskunft von Sprecher Thomas Bugl auch mit einem Positionspapier. Nach Bugls Worten vertritt die Stadtverwaltung in diesem Papier erneut die Forderung, Lockerungen nicht nur von der 7-Tage-Inzidenz, sondern beispielsweise auch von Fortschritten im Impfprozess abhängig zu machen.
Rosenheim gehörte zu den ersten Städten, die ihr Interesse an diesem Modellprojekt bekundet hatten, zahlreiche Kommunen waren dem Beispiel gefolgt. Man habe mehr Bewerber als Möglichkeiten, hatte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gesagt. Eine Entscheidung über die Bewerbung dürfte wohl erst nach Ostern fallen.