Rosenheim – „Kennen sie die bodengleiche Dusche“, fragte die Rosenheimer Architektin Christine Degenhart in die Runde und schob als Antwort hinterher, „vor 20 Jahren ist sie nur milde belächelt worden, heute ist sie en vogue“. Landrat Otto Lederer will beim Thema Barrierefreiheit nun anschieben und im August und September den Fokus auf barrierefreies Bauen setzen.
Kleine Stufen,
schmale Türen
Schon kleine Stufen oder zu schmale Türen können ein unüberwindbares Hindernis für Menschen mit Beeinträchtigungen darstellen. Deshalb sollen diese beseitigt – oder noch besser gar nicht erst aufgebaut – werden. Das betonte auch der Landrat in einem Pressegespräch. „Beim barrierefreien Bauen geht es nicht nur um den Rollstuhl. In beinahe allen Lebenslagen kann man von barrierefreien Gebäuden profitieren. Das geht vom Kinderwagen bis hin zu unserer Groß- beziehungsweise Urgroßelterngeneration. Investitionen in barrierefreie Wohnungen sind Investitionen in die Zukunft.“
Ähnlich sah es Degenhart. Die Präsidentin der Bayerischen Architektenkammer sowie Mitglied im Arbeitskreis „Barrierefreies Bauen in Stadt und Landkreis Rosenheim“ sieht in der Aktion eine große Chance, Bewusstsein zu schärfen. „Mit einer frühzeitigen Verankerung der Barrierefreiheit im Entwurfsprozess entsteht eine schlüssige Planung.“ Sie bedankte sich auch bei den Beauftragten des Landkreises für Menschen mit Behinderung Christiane Grotz sowie Irene Oberst. Die für August und September geplante Aktion gehe auf ihre Initiative zurück. Außerdem will Degenhart das Thema Barrierefreiheit breiter aufstellen. Konkret nannte sie aus dem Bereich Tourismus Ferienwohnungen, Museen oder Schwimmbäder.
Den rechtlichen Hintergrund erläuterte Quirin Zallinger, der für das Bauwesen zuständige Abteilungsleiter im Landratsamt Rosenheim. Seinen Angaben zufolge schreibt die Bayerische Bauordnung vor, dass in Gebäuden mit mehr als zwei Wohnungen eine gewisse Anzahl der Wohnungen barrierefrei erreichbar sein muss. Außer bei Sonderbauten muss das aber im Genehmigungsverfahren nicht geprüft werden.
Bewusstsein
schaffen
Um hierfür ein Bewusstsein zu schaffen, wird das Kreisbauamt im Landkreis Rosenheim in den beiden Aktionsmonaten August und September in der Prüfung der Bauanträge die Barrierefreiheit in sein Prüfprogramm aufnehmen. Wenn die Anforderungen nicht erfüllt sind, sollen erst Beratungen stattfinden, in letzter Konsequenz sind aber auch Ablehnungen möglich.
Abschließend forderte Landrat Lederer alle Beteiligten auf, an einem Strang zu ziehen: „Die Architekten, Planer und auch die Gemeinden müssen die Bauherren schon dahingehend beraten und sensibilisieren. Daher haben wir neben unseren Landkreisgemeinden auch die Bayerische Architektenkammer in Rosenheim in unsere Aktion miteingebunden.“