„Kurve der Unvernunft“ macht Sorgen

von Redaktion

Corona-LAGE Rosenheim mit steigender Inzidenzzahl – Mehr Intensiv-Patienten

Rosenheim – Das Tübinger Modell ist mit der Bundes-Notbremse beendet. Und auch in Rosenheim darf man sich wenig Hoffnungen auf die Kombination von Massentests und Lockerungen machen, jedenfalls, wenn es nach dem Staatlichen Gesundheitsamt geht. „An weitere Lockerungen ist aktuell – auch mit strengen Infektionsschutzmaßnahmen – nicht zu denken“, sagte Amtschef Dr. Wolfgang Hierl am gestrigen Freitag.

Tatsächlich hat die Stadt Rosenheim mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 173,1 den höchsten Wert seit einem Monat erreicht. Der niedrigste Wert während der dritten Welle der Corona-Pandemie war am 5. April mit 89,7 erreicht worden. Im Landkreis stieg der Wert von 42,5 am 13. Februar auf 108,3 am 20. März, fiel zwischenzeitlich auf einen Wert von 67,4 (7. April) und stieg danach kontinuierlich auf ein Maximum von 139,7 am 14. April. Aktuell liegt die Marke bei 137,0.

In Landkreis und Stadt gelten damit weitgehende Beschränkungen wie eine nächtliche Ausgangssperre sowie Distanzunterricht außer für die 4. Klassen der Grundschulen und die Abschlussklassen. In den Kitas wird nur noch Notbetreuung angeboten.

Wo sich welche
Menschen anstecken

Größter Infektionsherd ist laut Gesundheitsamt weiterhin das private Umfeld. Von den ermittelten Fällen stecken sich sechs von zehn als infiziert Gemeldete zum Beispiel bei Kontakten mit Freunden, Bekannten und Verwandten an. „Neben der Kurve der Infektionszahlen bereitet uns der Anstieg der Kurve der Unvernunft große Sorgen“, sagt Hierl. Er verweist auch auf die steigende Zahlen an Intensivpatienten auf derzeit 20.

13 Prozent der mit Corona Infizierten hatten sich am Arbeitsplatz angesteckt. Das Gesundheitsamt setzt weiterhin stark auf die Kontaktnachverfolgung, 43,7 Prozent aller Fälle werden durch die Rekonstruktion der Kontaktkette ermittelt, mehr als noch durch Testung von Verdachtsfällen (34,8). Auch die Teststrategie wirkt sich auf die Inzidenzzahl aus: Fast 14 Prozent der neuen Fälle werden bei Reihentestungen entdeckt.

Als besonders ansteckungsgefährdet erweisen sich nach wie vor die besonders mobilen Altersklassen zwischen 15 und 34 sowie 35 und 59 Jahren: Mit 34 beziehungsweise 40 Prozent stammen drei von vier Fällen aus besagten Jahrgängen.

Was Hoffnung macht: Die Impfkampagne schreitet voran. Seit dem Start der Impfungen am 27. Dezember sind circa 80000 Impfungen vor allem in Alten- und Pflegeheimen, Krankenhäusern sowie dem Impfzentrum von Stadt und Landkreis Rosenheim auf der Loretowiese erfolgt. 58591 davon waren Erstimpfungen, 21367 Zweitimpfungen. Niedergelassene Ärzte haben nunmehr schon 11264 Impfungen verabreicht. Bei den Erstimpfungen liegt die Region Rosenheim mit einer Quote von 21,5 Prozent weiter hinter Deutschland (22,2 Prozent) und Bayern (22,9) zurück, bei den Zweitimpfungen (6,9) knapp vor Bayern, aber hinter dem Bundesdurchschnitt (7,0).

Die Gruppe der ersten Priorität ist laut Behörde weitestgehend durchgeimpft, in Heimen kommt es bei Bewohnern kaum mehr zu Infektionen. „Ein großer Erfolg“, sagt Hierl, der allerdings die mangelhafte Impfbereitschaft des Pflegepersonals kritisiert: „Da ist noch Luft nach oben.“ Derzeit sind zehn Mitarbeiter in neun Heimen infiziert.

Astrazeneca wurde am vergangenen Sonntag letztmals für Erstimpfungen im Impfzentrum verwendet. Als erste Dosis wird Astrazeneca künftig nur noch von Hausärzten eingesetzt. Das bestätigte das Bayerische Umweltministerium. Das Impfzentrum an der Loretowiese setzt auf Biontech oder Moderna, außer bei über 60-Jährigen, die im Impfzentrum bereits Astrazeneca erhalten haben: Sie erhalten dort auch ihre Zweitimpfung mit diesem Wirkstoff.

Die Corona-Zahlen in
der Region Rosenheim

Seit dem Wochenbericht vom Freitag, 15. April, 0 Uhr, wurden dem Gesundheitsamt 468 neue Fälle (am 15. April 417) für Stadt und Landkreis gemeldet. Bisher sind insgesamt 16280 Fälle von Covid-19 in Stadt und Landkreis Rosenheim registriert (Landkreis: 12721, Stadt: 3559). Mittlerweile wurde bei mindestens 14477 Personen eine Genesung dokumentiert.

504 Menschen sind bislang in Zusammenhang mit der Erkrankung gestorben (Landkreis: 446, Stadt: 58). Von diesen zehn Verstorbenen der vergangenen Woche waren zwei unter 60 Jahre alt. Zwei von drei Infektionen (67,5 Prozent) werden von der Variante B.1.1.7 verursacht.

Unter den Kommunen mit besonders vielen Neuinfektionen ragen neben Rosenheim (109) Bad Aibling (39), Kolbermoor (25), Bad Feilnbach (21) und Wasserburg (22) hervor. Zu einem Großausbruch kam es mit elf Fällen im Kindergarten „Wurzelkinder“ in Rimsting. Wie das Virus in die Einrichtung kam, ist nach Angaben des Gesundheitsamtes unklar. Die Behörde ließ die Kindertagesstätte schließen und veranlasste Reihentestungen des gesamten Personals. Mit Stand 22. April lagen dem Gesundheitsamt 27 Meldungen vor.

Die Corona-Lage an den Schulen

In den vergangenen sieben Tagen wurden allein aus dem Kindergarten Wurzelkinder in Rimsting elf Infektionen gemeldet, drei waren es in der Kinderkrippe Feldmäuse in Feldkirchen-Westerham, jeweils zwei in der Mittelschule Feldkirchen-Westerham, der FOS/BOS Wasserburg und der Waldorfschule Rosenheim. In 15 weiteren Schulen und Kitas kam es in Einzelfällen zu Infektionen. Allerdings sind die Zahlen nicht voll belastbar. Insgesamt 27 positive Selbsttests verzeichnete das Gesundheitsamt in der vergangenen Woche, davon wurden bislang 17 durch PCR-Tests bestätigt. Wegen der hohen Inzidenzzahlen gibt es in der Region Präsenzunterricht nur für Abschlussklassen und weitere Ausnahmen.we

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