Mit den drei Fremdsprachen, die wir in der Schule noch zusätzlich zum Hochdeutschen lernen durften, glaubte ich mich eigentlich für das Leben gut gerüstet. Nun sitze ich in einer Asylbewerberunterkunft und verstehe kein Wort. Die Afrikanerin schaut mich ebenfalls fragend an, während ich vergeblich versuche, ihr den Inhalt eines Dokuments zu erklären. Ihr Baby schreit und so kann sie sich ohnehin nicht darauf konzentrieren.
So wird das nichts! Mit einer Geste frage ich, ob ich ihr das Kind abnehmen darf und nach kurzem Zögern legt sie es mir auf den Arm. Während ich den Säugling ein wenig herumtrage, ihm leicht auf die Schulter klopfe und etwas vorsinge, fängt die junge Frau an, das Papier zu buchstabieren. Sie nickt schließlich und hat verstanden, worum es geht. Das nigerianische Baby ist indes bei einem bayerischen Lied eingeschlafen. Diese kleine Begebenheit ist schon zwei Jahre her, denn momentan sind Besuche in Gemeinschaftsunterkünften nicht angesagt.
Sie zeigt aber, dass Völkerverständigung manchmal ohne Dolmetscher möglich ist, sei es wie hier durch mütterliche Intuition oder im Sport, wenn bei internationalen Wettkämpfen die Regeln klar sind. In der Bibel wird erzählt, dass an Pfingsten die Apostel in Jerusalem plötzlich in allen Sprachen zu verstehen waren. Vielleicht bedeutet diese Aussage auch, dass die Botschaft Jesu die Mitte aller Herzen erreicht. Ein wenig von dieser „göttlichen Herzensverständigung“ möchte ich uns an diesem Pfingstfest wünschen, besonders den Völkern, die heute im Heiligen Land leben.