Rosenheim/Prien – Fast auf die Stunde genau hat die Hagelsaison in der Region am Freitag ihren Anfang genommen. Kurz nach 19 Uhr prasselten in Prien zum Teil Pflaumenkern große Hagelkörner vom Himmel. Auch wenn die Rosenheimer Hagelflieger diesmal noch nicht im Einsatz waren, sind sie für die neue Saison gerüstet, die offiziell am 1. Mai begonnen hat.
In den vergangenen Wochen hat Georg Vogl, Chef der Rosenheimer Hagelflieger, viel Zeit auf dem Flugplatz in Vogtareuth verbracht. Denn bevor die Piloten starten können, müssen die Flugzeuge und Generatoren einsatzbereit sein. Die alljährliche Wartung haben die beiden Flugzeuge bereits hinter sich, die Maschinen wurden im November und Dezember in Stuttgart auf Herz und Nieren geprüft. Nun sind im Hangar auf dem Flugplatz in Vogtareuth die vier Silberjodid-Generatoren gewartet worden.
Für die Silberjodid-Generatoren steht die fünfte Saison an. Sie werden erneut technisch aufgerüstet. Jeder Generator verfügt über einen eigenen Computer, der eine saubere Verbrennung steuert. Die Piloten können aus dem Cockpit heraus genau einstellen, wie viel Silberjodid verwendet werden soll. Zwischen drei und acht Liter pro Stunde sind möglich.
Die Menge hänge von vielen Faktoren ab, sagt Vogl. „Sind wir mit zwei Flugzeugen an einem Einsatzort, kann die Menge verringert werden. Auch wenn ich sehe, dass sich ein paar Kilometer entfernt eine weitere hagelträchtige Zelle aufbaut, verwenden wir weniger Silberjodid, um noch genug Lösung für den direkt anschließenden Einsatz zu haben. Bei starkem Aufwind wird hingegen voll aufgedreht, um die größtmögliche Menge Silberjodid in die Wolken zu bekommen.“
Im Gegensatz zur alten Generation der Generatoren können diese während eines Einsatzes mehrfach gezündet werden. Jeder Generator ist mit 20 Litern Silberjodid-Lösung gefüllt. Neu ist auch eine Funktion, mit der die Düse „freigepustet“ werden kann. „Wenn Silberjodid verdampft, können sich an der kleinen Düsenöffnung Kristalle festsetzen. Das kann dafür sorgen, dass der Generator beim Neustart nicht anspringt. Um die Düse frei zu bekommen, kann der Pilot jetzt die Pumpe kurzzeitig auf Überdruck laufen lassen“, erklärt Vogl.
Auch die Piloten selbst absolvieren über das Jahr verteilt und auch vor der Hagelsaison mehrere sogenannte Instrumentenflüge mit den Maschinen. Insgesamt sechs Hagelflieger, die abwechselnd für Einsätze bereit stehen. „Außerdem haben sich zwei neue Piloten, die sich beworben haben,“ sagt Vogl. Sie werden im ersten Jahr nur in Begleitung eines erfahrenden Hagelfliegers unterwegs sein, um zu lernen, wie man in einer brenzligen Situation richtig reagiert, wie sich Gewitter entwickeln und wie viel Silberjodid wann erforderlich ist. Es sei eine Weitergabe von Erfahrungen und Wissen, so Vogl. „Als Pilot lernt man eigentlich, um Gewitter einen möglichst großen Boden zu machen. Als Hagelflieger fliegt man genau dort hinein.“ Insgesamt 26-mal waren die Hagelflieger im vergangenen Jahr von Mai bis September im Einsatz, um gewitterträchtige Wolken mit Silberjodid zu impfen.
Wer will, kann die Hagelflieger bei ihrem Einsatz beobachten. Über die Ro-Berta App wird die Flugbahn angezeigt. Außerdem gibt es am Flugzeug zwei Kameras. Eine zeigt, was sich unter dem Flugzeug abspielt, die andere filmt ins Cockpit. Über die App können auch Wetterdaten gemeldet werden.ha/re