„Nicht unter Zeitdruck“

von Redaktion

Verspätung beim Basistunnel – Keine Folgen für Bayern

Rosenheim – Eine Verspätung von zwei Jahren beim Jahrhundert-Projekt Brennerbasistunnel sorgt für verärgerte Reaktionen in Tirol. Gelassenheit dagegen auf bayerischer Seite: Man gehe nicht davon aus, dass die aktuellen Meldungen zum Brennerbasistunnel einen Einfluss auf den Fortgang des Brenner-Nordzulaufes haben werden, hieß es vonseiten der Deutschen Bahn.

Gelassenheit auf
bayerischer Seite

Die Verzögerung beim Bau der längsten unterirdischen Eisenbahn-Verbindung der Welt sei ohnehin keine Überraschung, sagt die Rosenheimer CSU-Bundestagesabgeordnete Daniela Ludwig. Man wisse seit Längerem, dass ein Baulos neu ausgeschrieben werden müsse, sagte sie auf Anfragen der OVB-Heimatzeitungen „Auf die Planungen in Deutschland hat das keinen Einfluss.“

Harsch fallen dagegen die Reaktionen in Tirol und Südtirol aus. Der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter und sein italienischer Kollege Arno Kompatscher zeigten keinerlei Verständnis für die Verspätung. „Die Bevölkerung entlang des Brennerkorridors setzt viel Hoffnung in den Brennerbasistunnel, damit die Lebensqualität gesteigert werden kann.“

Nicht aus
heiterem Himmel

Warum die Reaktionen so unterschiedlich ausfallen, dafür hat Thomas Riedrich von der Bürgerinitiative Brennerdialog eine Erklärung. „Die Österreicher versuchen in einer Tour, uns vorzumachen, dass das ganze Projekt eilig ist und es pressiert.“ Er könne verstehen, dass es bei den Hauptbeteiligten am Brennerbasistunnel nicht ins Konzept passe, dass nicht die deutsche, sondern die österreichisch-italienische Tunnelgesellschaft BBT für Verzögerungen sorge. „Das macht nur deutlich, dass der Zeitdruck gar nicht da ist, sondern vielmehr künstlich erzeugt wurd“, meint Riedrich. Wie Daniela Ludwig auch weist er darauf hin, dass die Verzögerung eine Vorgeschichte hat und keinesfalls aus heiterem Himmel komme.

Der Baustopp betrifft ausgerechnet das Herzstück des Projekts, den Abschnitt „Pfons-Brenner“, ein Auftrag im Umfang von 966 Millionen Euro. Zwischen der Brennerbasistunnelgesellschaft BBT SE und der Arbeitsgemeinschaft rund um den österreichischen Baukonzern Porr sollen unterschiedliche Auffassungen um die Dicke der Tunnelschalungen gegangen sein. Schließlich kündigte die BBT SE den Vertrag mit der Arbeitsgemeinschaft. Mit dem Ergebnis, dass das Los für den 15 Kilometer langen Abschnitt neu vergeben werden muss.

Daniela Ludwig unterstrich, dass man sich auf deutscher Seite auch ungeachtet der Schwierigkeiten auf österreichisch-italienischer Seite nicht unter Druck setzen lassen werde, sondern „unabhängig“ nach der besten Variante für den Brennernordzulauf suche. „Die bestmögliche Lösung für die Menschen in der Region und für die Umwelt hat oberste Priorität“, sagt sie.

Die Bahn hatte im April die sogenannte violette Variante als Vorschlagsvariante präsentiert. Sie führt von Ostermünchen aus nördlich an Rosenheim vorbei über den Inn, um dann Stephanskirchen in einem Bogen unterirdisch im Osten zu umfahren. Westlich von Riedering wird die Trasse möglicherweise oberirdisch geführt, um dann auf Höhe von Rohrdorf wieder unter der Erde zu verschwinden.

Verknüpfungsstelle
auf dem Prüfstand

Westlich von Samerberg und östlich von Nußdorf eilt die Strecke unterirdisch dem Inn zu, den sie kurz vor Oberaudorf unterquert. Geprüft wird noch, ob die Verknüpfungsstelle von Neubau- und Bestandsstrecke bei Oberaudorf in den Berg verlegt werden kann. Schließlich verschwindet die Strecke ein drittes Mal in einem Tunnel, um dann hinter Kufstein auf österreichischer Seite wieder aufzutauchen. Derzeit ist die Bahn damit beschäftigt, den Boden für den nördlichen Teil des Brenner-Nordzulaufs zu sondieren, Dazu entnehmen die Ingenieure zwischen Grafing und Ostermünchen bei fünf Erkundungsbohrungen bis 20 Meter Tiefe und 15 Rammkernsondierungen bis zehn Meter Tiefe Bodenproben. Die Bahn zieht daraus Rückschlüsse über die Beschaffenheit des Baugrunds und die Grundwasserverhältnisse.

Was den Brenner-Nordzulauf im Landkreis Rosenheim betrifft: Da sind die Aufträge für Bohrungen zur Baugrunderkundung bereits vergeben. „Heuer und nächstes Jahr werden wir die Grundlagen schaffen, um die Vorplanung 2024 abzuschließen zu können“, sagte Chefplaner Matthias Neumeier den OVB-Heimatzeitungen.

Neuer Dachverband geplant

Die violette Vorzugstrasse der Bahn teilt die Bürgerinitiativen – auf der einen Seite sind die, deren Orte nach wie vor betroffen sind, auf der anderen die, deren Ortschaften nicht mehr von den Planungen berührt werden. Um dem Rechnung zu tragen, auf der anderen Seite aber auch neu gebildete Gruppen besser integrieren zu können, plane man gerade die Einrichtungen eines neuen Dachverbands für die Bürgergruppen gegen den Tunnel und den Brenner-Nordzulauf, sagte Thomas Riedrich vom Brennerdialog den OVB-Heimatzeitungen.

Artikel 10 von 11