„Der liebe Gott hat es schon gut mit mir gemeint“, erzählt eine Seniorin, als ich sie zum runden Geburtstag besuche. Die alte Dame strahlt auf mich so viel inneren Frieden aus, obwohl gerade ihr Leben nicht frei war von Schicksalsschlägen und einschneidenden Erlebnissen.
Im Rückblick auf ihre Lebensgeschichte hat sie viel zu erzählen: Aus einer kurzen Begegnung wurde über lange Umwege eine große Liebe, aus bescheidenen Anfängen eine gemeinsame Existenz und aus einer Idee mit viel Idealismus und Kreativität ein Unternehmen. „Man muss halt immer vertrauen, dass im Leben auch aus etwas ganz Kleinem noch etwas wachsen kann“, fasst sie ihre Erfahrung zusammen.
Still höre ich zu und denke mir, dass man das Gleichnis vom Samenkorn aus der Bibel, das wir am kommenden Sonntag im Gottesdienst hören, eigentlich nicht besser erklären kann. Darin vergleicht Jesus das Reich Gottes mit einem Senfkorn, dem kleinsten unter den Samenkörnern, das zu einem großen Baum wächst, in dem sogar die Vögel des Himmels noch einen Platz finden.
Auch wenn wir für alles, was wir im Leben säen, zumindest gute Bedingungen schaffen können, das Wachstum selbst können wir nie erzwingen. Es bleibt eine Frucht des Vertrauens und der Geduld – und immer Geschenk.
Wir haben eine ganze Reihe von unterschiedlichen Samenkörnern in der Hand. Nicht alle werden im Lauf unseres Lebens aufgehen, und das müssen sie letztlich auch nicht. Einzelne davon werden dafür zu einer großen Pflanze in unseren Visionen und Zielen, im Beruf, in unseren Freundschaften und in der Liebe.