Rosenheim – Im Aschbacher Hof in Feldkirchen-Westerham war jemand besonders schnell. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) befand sich noch mitten in der Pressekonferenz bei der Verkündigung froher Nachrichten, da schob sich schon ein Infofenster über die Homepage des Hotels. „News!“, stand da zu lesen, „ab sofort ist ein Besuch in unserem Restaurant ohne Test möglich.“ Chef Rainer Lechner reagierte auf diesbezügliche Anfragen mit einem Lachen: „Ich hab’s noch gar nicht gesehen, das muss einer von meinen Leuten von selber schnell draufgestellt haben.“ Man merke, so sagte Lechner weiter, „da will jeder wieder arbeiten.“
Aufatmen bei
den Gastwirten
Die Erleichterung nicht nur, aber vor allem in der Gastronomie, ist gewaltig. „Seit 2. November 2020 hatten wir geschlossen“, sagte Peter Fichter aus dem Stechl-Keller in Wasserburg mit deutlich hörbarem Aufatmen. „Und jetzt können wir sagen: Wir haben’s überstanden.“ Womit er sich ähnlich wie Söder äußerte. „Das Schlimmste ist in dieser dritten Welle überstanden“, sagte der in der Einleitung zu seinem Katalog der Öffnungen und Erleichterungen, im Amateursport über die Öffnungen von Kultureinrichtungen bis hin zum Besuch der Gastronomie.
„Bayerischer Weg“
bei Inzidenz unter 100
Das Landratsamt hatte am Mittwoch für den fünften Tag in Folge das Unterschreiten der Sieben-Tages-Inzidenz von 35 bekannt gegeben und damit Erleichterungen etwa bei den Kontaktregeln. Oder bei den Geschäften: Die Öffnung von Ladengeschäften mit Kundenverkehr sei „zulässig“. Gestern traten die neuen Regelungen in Kraft. Und kurz nach 12 Uhr mittags trat Söder vor die Kameras und Mikrofone und verkündete die neue Scheidelinie: Jenseits von 100 Bundesnotbremse, unter 100 „bayerischer Weg“.
Und der schaut so aus, dass bei einer Inzidenz von unter 50 für viele bis vor Kurzem stark beschränkte Aktivitäten nicht einmal mehr Testpflicht gilt. Darunter fallen dann auch die Innenbereiche von Gaststätten. Ganz wichtig findet dies Rainer Lechner, gerade angesichts des durchwachsenen Wetters: Lohnt es sich, einen Biergarten zu öffnen, wenn die Gäste angesichts eines drohenden Unwetters nicht ins Innere flüchten können? Auch für Peter Fichter ist die Öffnung der Innengastronomie wichtig. Außengastronomie ist eben nur ein Standbein. Und Abholservice half beim Überleben, ist aber kein Ersatz für den echten Kontakt. „Mit Gast, das ist unser Geschäft“, sagt Fichter nach Monaten des Dienstes für „Abholer“.
Er, genauso wie seine Kollegen, dürfen zuversichtlich sein. Denn der Trend scheint stabil – ihn bildet nach den Angaben des Landratsamtes eine steil nach unten sich neigende Kurve ab. Für die Stadt Rosenheim lag die Sieben-Tage-Inzidenz bei 29,90 (vergangene Woche 44,06), für den Landkreis Rosenheim bei 30,23 (35,97). Seit vergangenem Freitag wurden dem Gesundheitsamt 98 neue Fälle (122) für Stadt und Landkreis Rosenheim gemeldet. Bisher sind insgesamt 17716 Infektionen in Stadt und Landkreis Rosenheim aufgetreten (Landkreis: 13807, Stadt: 3909). Bei mindestens 16582 Menschen ist eine Genesung dokumentiert. Stand gestern betrug die Zahl der mit oder an Corona Verstorbenen 514 (Landkreis: 454, Stadt: 60). Dem Gesundheitsamt wurde nach eigenen Angaben ein im Laufe der vergangenen Woche Verstorbener gemeldet.
Britische Variante beherrscht Geschehen
Das Infektionsgeschehen beherrscht weiterhin die britische Variante. Seit vergangener Woche wurden dem Gesundheitsamt außerdem zwei weitere Fälle der indischen und ein Fall der brasilianischen Variante gemeldet.
54 (zuletzt 65) Covid-19-Patienten werden in Stadt und Landkreis Rosenheim stationär behandelt, davon befinden sich 13 Patienten (19) auf einer Intensivstation.