Rosenheim – Stadt und Landkreis Rosenheim verharren jenseits der roten Linie: Mit Inzidenzzahlen von 132,2 (Stadt), beziehungsweise 127,8 zeigte sich die Ansteckungsquote zwar halbwegs stabil, aber eben jenseits der Grenze, ab der weitere Beschränkungen in Kraft treten. Auch im Landkreis werden damit die Schulen wieder zum Distanzunterricht übergehen müssen. Die „Osterdelle“, so zeigt es sich, war kurzlebig und dem Rückgang der Testungen während der Osterzeit geschuldet.
Viele Ansteckungen
im privaten Umfeld
Als größte Ansteckungsquelle macht das Gesundheitsamt das private Umfeld aus. Dort hatten sich 42 Prozent der registrierten Fälle infiziert. Genauso hoch ist allerdings der Anteil der Infizierten, die sich nicht mehr erinnern können, wo sie Kontakt mit einer infizierten Person gehabt haben könnten – bei einer Inkubationszeit von zwei Wochen erklärbar. Zunehmend nimmt das Gesundheitsamt den Arbeitsplatz als Infektionsherd in den Blick. Dort haben sich mittlerweile fast sechs Prozent der neu registrierten Fälle angesteckt. „Die Unternehmen sollten, wo möglich, großzügig Gebrauch von Homeoffice-Regelungen machen“, sagt Dr. Wolfgang Hierl, Leiter des Gesundheitsamtes Rosenheim.
Kontaktverfolgung
wirkt sich aus
Es zeichnet sich ab, wie mit Tests Infektionsrisiken an Schulen kontrolliert werden können. Bis zum Donnerstag lagen dem Gesundheitsamt 16 Meldungen von positiven Selbsttestungen vor, davon vier von Mitarbeitern in Kitas und zwölf aus Schulen. Von diesen 16 positiven Selbsttestungen wurden nach Angaben der Behörde bislang zehn anhand eines positiven PCR-Tests bestätigt. Jeder dritte neue Fall wird aber bei Untersuchungen als Folge der Kontaktpersonen-Nachverfolgung entdeckt. 43 Prozent der neu angesteckten Menschen hatten Symptome gespürt und sich dann testen lassen.
Der Nachschub an Impfstoff setzte bislang dem Tempo der Impfkampagne enge Grenzen. Das scheint sich zu ändern. Ende März war der Anbau beim Impfzentrum an der Loretowiese eröffnet worden, damit stehen den Mitarbeitern der Einrichtung 15 Impfstraßen zur Verfügung.
Nach Angaben des Gesundheitsamtes wurden allein in der vergangenen Woche im Impfzentrum fast 11000 Impfungen vorgenommen. Mit diesem Pensum steht das Zentrum nach Auskunft der Stadt am Anschlag. Haus- und Fachärzten dürften nunmehr stärker zum Zuge kommen.
Deren Anteil fällt ins Gewicht. Über 7800 Impfungen haben die Hausärzte bereits verabreicht (seit Ende März). Diese Zahl ist zu den rund 67800 Impfungen in Heimen, Krankenhäusern sowie dem Impfzentrum hinzuzuzählen. Nach insgesamt gut 75000 verimpften Dosen liegt die Region bei 6,6 Prozent Zweitimpfungen – und damit in etwa im bundesdeutschen und bayerischen Schnitt. Bei den Erstimpfungen steht die Region inklusive der Impfungen durch Hausärzte bei 16,7 Prozent und damit weiter hinter Deutschland (18,5 Prozent) und Bayern (18,8 Prozent). Die Stadt Rosenheim, zuständig für das Impfzentrum von Stadt und Landkreis, hatte noch am Donnerstag auf Anfrage der OVB-Heimatzeitungen andere Zahlen genannt: bei der Erstimpfung eine Quote von rund 14,5 Prozent, Zweitimpfung rund acht Prozent. Für die Diskrepanz hatte die Stadt gestern auf Nachfrage keine Erklärung.
Corona-Zahlen in
der Region Rosenheim
Unter den Gemeinden in der Region sticht Prien mit 35 neuen Infektionen deutlich hervor. Seit vergangenem Freitag wurden dem Gesundheitsamt insgesamt 417 neue Fälle (zuletzt: 357) gemeldet. Bisher sind insgesamt 15815 Fälle von Covid-19 registriert worden. (Landkreis: 12364, Stadt: 3451). Mittlerweile wurde nach Angaben des Gesundheitsamtes bei mindestens 14064 Menschen eine Genesung dokumentiert. 494 Personen sind bis zu diesem Zeitpunkt an oder mit der Erkrankung gestorben (Landkreis: 438, Stadt: 56). Von den vier Menschen, die dem Gesundheitsamt vergangene Woche gemeldet wurden, starben zwei in einem Heim.
Weiterhin macht das starke Auftreten der britischen Virusvariante dem Gesundheitsamt Sorgen. Bislang wurden dem Gesundheitsamt 1677 Fälle (Landkreis 1263, Stadt 414, zuletzt insgesamt 1367) einer bestätigten besorgniserregenden Variante gemeldet. Dabei bleibt es bei dem einen bekannten Fall der südafrikanischen Variante, der große Rest entfällt zur Gänze auf die Mutation B1.1.7. Sie verdrängt den ursprünglichen Typ des Virus: Im März betrug die Rate britischer Varianten an allen positiv gemeldeten Fällen 60,4, im April bislang 68,6 Prozent. Seit vergangener Woche liegt sie sogar bei 74,3 Prozent. Hierl bescheinigt der Variante eine höhere Ansteckungskraft und die Gefahr schwererer Verläufe.
91 Covid-19-Patienten werden aktuell in Stadt und Landkreis Rosenheim stationär behandelt (zuletzt: 86). Hiervon befinden sich 19 Patienten (18) auf einer Intensivstation. Darunter sind nach Aussagen des Romed-Klinikverbunds Menschen, die nach durchgemachter Covid-19-Erkrankungen noch einen längeren Intensivaufenthalt benötigen.