Vom Clown zum Holzfäller

von Redaktion

Nach Herbstfest-Absage setzen die Schausteller auf langen „Sommer in Rosenheim“

Tuntenhausen statt Rosenheim: Statt mit den Ständen zum Dosenwerfen und dem Karussell muss Hendrik Branicki mit dem Verkauf von gebrannten Mandeln über die Runden kommen.

Beim Herbstfest normalerweise als „Rudi Balloni“ unterwegs: Rudolf Hanika sucht bereits in Österreich und der Schweiz nach Alternativen zum abgesagten Rosenheimer Volksfest.

Rosenheim/Großkarolinenfeld – Die erneute Absage des Rosenheimer Herbstfestes hat die Schausteller im Landkreis hart getroffen. Auch wenn einige aufgrund der aktuellen Entwicklungen bereits damit gerechnet haben, bedeutet der Ausfall wie schon im vergangenen Jahr empfindliche Einbußen. Jetzt hoffen die Standbetreiber, auf kleineren Festen arbeiten zu können und bauen auf einen erneuten „Sommer in Rosenheim“. Die Planung des quer in der Stadt verteilten Ersatzprogramms wird dieses Jahr vom Wirtschaftlichen Verband Rosenheim übernommen und könnte bereits im Juni starten.

Angebot soll
früher beginnen

„Wir wollen an Pfingsten einen genauen Plan für den Sommer in Rosenheim haben“, bestätigt Klaus Hertreiter, Geschäftsführer des Wirtschaftlichen Verbandes. Er ist normalerweise für die Rosenheimer Wiesn zuständig und hat die Organisation der diesjährigen Alternative vom Schaustellerbetrieb Fahrenschon übernommen. Im Auftrag der Stadt sucht Hertreiter nach geeigneten Plätzen, an denen 15 bis 20 Buden der Schausteller aus der Region Platz finden sollen. Sobald die über die ganze Stadt verteilten Standplätze genehmigt sind und das Hygienekonzept steht, warte man nur noch auf die Erlaubnis der bayerischen Regierung.

Zum Abwarten gezwungen ist bis dahin Max Fahrenschon, Leiter des gleichnamigen Schaustellerbetriebs. Der 58-Jährige befürchtet, dass er trotz der Ausfallhilfen bald auf seine Reserven zurückgreifen muss und sitzt daher bereits auf heißen Kohlen. Ein früherer Start des aufgeteilten Volksfestes wäre für ihn daher eine willkommene Gelegenheit, um sein Kinderkarussell wieder in der Innenstadt aufzustellen. Obwohl Fahrenschon dieses Jahr nicht an der Planung beteiligt ist, hofft er darauf, sich wieder an ähnlich guten Standorten wie dem Ludwigs- oder dem Max-Josefs-Platz präsentieren zu können.

Etwas anders ist die Lage bei seinem Bruder Christian Fahrenschon, der auf kleinere Volksfeste setzt. Mit zahlreichen Essensständen bietet er in Großkarolinenfeld ein Frühlingsfest „to go“ an und ist dabei erstaunt über den großen Andrang: „Wir können uns dieses Jahr gar nicht retten. Da merkt man, wie die Leute unbedingt raus wollen.“ Auch wenn es bedeutet, dass man sich nach der Bestellung auf eine Bank oder einen der Picknickplätze zurückziehen muss, sei der Zuspruch enorm. Aus diesem Grund hat der Geschäftsführer die Veranstaltung in Großkarolinenfeld um eine Woche bis zum 16. Mai verlängert, bevor sein coronakonformes Angebot am Pfingstwochenende nach Bad Aibling wechselt. Zunächst einmal komplett zurückgezogen hat sich Luftballonverteiler Rudi Hanika. Der als Clown „Rudi Balloni“ bekannte Schausteller sitzt aktuell auf seiner Tiroler Almhütte und schaut sich bereits nach neuen Möglichkeiten in Österreich und der Schweiz um.

„Derzeit bin ich eher Holzfäller als Clown“, stellt der Ballonkünstler fest. Für eine Alternative zum Herbstfest wäre er dementsprechend sehr dankbar, auch wenn er im vergangenen Jahr nur rund ein Drittel seiner üblichen Einnahmen erwirtschaften konnte.

Ebenfalls „auf jeden Fall wieder dabei“, wäre Hendrik Branicki. Er versucht, sich mit dem Verkauf von Lebkuchen und gebrannten Mandeln in Tuntenhausen über Wasser zu halten und wäre jederzeit bereit, sein Karussell und den Stand zum Dosenwerfen wieder aufzubauen. Nach den Erfahrungen des vergangenen Jahres rechnet Branicki schon gar nicht mehr damit, dass ein großes Volksfest stattfindet. Auch wenn er gerne wieder für gute Laune sorgen würde, kann er es verstehen, wenn große Menschenansammlungen vermieden werden müssen.

Stände ließen sich
kurzfristig aufbauen

Für einen früheren „Sommer in Rosenheim“ wären die meisten Schausteller jedenfalls innerhalb weniger Tage bereit und wissen auch schon alle Bescheid, wie Organisator Hertreiter betont. Einzig die strikten Vorschriften stünden einem frühzeitigen Beginn im Weg. Solange die Alternative zum Herbstfest wie aktuell noch stark an eine Inzidenz unter 100 gebunden ist, wird es daher schwer, die Schausteller bald in Rosenheim begrüßen zu können.

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